Digital Life

Interne Facebook-Mails: "Gut für die Welt, aber nicht gut für uns"

Interne E-Mails, die vom britischen Parlament veröffentlicht wurden (die Zusammenfassung findet sich hier), zeigen, dass Mark Zuckerbergs Gerede über Facebooks positiven Einfluss auf die Gesellschaft nicht mehr ist als ein schlechter PR-Gag. Der Facebook-Boss sagt öffentlich gerne, dass das soziale Netzwerk die Welt "offener und vernetzter" mache und "die Menschen zusammenbringe". Aus den Dokumenten geht aber klar hervor, dass diese noblen angeblichen Ziele nicht viel Wert sind, wenn es Geld zu verdienen gibt, wie der Guardian schreibt. Dass Firmen auf Profit aus sind, ist wenig überraschend. Facebook hat aber lange behauptet, dass es vor allem um die Vernetzung der Menschen gehe, was den Einblick in die internen Diskussionen, den die Dokumente erlauben, interessant macht.

"Das mag gut für die Welt sein, aber es ist nicht gut für uns", schrieb Zuckerberg in einem Mail, in dem es um die Möglichkeit für App-Entwickler ging, auf Facebooks Nutzerdaten zuzugreifen, ohne die Daten ihrer Apps wiederum an Facebook zurückzugeben. Das Teilen von Daten sei nur dann begrüßenswert, wenn die Daten auch mit Facebook geteilt würden, so Zuckerbergs Einschätzung. Die Dokumente geben Einblick in eine Zeit, in der Facebook verzweifelt nach Möglichkeiten suchte, seinen Umsatz nach dem Börsengang zu erhöhen. So wurde etwa überlegt, App-Entwickler zur Kassa zu bitten, wenn diese Zugriff auf die Daten von Facebook-Nutzern wollen.

Zuckerberg spricht in den Mails auch davon, sein Unternehmen zu einer Informationsbank zu machen, deren Einlagen die persönlichen Daten der Nutzer sind. Facebook hat versucht die Veröffentlichung der Dokumente zu verhindern, was in den USA auch gelungen ist. Due britischen Abgeordneten haben Zugriff erlangt, weil die E-Mails im Rahmen eines Gerichtsverfahrens, an dem der ehemalige App-Entwickler Six4Three beteiligt war, verwendet wurden.

Einseitig

In einem Blogeintrag beklagte Facebook am Mittwoch, dass die Dokumente einseitig ausgewählt worden seien und nur eine Seite der Geschichte erzählen. Die Fakten seien klar: Facebook habe nie Nutzerdaten verkauft. Aus den Dokumenten geht hervor, dass die Beschränkung des Zugriffs auf Nutzerdaten durch App-Entwickler, die 2014 und 2015 eingeführt wurden, nicht nur den Zweck hatten, Datenmissbrauch a la Cambridge Analytica zu verhindern, eine Begründung, die Zuckerberg regelmäßig wiederholt. Stattdessen drehten sich die internen Diskussionen zu den Änderungen eher darum, wie man den Datenhunger der App-Entwickler am besten zu Geld machen könnte. Zudem zeigt sich, dass Zuckerberg die Idee, dass Apphersteller Daten missbrauchen könnten, nicht ernst genommen hat.

"Ich glaube grundsätzlich nicht, dass das strategische Risiko für ein Datenleck so groß ist, wie du denkst. Ich denke, wir verlieren einige Informationen an die Entwickler, aber mir fällt kein Beispiel ein, bei dem Daten von Entwicklern an andere Entwickler geflossen sind und uns so ein Problem beschert hätten", schrieb Zuckerberg im Oktober 2012. In einem anderen Mail lässt Zuckerberg anklingen, dass es Missbrauch durch Entwickler gegeben habe. Das sah der Facebook-Boss aber eher als Problem für Facebook als für die Nutzer: "Dass wir kein Geld verlangen, führt dazu, dass Leute unsere Programmierer-Schnittstellen überstrapazieren und missbrauchen, dadurch entgehen uns Gewinne. Deshalb bin ich immer noch der Ansicht, dass wir ein Programm brauchen, in dem man bezahlen muss, wenn man zu großzügig mit unseren Ressourcen umgeht." In einem anderen Mail vom 12. Oktober 2012 beschreibt Zuckerberg ein konkretes Modell, das vorgesehen hätte, dass Entwickler für die Daten bezahlen sollen. Pro Nutzer und Jahr wären demnach zehn Dollarcent fällig geworden.

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