"Die Zukunft des Radios ist am Smartphone, oder gar nicht"
Klassisch moderiertes, lineares Radioprogramm verschmilzt mit einem personalisierten Audiostream. Ein Radioprogramm à la carte so zusagen: Zu hören gibt es nur Songs, die einem wirklich gefallen, Werbung zielt direkt auf die Geschmäcker des Nutzers ab und auch Nachrichten werden nur dann gespielt, wenn sie der Hörer wünscht. Ungefähr so stellt sich KroneHit-Programmdirektor Rüdiger Landgraf die Zukunft des Radios vor, bei der das Smartphone im Mittelpunkt steht.
"Die Zukunft des Radios findet am Smartphone statt, oder gar nicht", sagt Landgraf im Gespräch mit dem futurezone. Denn die Zahl der klassischen Radioempfänger, die Jugendliche verwenden, ist stark rückläufig und es werden in absehbarer Zeit auch nicht wesentlich mehr werden. Es steigt jedoch der Audiokonsum am Handy. Am Smartphone erwarten sich die Nutzer aber mehr als eine 1:1-Kopie des herkömmlichen UKW-Programms, nämlich Interaktion und Personalisierung. "Für dieses Vorhaben haben wir gemeinsam mit Partner die Smartphone-App Skip FM entwickelt."
Radio à la carte
"Der Audiostream wird in Segmente – Musikstücke, Moderation und Werbung – zerlegt und am Endgerät zu einem kontinuierlichen Audiosignal zusammengefügt", erklärt der KroneHit-Programmdirektor. Dieses individualisierte Radioprogramm basiert dann einerseits auf der Programmplanung des Senders und andererseits auf protokollierten Hörgewohnheiten der Nutzer und Userinteraktionen. "Dabei kann man die einzelnen Musikstücke bewerten und überspringen, sodass die 'schlechten Songs' nicht mehr angehört werden müssen", sagt Landgraf. "Das ist nicht nur für die Hörer vorteilhaft, sondern auch für uns als Einnahmequelle ist das positiv. Denn wer Songs überspringt, muss dafür auf den Bildschirm des Smartphones schauen und dort können wir weiterführende Infos, Links und Video-Werbung anzeigen."
Gerade beim Radio schätzen die Hörer, dass man einfach auf einen Knopf drückt und sich berieseln lässt. Bei Streamingdiensten hingegen müssen die Nutzer immer eine Auswahl treffen. Auf diese Weise könne man die Stärken des traditionellen Radios, etwa moderierte Inhalte mit lokalem Bezug, mit den Vorteilen von Streamingdiensten kombinieren, beispielsweise Tracks liken und Skippen.
Quantensprung mit 5G
"Die technische Umsetzung ist von zentraler Bedeutung: Von Grafik und Usability bis zu einer intelligenten Zwischenspeicherlösung, sodass man auch bei einer schlechteren Internet-Verbindung Radiohören kann", sagt Landgraf.
Der digitale Radio-Standard DAB+, der eigentlich den analogen UKW-Standard hätte ablösen sollen, habe keine Zukunft, schätzt Landgraf. Denn DAB+ sei nicht personalisierbar und unterscheide sich aus Nutzer-Sicht nicht wirklich von UKW. Zudem sind, im Gegensatz zum Smartphone, entsprechende Empfänger-Geräte nicht weit verbreitet. Überhaupt sei den Hörern recht egal wie das Radiosignal übertragen wird, solange alles problemlos funktioniert.
"Wegweisend wird die Einführung des 5G-Standards ab etwa 2020 werden", so Landgraf. Denn die technischen Voraussetzungen, die ein "Radioprogramm à la carte" benötigt, könne erst mit 5G richtig umgesetzt werden; Broadcast-Broadband Convergence etwa: Individuelle Werbungen in Massenprogrammen, und zusätzlich personaliserte Dienste auf einer Plattform." Übertragungswege wie DVB-T2, DAB+ oder auch UKW würden dann durch diesen einheitlichen Standard abgelöst.