"Ein gutes Konzert kann dein Leben verändern"
"Wir lieben Live-Musik, haben aber immer wieder Konzerte unserer Lieblingsmusiker verpasst", sagt Ian Hogarth zur futurezone. Damit das nicht mehr passiert, gründete der Londoner Strategieberater gemeinsam mit Freunden 2007 das Start-up Songkick. Der Online-Dienst informiert seine Nutzer per E-Mail über Konzerte ihrer Lieblings-Bands und -musiker in ihrer Nähe und vermittelt auch Tickets für die Shows.
"Ein gutes Konzert kann dein Leben verändern", meint Hogarth. Rund 100.000 Konzerttermine weltweit finden sich in der Songkick-Datenbank. Sie werden aus hunderten verschiedenen Quellen, von Kartenverkaufsstellen bis hin zu Veranstaltungsorten, zusammengetragen. "Viele Musiker geben ihre Konzerttermine aber auch direkt in die Datenbank ein", so der Songkick-Gründer.
Nutzer können auf der Seite Künstler eingeben, über deren Konzerte sie informiert werden wollen. Listen mit Musikern und Bands können aber auch aus Online-Musikdiensten wie last.fm und Pandora oder der iTunes-Bibliothek importiert werden. Songkick hält dann automatisch über aktuelle Konzerte im Einzugsbereich der Nutzer am Laufenden.
Historische Konzerte
Neben personalisierten Konzertempfehlungen bietet der Dienst auch ein von den Nutzern befülltes umfassendes Archiv mit Informationen zu historischen Konzerten, das bis 1950 zurückreicht. Rund zwei Millionen Gigs sind dort samt Fotos, Setlists, Line-ups, Plakaten, Videos und Nutzerrezensionen aufgelistet.
Die Setlist eines legendären Nirvana-Konzerts 1991 in Dallas (US-Bundesstaat Texas) ist ebenso zu finden wie ein Plakat eines Nine-Inch-Nails-Konzerts aus dem Jahr 2005 in der Wiener Arena. "Es macht Spaß zu sehen, wie tausende Leute eingescannte Tickets und Konzerterinnerungen auf Songkick stellen", meint Hogarth: "Die nutzergenerierten Inhalte sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Angebots."
Beteiligung an Ticketerkäufen
Derzeit verdient das Londoner Start-up, das mehr als 20 Mitarbeiter zählt, sein Geld mit Beteiligungen an weltweit Ticketverkäufen. Künftig will Songkick auch mit Merchandising-Artikeln und Memorabilia Einnahmen lukrieren.
Daneben überlegen Hogarth und sein Team auch, Konzertmitschnitte über die Seite anzubieten. Es gebe heute bereits eine Reihe von Anbietern, die über ein großes Repertoire verfügen würden, sagt der Songkick-Geschäftsführer. Als Beispiele nennt er eine Initiative des Musikkonzerns EMI, das Archiv des US-Veranstalters Bill Graham (Wolfgang`s Vault) aber auch zahlreiche Aufnahmen im Internet Archive. Lizenzen für Aufnahmen zu bekommen, sei jedoch eine Herausforderung, meint Hogarth: "Dem wollen wir uns in Zukunft stellen."
Vergleichbare Angebote
Neben Songkick bieten etwa auch die Seiten Bandsintown und Jambase vergleichbare personalisierte Benachrichtigungen für Live-Konzerte. Auch der Online-Musikdienst last.fm empfiehlt basierend auf dem Musikgeschmack seiner Nutzer Live-Events und bietet auch Platz für Reviews, Fotos und Videos von Konzerten. Die österreichische Plattform plingg hat ebenfalls personalisiere Konzert- und Event-Empfehlungen im Angebot. Eine umfangreiche Sammlung von Set-Listen bietet das Wiki setlist.fm.
"An Relevanz gewonnen"
"Nachdem Musiker heute mit Tonträgern weit weniger Geld verdienen als früher, hat der Live-Musikbereich an Relevanz gewonnen", meint Rainer Praschak, Fachreferent für Musikwirtschaft beim mica (music information center austria).
"Das Live-Geschäft ist für Musiker wichtiger geworden", sagt auch Hannes Tschürtz vom Wiener Musikunternehmen ink music, das zahlreiche heimische Acts - darunter etwa Ja Panik! und Clara Luzia - vertritt. "Früher haben Bands Konzerte gespielt, um einen Tonträger zu bewerben, heute ist die Platte das Promotiontool für die Tour." Auch das Publikumsinteresse für Live-Musik habe zugenommen, so Tschürtz. Davon würden letztlich auch Plattformen wie Songkick profitieren.
Seiten wie Songkick seien nützliche Tools, die Fans viel Zeit ersparen würden. Früher habe er viele Konzerte versäumt, weil er nichts von den Terminen wusste, sagt mica-Referent Praschak, der Songkick auch privat nutzt: "Ich gehe dadurch sicherlich auf mehr Konzerte."
"Ein Mann und ein Mikrofon"
Bei Songkick-Gründer Hogarth hat die Begeisterung für Live-Musik zuletzt etwas nachgelassen. An die elektrisierende Kraft eines guten Konzerts glaubt er nach wie vor. Er erinnert sich an eine Show des US-Rappers Mos Def im Londoner Shepherd`s Bush Empire im Jahr 2001, bei dem der Rapper auf einer ansonsten leeren Bühne lediglich von einem DJ begleitet wurde: "Kein Rückprojektionen oder anderer Firlefanz. Nur ein Mann und ein Mikrofon. Die Show war unglaublich fokussiert und hat den Saal zwei Stunden lang in Bann gehalten."