10 Gbit/s: Magenta überträgt erstmals mit 5G Advanced
Bei Internetbandbreiten zählt Österreich nicht zu den internationalen Vorreitern. Beim mobilem Internet steht das Land aber sehr gut da.
Die Netzabdeckung des neuesten Mobilfunkstandards, 5G, beträgt 95 Prozent. Vor einem Jahr hat das US-Unternehmen Ookla Österreich auf den weltweit 21. Platz bei mobilem Internet gereiht. 76,79 Megabit pro Sekunde betrug 2023 die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit über Mobilfunk. Nun hat Magenta erstmals 10 Gigabit pro Sekunde übertragen, also mehr als 130 Mal so viel.
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Kombinierte Frequenzbänder
Der Highspeed bei mobilem Internet wurde am Montagmorgen bei der Magenta-Zentrale in Wien vorgeführt. Erreicht wird die enorme Bandbreite durch 5G Advanced, quasi eine Zwischenstufe auf dem Weg zu 6G.
Der große Unterschied zu 5G besteht in einer noch breiteren Kombination von Mobilfunkfrequenzen. Durch so genannte "Carrier Aggregation" werden bei 5G Advanced 4 (künftig 5) verschiedene Frequenzbänder kombiniert, um Datenpakete auf mehreren Wegen gleichzeitig zu transportieren.
Um 10 Gbit/s zustande zu bringen, benötigt man zusätzlich zu "normalen" 5G-Frequenzen so genannte Millimeterwellen-Bänder ("Millimeter Wave"). Magenta nutzt hier etwa das Spektrum rund um 26 Gigahertz. Für dieses wurden erst im März von der Telekom-Regulierungsbehörde RTR Frequenzblöcke versteigert. Magenta hat hier zugeschlagen, genauso bei der zeitgleichen Vergabe von regional verfügbaren Frequenzbändern im Bereich 3,6 GHz.
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Einsatz im Fußballstadion und beim Donauinselfest
Durch die neuen Spektren und 5G Advanced ist es möglich, einen einstündigen Film in 4K-Auflösung in nur 6 Sekunden herunterzuladen. Zum Einsatz kommen soll die Technologie aber in Zukunft weniger im Privatbereich, sondern vor allem an Orten, wo viele Mobiltelefone gleichzeitig versorgt werden müssen, etwa in Fußballstadien oder bei Großereignissen wie dem Donauinselfest, erklärt Volker Libovsky, Chief Technology and Innovation Officer (CTIO) bei Magenta.
Funkwellen im 26 GHz-Bereich sind, wie die Bezeichnung Millimeterwelle schon verrät, sehr kurzwellig und haben deshalb eine sehr beschränkte Reichweite. Der Sender darf nicht weiter weg sein als ein Kilometer, wie Libovsky erklärt. Außerdem benötige man eine direkte Sichtverbindung, um die volle Bandbreite ausnutzen zu können.
Mit den Frequenzen im Band 3,6 GHz seien Reichweiten von 4 bis 5 Kilometer möglich. Dadurch könne man in Wien etwa Gebiete am Stadtrand mit Gigabit-Internetverbindungen versorgen, in denen der Glasfaserausbau noch nachhinkt.
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Geräte und Sender fehlen noch
10 Gigabit pro Sekunde und mehr (bei Tests vor der Vorführung am Montag wurden angeblich auch schon 11 Gbit/s erreicht) seien jedenfalls "ein kleines Stück Geschichte", sagt Magenta-CEO Rodrigo Diehl. Das Mobilfunkunternehmen wolle damit zeigen "was mit dieser Technologie möglich ist".
Derzeit unterstützen nur sehr wenige Geräte 5G Advanced, im Herbst sollen aber mehrere Mobilgerätehersteller neue Produkte auf den Markt bringen, die mit der 5G-Weiterentwicklung umgehen können. Gleichzeitig sollen erste Sender installiert werden. Magenta arbeitet hier mit Huawei zusammen, aber auch mit anderen Technologiepartnern, etwa dem US-Unternehmen Mavenir.
Dass die ersten 5G-Advanced-Sender von Magenta in Wien aufgestellt werden sollen, freut Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. "Smarte Lösungen für die Großstadt werden nur mit geeigneter technischer Infrastruktur funktionieren", sagt Hanke. Hohe Bandbreiten per Mobilfunk seien wichtig für den Wirtschaftsstandort. Außerdem solle 5G Advanced ein Wegbereiter sein, denn: "Bei 6G wollen wir ganz vorne mitmarschieren."