Fairphone: "Kinderarbeit nur ein Teil des Problems"
Der aktuelle Amnesty-Bericht, wonach Elektronikkonzerne wie Apple, Samsung oder Sony weiterhin Kinderarbeit für die Produktion ihrer Geräte in Kauf nehmen, stößt bei der niederländischen Fairphone-Initiative auf wenig Verwunderung. So stand der Besuch der auch jetzt wieder kritisierten Kobalt-Minen im Südkongo am Beginn der Initiative, die ihre Vision von einem fair produzierten Handy verwirklichen will.
Kinderarbeit bei Handyproduktion
Dass Kinderarbeit leider immer noch fester Bestandteil der Produktionskette von Elektronikgeräten ist, bestreitet bei den Fairphone-Machern niemand. Vielmehr sei Kinderarbeit nicht nur auf den Abbau der Rohstoffe in den Minen beschränkt, sondern auch beim Zusammenbau der Geräte in den Fabriken allgegenwertig. Dazu komme, dass Kinder auch beim Ausschlachten von Elektroschrott, der auf Umwegen wieder in den ärmsten Regionen der Erde landet, weiterhin eine große Rolle spielen.
Gesamtheitliche Lösung
So sehr sie das Aufzeigen von einzelnen Problemfeldern begrüßt, plädiert Bleekemolen dafür, die Problematik gesamtheitlich und im Kontext anzugehen. „Kinderarbeit ist das eine, muss aber auch differenziert betrachtet werden. Viele Kinder begleiten ihre Eltern und helfen beim Waschen des Materials oder verkaufen Wasser an Arbeiter.“ Generell müssten die Arbeits- und Gesundheitsbedingungen, gerade auch für Frauen, verbessert und die Nachvollziehbarkeit der kompletten Produktionskette garantiert werden.
„Ein Boykott der Region bringt nichts, sondern führt nur zu mehr Arbeitslosigkeit und noch prekäreren Lebensbedingungen der Bevölkerung. Firmen sollten folglich alles daran setzen, mit den Lieferanten vor Ort zusammenzuarbeiten und Verbesserungen für die Arbeiter zu erzielen.“ Auch Fairphone sei diesen Weg vor Ort gegangen und werde alles daran setzen, die Bedingungen beim Abbau der über 30 notwendigen Metalle und Mineralien weiter zu verbessern. Auch der Kampf gegen Kinderarbeit sei naturgemäß Teil dieser Anstrengungen.
Amnesty kritisiert Konzerne
Ob die im Amnesty-Bericht (PDF) direkt angesprochenen Konzerne wie Apple, Samsung und Sony auf die öffentliche Kritik mit entsprechenden Maßnahmen reagieren werden, bleibt abzuwarten. Die oft zitierte Ausrede, dass die Zuliefer- und Produktionskette zu komplex sei, um prekäre Arbeitsbedingungen ausschließen zu können, lässt Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich, gerade beim Thema Kobalt nicht gelten.
"Dass sauberere und fairere Produktionsbedingungen möglich sind, haben die Errungenschaften bei der Gewinnung des Konfliktminerals Koltan, aber auch im Kampf gegen Blutdiamanten gezeigt. Jeder Konzern kann menschrechtsbewusster einkaufen, wenn er nur will", ist Patzelt im futurezone-Gespräch überzeugt. "Die erbärmlichen Arbeitsbedingungen, die schwere Lungenschäden durch den giftigen Staub sowie häufige Arbeitsunfälle mit sich bringen, sind inakzeptabel", fordert Patzelt die Industrie zum Handeln auf.