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Facebook ließ fremde Unternehmen private Nachrichten lesen

Die Berichte rund um die massive Weitergabe von privaten Daten durch Facebook, reißen nicht ab. In der Nacht auf Mittwoch hat die New York Times (NYT) abermals einen Bericht unter Berufung auf interne Dokumente des Online-Netzwerks veröffentlicht. Darin wird im Detail auf die Partnerschaft zwischen Facebook und Unternehmen wie Apple, Amazon, Microsoft, Spotify und Netflix eingegangen. 

Microsofts Suchmaschine Bing konnte etwa die Namen von sämtlichen Facebook-Nutzern einsehen, ohne, dass jene diesem zugestimmt hatten. Außerdem konnten Netflix und Spotify auf private Nachrichten der Anwender zugreifen. Auch Amazon konnte Nutzernamen und Kontaktinformationen einsehen.  

Apple war es möglich, alle Kontakte der Nutzer sowie Kalendereinträge zu sehen, auch dann, wenn die Nutzer das Weitergeben dieser Daten deaktiviert hatten. Apple selbst gab gegenüber der NYT an, dass es der Firma nicht bewusst war, diesen Zugriff zu haben.

Drei Typen von Partnerschaften

Facebook hat mit Firmen drei Arten der Kooperationen, wie unter anderem The Verge berichtet. Ein Typ nennt sich „Integrations“. Dabei handelt es sich um eigens kreierte Apps, die Facebook für Hardware-Hersteller wie BlackBerry programmiert hat. Weil jene direkt in die Geräte implementiert sind, muss Facebook hier entsprechend eng mit den Firmen kommunizieren.

Die zweite Art der Kooperation ist mittlerweile eingestellt und nannte sich „Instant Personalization“. Das Feature ist 2010 gestartet und erlaubte es, den Partnerfirmen ihre Services mit Informationen zu personalisieren, die die Nutzer über sich preisgeben. Yelp hat etwa automatisch Facebook-Freunde angezeigt, die die Seite ebenfalls nutzen.

Dieses Programm erntete scharfe Kritik, auch, weil automatisch jeder Facebook-Nutzer daran teilnahm. 2014 wurde es schließlich eingestellt – dennoch hatte Bing laut der NYT noch bis 2017 Zugriff auf die entsprechenden Daten.

Der dritte Typ an Partnerschaft waren individuell ausgehandelte Kooperationen mit Firmen. Unter diese Kategorie fällt die Abmachung, wonach Firmen auf private Nachrichten Zugriff hatten. Grund dafür war eine sehr offenherzige API, die es vor dem Umstieg auf Facebook Messenger gab.

Reaktion von Facebook

Das Online-Netzwerk erklärte gegenüber der NYT in einer Stellungnahme, dass noch viel Arbeit notwendig sei, um das Vertrauen der Nutzer zurück zu gewinnen. Außerdem weist das Unternehmen auf die Vorteile des Datenaustausches für die Nutzer hin.  

"Die Partner von Facebook ignorieren Datenschutzeinstellungen der Menschen nicht, und es ist falsch Gegenteiliges zu suggerieren“, so Steve Satterfield, Director of Privacy und Public Policy bei Facebook in einer schriftlichen Stellungnahme.

2018 als schwarzes Jahr in der Facebook-Geschichte

2018 geht für Facebook wohl als schwarzes Jahr in die Firmengeschichte ein:  Zuerst erschütterte der Skandal um die Datenweitergabe an Cambridge Analytica das Online-Netzwerk. Die Reaktionen aus dem Unternehmen blieben zunächst aus, halbherzige Entschuldigungen und Auftritte von Unternehmenschef Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress und dem Europäischen Parlament machten es nicht besser. In Brüssel flüchtete Zuckerberg vor den kritischen Fragen der EU-Parlamentarier.

Notwendige Anpassungen durch die europäische Datenschutzgrundverordnung nutzte Facebook später dazu, um europäischen Nutzern die Gesichtserkennung unterzujubeln. Massive Kritik war die Folge. Dass sich herausstellte, dass Facebook-Apps für Android jahrelang Telefonanrufe und Kurznachrichten ihrer Nutzer protokollierten, erhöhte das Vertrauen in das Online-Netzwerk auch nicht gerade.

Kritiker diskreditiert

Im Herbst wurde außerdem bekannt, dass Angreifer, die eine Sicherheitslücke bei Facebook ausnutzten, Zugriff auf Daten von rund 30 Milllionen Nutzern hatten. Später gestand Facebook ein, PR-Unternehmen engagiert zu haben, um Kritiker wie den Investor George Soros zu diskreditieren und vom britischen Parlament veröffentlichte E-Mails ließen tief in die alles andere als altruistischen Geschäftspraktiken im Zuckerberg-Imperium blicken.

Auch im Dezember wurde es nicht ruhiger. Eine Sicherheitslücke sorgte dafür, dass Hunderte Apps Zugriff auf Fotos von Millionen von Nutzern hatten - auch dann, wenn sie nicht auf "öffentlich" gestellt waren. 

Hohe Strafe

Diese Datenpanne könnte für Facebook auch massive finanzielle Folgen für das Online Netzwerk haben. So teilte die Datenschutzbehörde DPC teilte am Freitag mit, sie wolle eingehender prüfen, ob sich Facebook an die Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union (DSGVO) halte.

Gemäß der Richtline müssen internationale Konzerne wie Facebook mit empfindlichen Geldstrafen rechnen, wenn sie beim Datenschutz gegen EU-Recht verstoßen. Ihnen drohen Strafen in Höhe von bis zu vier Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes. Bei Facebook, das 2017 einen Umsatz von 35,2 Milliarden Euro verzeichnete, könnten das 1,4 Milliarden Euro sein.

Dass der Vorfall tatsächlich mit einer so hohen Strafe endet, ist allerdings aktuell eher unwahrscheinlich.

Zuckerberg verliert Milliarden

Für den Facebook-Chef war es auch kein finanziell erfolgreiches Jahr. Laut einem Bericht im Time Magazine soll Zuckerberg 15 Milliarden Dollar seit Beginn 2018 verloren haben, mehr als alle anderen der 500 reichsten Menschen der Welt.

Grund dafür ist, dass fast sein gesamtes Vermögen aus dem 13-prozentigen Anteil an dem Online-Netzwerk besteht. Die durch die Probleme ausgelösten Kursstürze setzen dem Wert seiner Aktien stark zu.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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