Blockchain: Was sind eigentlich Smart Contracts?
Kryptowährungen boomen, als dezentralisierte Zahlungsmittel konzipiert, haben sie mittlerweile finanzkräftige Investoren angelockt, die sich durch immer weitere Kurssteigerungen Gewinne erhoffen. Da diese Anlageform vergleichsweise wenig reglementiert ist, gibt es kurzfristig kaum Gefahren, dass dieses Pyramidenspiel unterbunden wird.
Im Moment sieht es nicht so aus, als ob Kryptowährungen in absehbarer Zeit die bisherigen Geldsysteme ablösen wird: Zu volatil sind die Kurse, zu beschränkt die technologische Infrastruktur, die kaum für Millionen oder gar Milliarden Nutzer ausgelegt ist.
Zukunftstechnologie Smart Contracts
Die Zukunft der Blockchain-Technologie, die allen Kryptowährungen zugrunde liegt, ist anderswo zu verorten. Seit einigen Monaten haben auch große Finanzinstitute vermehrt Interesse an Blockchains gezeigt. Nicht weil sie eigene Kryptowährungen auf den Markt bringen wollen, sondern aufgrund anderer Blockchain-basierter Technologien – allen voran Smart Contracts.
In Smart Contracts wird eine vertragliche Regelung als Code aufgeschrieben, der einer konditionalen Logik folgt, das heißt sie folgen einem „Wenn-Dann“- Muster: werden bestimmte Voraussetzungen erfüllt, tritt automatisch eine bestimmte Vertragsklausel in Kraft. Während üblicherweise dritte Instanzen, wie zum Beispiel Anwälte dafür garantieren, dass ein Vertrag eingehalten wird, sorgt bei Smart Contracts die Technologie für die Einhaltung des Vertrags – es muss also keine vermittelnde Institution zwischengeschalten werden, um Vertrauen zwischen den Vertragspartnern zu gewährleisten.
Befürworter von Smart Contracts erhoffen sich von der Technologie eine Erleichterung von Geschäftsvorgängen und Vertragsabwicklungen sowie eine höhere Vertragssicherheit. Darüber, wie genau Smart Contracts technisch umgesetzt werden sollten, herrscht allerdings noch Uneinigkeit.
Ethereum
Derzeit hat sich vor allem die Blockchain Ethereum als Plattform für Smart Contracts hervorgetan. Das liegt in erster Linie daran, dass die älteste und größte Blockchain Bitcoin nicht für den Einsatz von Smart Contracts geeignet ist, weil sie in einer Programmsprache geschrieben wurde, die nicht Turing-vollständig ist.
Die Blockchain Ethereum dient einerseits als Plattform für die Kryptowährung Ether, andererseits können über die Blockchain Smart Contracts angelegt, verwaltet und ausgeführt werden. In Ethereum existieren Smart Contracts als Accounts, die jenen der Nutzer (den User Accounts) gleichen, die aber nicht über einen privaten Key kontrolliert werden, sondern vom Code, der in ihnen enthalten ist.
Man kann mit diesen Smart Contracts kommunizieren, wie mit jedem anderen Account, der Vertrag selbst kann aber, nachdem er einmal angelegt ist, nicht mehr verändert werden. Das macht ihn auf der einen Seite – soweit er keinen Fehler enthält – immun gegen Hackerangriffe von außen. Auf der anderen Seite kann kein Fehler im Code nachträglich verändert werden. Ist der Vertrag fehlerhaft, können also womöglich große finanzielle Schäden entstehen, wenn eine Sicherheitslücke ausgebeutet wird.
Fazit: Smart Contracts mit etwas Phantasie
Smart Contracts müssen aber nicht auf diese Weise in eine Blockchain implementiert sein. Es ist auch möglich, sie als gewöhnliche Blöcke in einer Blockchain anzulegen und zu verifizieren. Die Verträge könnten dann wie Kryptowährungen gehandelt werden, ihr Inhalt wäre allerdings kein statischer Geldwert, sondern ein bestimmter Code, der wie oben beschrieben, auf „Wenn-Dann“- Ereignisse reagiert.
Es ist derzeit nicht abzusehen, welchen Weg die Entwicklung der Smart Contract-Technologie nehmen wird. Mit etwas Phantasie lassen sich aber eine ganze Menge an möglichen Anwendungsfeldern vorstellen. Auf Basis verschiedener Smart Contracts, die miteinander verbunden sind, können Dapps (distributed apps) entstehen, also Blockchain-basierte Apps, wie es sie für Ethereum bereits gibt.
Natürlich könnte auch jede Form von Kauf- oder Mietvertrag über eine Blockchain abgewickelt und sogar politische Wahlen könnten über Blockchains abgehalten werden. In der Theorie ist das schneller, billiger und effizienter, da bürokratische Verwaltungsstrukturen eingespart werden könnten und Dritte, die bisher für die Sicherheit der Vertragspartner bürgten (wie Anwälte, Banken oder Versicherungen) überflüssig werden würden. In der Praxis sind wir davon derzeit aber noch weit entfernt.
Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.de