6 Dinge, die man über Bluesky wissen sollte
Ziemlich gleich, aber eigentlich alles anders: So könnte man die Grundidee von Bluesky beschreiben. Die Social-Media-Plattform präsentiert sich als Alternative zu X, das vorher Twitter hieß. Mit dem Wahlsieg von Donald Trump werde X zum primären Sprachrohr der Faschisten und Verschwörungstheoretiker, so die Befürchtung prominenter Nutzer.
Sie haben deshalb ihren „eXit“ verkündet. Neben vielen Medien sind jüngst auch bekannte Österreicher zu Bluesky gewechselt, wie die Journalisten Armin Wolf, Ingrid Brodnig und Corinna Milborn.
Aber reicht das, um Bluesky zum „guten“ X zu machen? Und was steckt eigentlich hinter dem Portal? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist Bluesky?
Ähnlich wie bei X kann auf Bluesky jede Person ein Konto erstellen und Nachrichten schreiben, die öffentlich sichtbar sind – auch für Personen, die kein Konto bei dem Portal haben. Jede Nachricht kann bis zu 300 Zeichen lang sein. Es ist auch möglich Bilder oder Videos, zusammen mit den Nachrichten, zu veröffentlichen. Um am Laufenden zu bleiben, was bestimmte Personen auf Bluesky schreiben, kann man ihnen folgen. Je mehr „Follower“ eine Person hat, desto beliebter gilt sie.
Wo kommt Bluesky auf einmal her?
Das Portal wurde schon 2021 aus dem damaligen Twitter ausgegliedert. Man munkelt, dass man dort schon erahnte, dass Elon Musk einen Kauf der Social-Media-Plattform plante. Twitter wurde schließlich Mitte 2022 von dem Milliardär übernommen und ein Jahr später in X unbenannt.
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Hauptverantwortlich für die Gründung von Bluesky war Jack Dorsey, der auch Twitter gegründet hatte. Bis November 2021 war er Chef von Twitter, danach im Aufsichtsrat. Im Mai 2022 zog er sich komplett aus dem Unternehmen zurück. Dorsey hat mittlerweile auch Bluesky den Rücken gekehrt. Im Mai 2024 gab er seine Position im Rat auf und löschte sein Konto. Die Begründung: Bluesky würde dieselben Fehler wiederholen, wie damals Twitter.
Seit August 2021 ist die CEO von Bluesky Jay Graber. Zuvor hatte sie unter Dorsey die Projektleitung für Bluesky inne.
Wie groß ist Bluesky?
Aktuell hat Bluesky 19,2 Millionen Nutzer weltweit. Ende Oktober, also vor den US-Wahlen, waren es noch 13 Millionen. Das Wachstum war schon zuvor rasant. Im Februar 2024 hatte Bluesky lediglich 3 Millionen Nutzer. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Testphase beendet: Nutzer benötigen seitdem keine Einladung mehr, um ein Konto zu erstellen. Im August kamen 4 Millionen Nutzer in weniger als 2 Wochen hinzu, nachdem X in Brasilien gesperrt wurde.
Verglichen mit X ist das dennoch nicht besonders viel. Laut Musk hat X über 600 Millionen Nutzer. Rund 250 Millionen davon sollen täglich aktiv sein – also schreiben, mit Nachrichten interagieren oder diese lesen, anstatt bloß irgendwann mal ein Konto erstellt zu haben.
Was macht Bluesky anders als X?
Bluesky bezeichnet sich selbst als „Open-Source-Projekt“, mit einem „dezentralen Protokoll“. Open Source heißt, dass der Programmiercode öffentlich eingesehen werden kann – es soll also keine geheimen Algorithmen geben, wie bei anderen sozialen Netzwerken.
Mit dezentral ist gemeint, dass Nutzer eigene Server anlegen können, auf denen ihre Bluesky-Daten gespeichert sind. Ein Unternehmen kann etwa einen eigenen Server betreiben, der mit dem Bluesky-Netzwerk verbunden ist. Sollte Bluesky bankrottgehen oder man eine andere Plattform nutzen wollen, kann das Unternehmen die Daten auf seinem Server - also die angelegten Nutzer, veröffentlichten Nachrichten, usw. - zu einer anderen Plattform übersiedeln. Derzeit ist diese Funktion noch stark eingeschränkt. Solche „Personal Data Server“ (PDS) unterstützen aktuell nur 10 Konten.
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Was bietet Bluesky seinen Nutzern für Features?
Eines der Haupt-Features von Bluesky ist, dass den Nutzern kein Algorithmus aufgezwungen wird. Verwendet man die Webseite bsky.app oder die App, sieht man beim Reiter „Following“ die Nachrichten der Personen, denen man folgt, in chronologischer Reihenfolge. Erst, wenn man „Discover“ auswählt, werden Inhalte anhand der persönlichen Interessen gereiht. Je länger man die Plattform nutzt, desto genauer soll „Discover“ die persönlichen Vorlieben kennen und entsprechende Nachrichten anzeigen.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, „Feeds“ hinzuzufügen. In diesen werden Nachrichten zu bestimmten Themengebieten gebündelt angezeigt. Man kann etwa einen Feed zu Filmen oder Kunst hinzufügen. Diese Feeds werden von anderen Nutzern kuratiert. Will man, weil man etwa ein passionierter Filmkritiker ist, Teil eines solchen Feeds werden, muss man bei dessen Verwalter anfragen, ob man darin aufgenommen wird.
Bluesky hebt die Nutzer-Moderation als Feature hervor. Dabei handelt es sich um ein Filtersystem, das man individuell konfigurieren kann. So kann man etwa Beiträge anderer Nutzer ausblenden, die bestimmte Wörter oder Tags enthalten. Zudem kann man sexuelle oder gewalttätige Inhalte verstecken lassen. Wer etwa genervt von in Beiträgen angezeigten YouTube-Videos oder Spotify-Songs ist, kann das ebenfalls unterbinden.
Das heißt aber nicht, dass bei Bluesky alles erlaubt ist, wenn man es nicht selbst ausblendet: Es gibt allgemeine Regeln und ein Moderationsteam, das Inhalte löscht und bei Regelverstößen Nutzer blockiert. Bluesky erinnert dabei an das alte Twitter, als dort diskriminierende und rassistische Inhalte sowie Gewaltaufrufe strikter geahndet wurden als jetzt bei X.
Wie verdient Bluesky Geld?
Bluesky ist offiziell eine gemeinnützige Gesellschaft (PBLLC), muss aber natürlich trotzdem seine Rechnungen zahlen. Bisher läuft das über Investoren. Experimentiert wird zudem mit kostenpflichtigen Zusatzdiensten, die für die meisten Nutzer aber nicht relevant sind.
Wie sich Bluesky auf Dauer finanzieren will, ist ungewiss. Werbung wolle man vermeiden – aber je höher die Nutzerzahl wird, desto mehr Server werden gebraucht und desto mehr Geld benötigt das Unternehmen, um diese zu bezahlen. Womöglich wird man früher oder später doch versuchen, die Werbekunden abzugreifen, die X aufgrund seiner Offenheit gegenüber rassistischen und gewaltverherrlichenden Nachrichten verloren hat.
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