Foursquare-Rabatte erobern Österreich
Der Vorgang ist einfach: Man betritt ein Lokal, startet die Foursquare-App und sieht eine Liste an Orten und Geschäften in der näheren Umgebung. Anschließend wählt man das Lokal aus, in dem man sich gerade befindet, und „checkt sich ein“. Zusätzlich erscheint der Hinweis „Foursquare Special“, wodurch ein Rabatt-Angebot gekennzeichnet ist. Manchmal reicht das Einchecken bereits aus, um den Rabatt in Anspruch nehmen zu können, im aktuellen Fall ist noch ein zusätzlicher Schritt notwendig.
So werden über die App am Handy Tipps präsentiert, die andere Foursquare-Nutzer bereits zu dem jeweiligen Lokal abgegeben haben. In diesem Lokal bekommt jeder Nutzer, der selbst einen Tipp hinterlässt, ein Freigetränk. Direkt über das Handy kann man die Liste ergänzen. Sofort nach Abschicken wird der virtuelle Gutschein am Telefon angezeigt und man kann sein „Special“ bestellen.
Special im ersten Wiener Gemeindebezirk
Bei dem Lokal handelt es sich um das Café Reisinger am Salzgries in Wien. Inhaber Michael Vesely erzählt im Gespräch mit der futurezone, dass die Foursquare-Aktion schon Ergebnisse zeigt. „121 Leute haben sich insgesamt schon über 650 Mal bei uns eingecheckt. Für ein kleines Lokal mit 25 Plätzen ist das beachtlich.“ Besonders die Möglichkeit, dass User erst beim Abgeben eines Tipps das Special freischalten, gefällt Vesely. Laut ihm ist hier besonders die Abgrenzung zu traditionellen Bewertungsplattformen wichtig: „Wenn ich irgendwo kurz einen Kaffee trinke und eine Nachspeise esse, werde ich danach keine eigene Webseite besuchen, um eine Bewertung abzugeben. Viel naheliegender ist es, einen kurzen Foursquare-Tipp über mein Handy abzugeben." Auch viele kleine Bewertungen geben laut Vesley schlussendlich ein rundes Bild.
Auch andere Branchen setzen bereits auf den Dienst. Im Geschäft von Stabilo in Wien Neubau gibt es etwa für den ersten Checkin einen Textmarker gratis. Im Geschäft erzählt man der futurezone, dass so bereits etwa einhundert Stifte ausgegeben wurden. Immer wieder kommen Leute, um das Special freizuschalten.
Zwei Kinokarten zum Preis von einer
Im Wiener Gartenbaukino gibt es für den ersten Checkin zwei Kinokarten zum Preis von einer, zusätzlich ein kostenloses Filmposter. Norman Shetler, Geschäftsführer des Gartenbaukinos, erklärt der futurezone, worum es ihm bei dem Dienst geht: „Foursquare ist eine neue Form der Kundenbindung. Punktuell eingesetzt bietet es sehr spannende Möglichkeiten.“Die Verbreitung derartiger Dienste ist in Österreich allerdings noch sehr gering, erzählt Shetler: „Aktuell verwenden es noch nicht sehr viele Leute, aber ich glaube, dass Foursquare in den nächsten zwölf Monaten definitiv eine größere Rolle spielen wird. Im Moment sehe ich es eher als ein Experimentierfeld, um auszuprobieren, was hier noch auf uns zukommen wird.“
Die Zukunft liegt bei Facebook
Mathias Kimpl von der Web-Agentur PXP beschäftigt sich viel mit den standortbezogenen Diensten. Er erklärt, dass derartige Services für Unternehmen sehr interessant sein können: „Ich erreiche dadurch ja nicht nur den einen Kunden, dem ich den Gutschein überlasse. Dadurch, dass er innerhalb des Dienstes mit seinen Freunden verknüpft ist, erlange ich gleichzeitig auch deren Aufmerksamkeit.“
Gleichzeitig sieht Kimpl die Zukunft allerdings nicht bei Foursquare oder dem ähnlichen Dienst Gowalla. „Ich glaube nicht, dass man bei Diensten von Foursquare oder Gowalla von tastsächlicher Relevanz reden kann, das sind für Unternehmen vorwiegend Spielwiesen, um sich auf zukünftige Entwicklungen vorzubereiten.“
Kimpl prognostiziert, dass sich Location-basierte Dienste nur mit der Hilfe von Facebook wirklich durchsetzen werden können: „Ein derartiges Service wird nur dann eine wirklich große Reichweite bekommen, wenn es direkt über Facebook läuft. Foursquare wird über den „Geek“-Faktor nicht hinaus kommen.“
Standortbezogenen Dienste ohne Einchecken
Thomas Holzhuber, Geschäftsführer der Online-Agentur Holzhuber Impaction sieht in den ortsbezogenen Diensten eine neue Form alter Werbemittel: „Der Nutzer schaut auf sein Handy und sieht, was es in der Umgebung gibt, dieses Umkreismarketing kann man durchaus auch als eine virtuelle Variante des Flugblattes ansehen.“
Holzhuber sieht großes Potential in diesem Prinzip: „Ich verspreche mir enorm viel von geobasierten Services, die dem User sagen, was in seiner Umgebung los ist beziehungsweise wo es Angebote oder Specials gibt.“
Gleichzeitig steht er Diensten wie Foursquare auch kritisch gegenüber: „Um ortsbezogene Information oder Angebote zu erhalten, muss ich nicht zwangsweise veröffentlichen, wo ich mich tatsächlich befinde. Trotzdem treiben Dienste wie Foursquare die Entwicklung derartiger Services natürlich entsprechend voran.“ Wirklich großes Potenzial sieht Holzhuber auch, wenn Facebook seine Geodienste ausweitet: „Für Firmen bietet sich natürlich dann eine Grundlage für Kampagnen, wenn man möglichst viele Menschen erreicht. Genau das wäre mit Facebook natürlich der Fall.“