Changers: Belohnung fürs Radfahren und Solar Panel-Nutzen
„Ich bin eine unverbesserliche Weltverbesserin“, sagt Daniela Schiffer beim futurezone-Gespräch in Wien über ihre Motivation, ein grünes Start-up zu gründen. Schiffer war vorher Künstlerin und wollte nicht mehr, dass ihre Werke „an den Wänden in Wohnzimmern von Super-Reichen“ versauern. Stattdessen hat sie sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten dazu entschlossen, die Umwelt nachhaltig zu verbessern. „Der Klimawandel ist die am besten angekündigte Katastrophe der Welt. Jeder weiß Bescheid, jeder verdreht die Augen. Aber irgendwann werden wir es uns nicht mehr leisten können, nichts zu tun. Daher ist es günstiger, wir investieren jetzt als in 20 Jahren“, so Schiffer, die mit Changers einen Beitrag dazu leisten möchte, dass Menschen nachhaltig den CO2-Verbrauch reduzieren.
Solar Panel und mobiler Akku
„Wir wollen über spielerische Kommunikation die Online-Gemeinschaft dazu zu bringen, sich zu messen und belohnen sie mit Auszeichnungen und Rankings“, erzählt Schiffer. Einer, der bereits alle Auszeichnungen und Badges, die es gibt, gesammelt hat, ist der Wiener Medientechniker Jörg Fiala. Neben dem „Treehouse“-Badge hat er auch den Badge für „Victory“. Diesen gibt es für 2.000 gesammelte Watt-Stunden. Fiala hat mehr als 3.900 Watt-Stunden mit insgesamt drei Solar Panels von Changers produziert. Das entspricht einer CO2-Einsparung von rund 1,9 Kilogramm. Im internationalen Ranking der Changers-Gemeinschaft liegt Fiala auf Platz 23. „Ich lade damit regelmäßig drei iPhones, zwei iPods und ein iPad auf“, sagt Fiala.
Credits als Öko-Währung
Doch der spielerische Ansatz alleine reicht dem Start-up nicht, das derzeit rund 5.000 Solar Panels verkauft hat und etwa 4.000 Community-Mitglieder verzeichnet. Mit sogenannten Credits bekommen die Changers-Nutzer Rabatte auf nachhaltige Angebote von Partnern, wie etwa CarSharing, Öko-Strom oder Gemüsekisterl. „Wir belohnen unsere Kunden unmittelbar dafür, dass sie etwas Gutes tun und nachhaltig handeln“, erklärt Schiffer. Derzeit ist die Auswahl der Partner-Unternehmen allerdings noch sehr rar gesät. Wer beispielsweise die Energie, die bei der Herstellung des Solar Panels und des Akkus drauf gegangen ist, wieder wett machen will, kann etwa seine Credits dafür hergeben, dass ein Baum gepflanzt wird. Ein Amazon-Nutzer findet das Konzept durchaus gelungen: "Mittlerweile habe ich 284 Wattstunden erzeugt und dafür ebenso viele Credits bekommen, mit denen ich mich bisher kaum beschäftigt habe. Eine schöne Sache: Für 59 Credits kann ich über DHL ein Paket im Wert von 5,90 Euro verschicken. Das Ganze ist begrenzt auf fünf Pakete, was aber immerhin fast 30 Euro Ersparnis bedeutet."
Ein Credit ist nämlich derzeit etwa zehn Cent wert und mit einer erzeugten Watt-Stunde vedient man einen Credit. Dieses Konzept will das Start-up demnächst ausbauen. Schiffer träumt davon, dass man mit der umweltfreundlichen virtuellen Währung auch offline zahlen kann, ähnlich wie es mit dem Bitcoin bereits funktioniert. „Langfristig wollen wir in Richtung einer digitalen Währung gehen, die auf dem Wert von CO2-Einsparungen basiert. Mit dieser Parallelwährung soll man dann nicht nur Bonuspunkte eintauschen, sondern damit auch in umweltfreundlichen Läden zahlen können.“ Im Netz soll zudem ein Marktplatz für privaten CO2-Handel entstehen.
Big Data: Radfahren wird belohnt
Doch für dieses Konzept, das sich derzeit erst in der Planungsphase befindet, reicht das Solar Panel als einziges Standbein nicht aus. Nicht jeder will seine Gadgets über Solarstrom aufladen, aber vielleicht dennoch etwas zum CO2-Sparen beitragen. „Wir gehen deshalb in Richtung Mobilität. Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt und nicht mit dem Auto, kann künftig ebenfalls Credits verdienen“, erklärt Schiffer. Kontrolliert wird das über eine Handy-App, die gerade für iOS und Android entwickelt wird. „Das Smartphone liefert uns genügend Daten, so dass wir die Fortbewegungsart identifizieren können.“ Die Daten werden auf rein freiwilliger Basis der Nutzer erhoben. Die App ist außerdem lernfähig. Während am Anfang noch ein Start- und Stopp-Knopf gedrückt werden muss, will die App über kurz oder lang selbstständig erkennen, ob jemand den Bus, die Bahn, das Rad, das Auto oder seine eigenen Füße zur Fortbewegung benutzt hat.
Auch Einnahmen erwünscht
Schiffer möchte mit dem Start-up, bei dem derzeit insgesamt sechs Mitarbeiter beschäftigt sind, natürlich trotz all des Idealismusses auch Geld verdienen. Neben dem Hardware-Verkauf der Solar Panels will sie künftig auch maßgeschneiderte grüne Kundenbindungstools als White-Label-Lösung anbieten. „Wenn eine Firma seine Mitarbeiter dazu motivieren will, auf ihr Auto zu verzichten, setzen wir das passende Konzept um“, so Schiffer. Vorerst will sich das Start-up auf den deutschsprachigen Markt konzentrieren. Langfristig will Changers jedoch auch „groß werden“. Denn nur so lässt sich die Welt dauerhaft verbessern.
Die Start-Up-Gründerin Daniela Schiffer war im Rahmen der Veranstaltung "Green IT im Haushalt" von twenty.twenty in Wien zu Gast. Die futurezone hat sie vorab zum Gespräch getroffen.