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Daimler mietete heimlich Tesla und gab ihn ramponiert zurück

Eine verzogene Heckklappe, mit Klebeband angebrachte Verkleidungsteile, beschädigter Lack und eine bis zum Anschlag ausgereizte Antriebseinheit, die wenig später den Geist aufgab. Das ist die Bilanz mehrerer Testfahrten, die offenbar Daimler-Mitarbeiter auf verschiedenen europäischen Teststrecken des Konzerns mit einem Wagen des Konkurrenten Tesla durchführten, berichtet „Spiegel online“. Der rund 200.000 Euro teure Tesla Model X 100 wurde dazu für sieben Wochen angemietet, heißt es in dem Bericht weiter. Insgesamt dürften Schäden von mehr als 15.000 Euro sowie ein Wertverlust des Autos von 2000 Euro entstanden sein.

Zum Handkuss kam ein kleiner Autovermieter aus Bayern, der drei Teslas im Angebot hat, und das teuerste Modell ohne zu wissen, für wen der Wagen eigentlich bestimmt war, an den Branchenprimus Sixt verlieh. Sixt gab das Fahrzeug an den Daimler-Konzern weiter, dessen Angestellte es laut „Spiegel online“ unter anderem über eine Hochgeschwindigkeits- und eine Bergstrecke sowie über einen Offroad-Parcours jagten.

Zerlegt

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde der Wagen bei Daimler auch zerlegt und nicht unbedingt fachgerecht wieder zusammengebaut. Lackschäden deuteten auch darauf hin, dass auf dem Dach Messapparate angebracht wurden.

Zu allem Überfluss fand sich im Handschuhfach des Teslas auch noch ein Falschparkzettel aus dem Daimler-Testgelände in Sindelfingen. Offenbar legte Daimler nicht unbedingt Wert darauf, die Tests zu verschleiern.

Offene Rechnung

Die Autovermieter waren – wenig überraschend – sauer und stellten Sixt fast 100.000 Euro in Rechnung, die unter anderem Vertragsstrafen und Abstandszahlungen für die laut Vereinbarung nicht erlaubten Testfahrten umfassten. Ersetzt wurden ihnen aber lediglich die Reparaturkosten und die Wertminderung des Fahrzeugs. Auf einen Rechtsstreit mit Sixt und Daimler wollten sie sich nicht einlassen.

Daimler zeigte sich über die Forderungen überrascht. Die Anmietung von Fahrzeugen zu Vergleichsfahrten sei in der Automobilbranche ein "üblicher Vorgang", hieß es. Für Schäden komme die Versicherung auf. Der Vorfall zeige, welch dubioser Methoden sich Daimler im Rennen um Marktanteile für Elektroautos bediene, attestiert hingegen "Spiegel online". Der deutsche Hersteller besorgte sich bereits einmal inkognito ein Elektrofahrzeug der Konkurrenz. Über eine Briefkastenfirma wurde ein Streetscooter der Deutschen Post angemietet und getestet. Ob es auch dabei zu Schäden kam, ist nicht bekannt.

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