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Intelligente Klima-Sensoren regulieren Panda-Gehege

In Singapur gibt es mit der „River Safari“ den einzigen Themenpark in Asien, der sich Tieren widmet die in, auf und um Flüsse leben. Dazu gehören auch die Großen und Kleinen Pandas, die eine der größten Attraktionen im Singapurer Zoo darstellen.

Doch es war gar nicht so einfach, die Pandas Kai Kai und Jia Jia nach Singapur zu bringen. Es dauerte rund zwei Jahre, bis man sich mit China geeinigt hatte. Der Grund: In Singapur passen die klimatischen Bedingungen für Pandas nicht. Die Luftfeuchtigkeit ist viel zu hoch, die Temperatur ist im ganzen Jahr viel zu heiß. Die Anforderungen Chinas: Die Temperatur im Panda-Gehege darf maximal 21 Grad betragen und zwar rund um die Uhr. Abweichungen, die über ein Grad hinausgehen, sind ganzjährig keine erlaubt. Das ist vertraglich festgelegt.

1500 Quadratmeter Ökosystem

Der Zoo von Singapur hat deshalb Siemens beauftragt, sich um eine technische Lösung für dieses Problem zu kümmern. „Es waren sehr viel Forschungsarbeit und viele Kollaborationen notwendig, um das Panda-Gehege zur Zufriedenheit aller zu entwickeln“, erzählte Siemenssprecherin Sharon Teo. Die Pandas leben jetzt in einem 1500 Quadratmeter großem Gehege mit eigenem Ökosystem. Die Temperatur beträgt überall im Ökosystem rund um die Uhr 21 Grad und die Luftfeuchtigkeit bewegt sich zwischen 50 und 60 Prozent.

Damit das möglich wird, ist freilich viel Technik-Know-how erforderlich. „Im Panda-Gehege gibt es insgesamt 21 Sensoren und 20 weitere Sensoren befinden sich abseits des Aussteller-Bereichs“, so die Siemens-Sprecherin zur futurezone. Damit wird die klimatische Situation im Panda-Gehege rund um die Uhr überwacht. Außerdem gibt es ein Backup-System, falls das eigentliche System einmal ausfällt. Die „Apogee“-Server zur Klimaregulation von Siemens sind 24 Stunden lang in Betrieb und stehen in einem eigenen Kontrollraum.

Sensoren verschicken SMS

In dem Kontrollraum, der via Glasfaserkabel mit den Sensoren im Gehege verbunden ist, sitzt allerdings keine Person, die das Gehege 24 Stunden lang überwacht. Stattdessen kommt eine M2M-Anwendung zum Einsatz: Die Sensoren verschicken automatisch eine SMS an das Technik-Team im Themenpark, das dann sofort ausrückt. Vorgekommen sei das allerdings bisher noch nie, erklärte die Siemens-Sprecherin.

Betritt man als Besucher den Bereich, in dem die Pandas untergebracht sind, fühlt man sich als Europäer gleich wie zu Hause. Das Besondere am Zoo in Singapur ist außerdem, dass es keine räumliche Abgrenzung zwischen Pandas und Besucher gibt. Das heißt, die Pandas lassen sich ohne Gitterstäbe betrachten. Sie können allerdings nicht über die brusthohen Absperrungen, die natürlich sehr wohl zwischen Besuchern und Pandas existieren. Das ist im direkten Vergleich mit dem Besuch der Großen Pandas in Wien ein Vorteil.

Klimaanlage in Wien

Auf die futurezone-Nachfrage, ob es in Wien eigentlich auch spezielle Klimaanforderungen von China gibt bei der Unterbringung ihrer Großen Pandas, antwortete zuständige Abteilungsleiterin, Eveline Dungl, vom Tiergarten Schönbrunn: „Ein Vergleich zwischen Singapur und Wien ist nur schwer möglich, da sich die klimatischen Bedingungen doch deutlich unterscheiden. Während es in Wien ausschließlich im Zeitraum Juni bis August im Durchschnitt 10 bis 14 Tage mit über 30 Grad gibt, liegen die Temperaturen in Singapur das ganze Jahr über auf über 30 Grad. Damit sich die Pandas in Wien an diesen seltenen, aber doch gegebenen Hitzetagen auch wohlfühlen, gibt es viele Schattenplätze auf der dicht bepflanzten Außenanlage, es wurde ein Benebelungssystem installiert und die Innenanlage ist mit drei Air Conditioner ausgestattet. Außer zu Zeiten der Anlagenreinigung können die Pandas zwischen innen und außen frei wählen.“

Die beiden Großen Pandas Long Hui und Yang Yang sind im März 2003 nach „intensiven Verhandlungen“ mit China nach Schönbrunn übersiedelt und sind eine Leihgabe, deren Vertrag nach den ersten zehn Jahren nochmals um zehn Jahre verlängert wurde. Die Pandas dürfen bis zum 15. September 2023 bleiben. „Bestandteil des Vertrages ist unter anderem auch, dass das am 14. August 2013 geborene Jungtier Fu Bao wie seine beiden Brüder Fu Long und Fu Hu mindestens zwei Jahre in Wien bleiben darf“, so Dungl.

„Im Vertrag sind außerdem die wichtigen Punkte enthalten, die das Pandaschutzprogramm des Tiergarten Schönbrunn umfasst. Wir betreiben wichtige Grundlagenforschung zu diesen bedrohten Tieren, geben unser Fachwissen im Rahmen von Naturschutz-Management-Seminaren weiter und leisten einen finanziellen Beitrag zu Erhalt und Errichtung von Naturschutzreservaten."

Disclaimer: Die Reisekosten nach Singapur wurden von Siemens übernommen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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