"Glaubt kein Wort, was da drin steht"
„Wer von euch hat schon einmal einen Kettenbrief bekommen?“ Alle Hände in der 2. Klasse der Wiener Mittelschule Knöllgasse am Wasserturm in Favoriten schnellen in die Höhe. „Und wer weiß, wie man damit umgeht?“,Manuela Mohr, Bildungsbeauftragte von Microsoft Österreich, blickt interessiert in die Runde der Kinder. Die 12jährige Schülerin Sara zeigt auf und antwortet prompt: „Man fragt beim Versender nach, woher er das hat und was das genau ist. Dann informiert man ihn darüber, dass er das nicht weiterverbreiten sollte.“
Kettenbriefe
Sogenannte Kettenbriefe sind in Schülerkreisen tatsächlich ein großes Thema. Sie kommen längst nicht mehr schriftlich per Post oder eMail, sondern per WhatsApp-Nachricht oder Messenger als Video oder Ton-Aufnahme. „Das könnte auch ein Virus sein“, sagt sie Schülerin. „Richtig. Glaubt kein Wort, was da drin steht. Kettenbriefe sind nichts anderes als Falschmeldungen. Öffnet die Anhänge nicht und löscht die Nachricht sofort“, rät Mohr. Gemeinsam mit Microsoft Österreich-Chefin Dorothee Ritz besucht Mohr die Knöllgasse, um Schülerinnen und Schülern praktische Lösungsansätze zu zeigen, wie sie sicher mit dem Internet leben können.
Fotos im Netz
Sie erklärt ihnen, warum man Fotos von sich selbst im Internet nur sehr spärlich verbreiten sollte. „Man sollte sich genau überlegen, wem man was zur Verfügung stellt“, sagt Mohr. Auch in Saras Klasse kamen bereits einige in die Verlegenheit, dass unerwünschte Inhalte von ihnen im Internet gelandet sind. Gesprochen wir darüber jedoch dieses Mal nicht. Stattdessen erklärt die Microsoft-Bildungsexpertin anhand von Google, warum bestimmte Dinge im Internet kleben bleiben – wie etwa der Aufenhaltsort vom letzten Wochenende.
„Google zeichnet mit auf, wo man zuletzt war. Das kann man aber ein- und ausschalten“, erzählt die Expertin. In der Schule selbst gibt es während des Unterrichts keine Handys. Die Smartphones werden nur dann gezielt aufgedreht, wenn sie für Lernspiele benutzt werden, sonst müssen sie abgeschaltet bleiben. Ein Beschluss der Lehrerschaft. Sara findet das gut. „Man kann sich dann besser auf die Schule konzentrieren. Es bringt mehr Vorteile mit als Nachteile.“
Dorothee Ritz: Die Digitalisierung kommt mit Risiken und daher ist Medienaufklärung enorm wichtig. Unser Ziel ist es, Jugendliche zu mündigen Medienrezipienten zu machen. Daher ist es unerlässlich, Kinder bereits in der Schule im Umgang mit dem Web auszubilden.
Ein Schwerpunktthema dieses Jahr ist Fake News.
Für Jugendliche wird es immer schwieriger, den Wahrheitsgehalt von Nachrichten zu beurteilen. Früher konnte man eine Falschmeldung anhand ihrer Rechtschreibfehler identifizieren. Das hat sich geändert.
Es gibt jetzt auch seitens der Regierung verstärkt die Bestrebungen, Medienkompetenz im Lehrplan zu verankern. Ihre Meinung dazu?
Jede Initiative in diese Richtung ist gut und wichtig. Jeder Aufklärunterricht und jede Programmierklasse sind besser als nichts. Ich wünsche mir, dass das ein durchgezogener Bestandteil des Schulsystems wird. Je früher die Kinder den Computer als Produktionsmittel kennenlernen, desto besser.
Warum ist es für Microsoft wichtig, dass die Kinder mit dem Computer arbeiten lernen?
Microsoft-Endgeräte sind für die Produktivität und das Lernen gut geeignet. Der Computer kann auch an Schulen als Arbeitsmittel eingesetzt werden. Etwa, in dem man Englisch-Unterricht mit Native Speakern aus England via Skype organisiert. Ich träume von einer inklusiven Schule, in der mit Computern Barrieren abgebaut werden und Kinder Geräte nicht zum Spielen, sondern zum Arbeiten verwenden.
Warum hat Microsoft eigentlich die Konkurrenz Google als Beispiel für das Absaugen von Daten gebracht?
Das ist doch die Realität. Kinder verwenden Google, das ist das Programm, das sie nutzen. Wir müssen über die Gefahren aufklären und Kinder müssen verstehen, dass jedes Endgerät Spuren hinterlässt. Außerdem verkauft Google die Daten für Werbezwecke. Das macht Microsoft nicht und ist etwas, worüber Kinder zumindest aufgeklärt gehören. Ansonsten bin ich natürlich dafür, dass die Welt so bunt ist, wie sie ist. Das soll auch so bleiben.
Würden Sie ihren Kindern ein iPad erlauben?
Meine Kinder, zehn und zwölf Jahre alt, haben derzeit nicht einmal ein Smartphone, nur ein Nokia-Handy zum Telefonieren. Aber alles, was sie sich mit ihrem Taschengeld selbst finanzieren können, würde ich an Geräten zulassen.
Viele Kinder werden aber schon mit vier Jahren vor einem Tablet geparkt.
Das liegt an der Faulheit der Eltern. Ich habe bei meinen zwei Kindern klare Mediennutzungszeiten festgelegt. Sie dürfen nur 20 Minuten spielen, zweimal pro Woche. Freies Spielen gibt es nicht, außer gemeinsam am Wochenende. Wir haben zum Beispiel Mensch ärgere dich nicht gespielt - und das Kind, das nicht freiwillig und gerne klassische Brettspiele spielt, muss man mir erst zeigen.