Digital Life

Medien fallen auf Tweet von Satiremagazin Titanic herein

Moritz Hürtgen, Redakteur beim deutschen Satiremagazin Titanic, hat gezeigt, wie schnell sich Falschmeldungen im Internet verbreiten können. Er nutzte dazu die Gunst der Stunde. In Deutschland streiten sich derzeit CDU und CSU bezüglich der Asylfrage, was von Medien und Politikbeobachtern als ernsthafte Krise der Schwesterparteien gesehen wird. Als „Unionsbündnis“ wird die Fraktion im Deutschen Bundestag bezeichnet, in dem die CDU/CSU die stärkste Fraktion ist.

Sollte die Fraktion aufgelöst werden, wäre das eine nationale politische Krise. Medien berichten deshalb im Stundentakt über die aktuellen Entwicklungen. Die Nachrichtenagentur Reuters schickt etwa ihre Meldungen dazu als „Union-Ticker“ aus.

Bündnis geplatzt

Um die Falle zuschnappen zu lassen, hat Moritz seinen verifizierten Twitter-Account unbenannt und das User- und Hintergrundbild geändert, damit es wie ein Konto des Hessischen Rundfunks (hr) aussieht. Der Name des Accounts war „hr Tagesgeschehen“ – obwohl es beim Hessischen Rundfunk gar keine Redaktion namens „Tagesgeschehen“ gibt.

Im Rennen und die schnellste Berichterstattung hat das die Nachrichtenagentur Reuters wohl nicht gekümmert. Als „hr Tagesgeschehen“ die Breaking-News twitterte, dass das Bündnis gekündigt wurde, griff Reuters die Meldung auf. Auch Bild und Focus übernahmen die Sensationsmeldung, sowie einige andere deutsche Medien. Immerhin war der Spiegel so nett und ließ per Twitter seine Kollegen wissen, dass es sich bei hr Tagesgeschehen um das Twitter-Konto eines Titanic-Redakteurs handelt.

Neben zahlreichen Berichten dazu sackte auch der deutsche Aktienindex (DAX) um ein halbes Prozent ab. Zur Aufklärung benannte Hürtgen sein Konto nach einer Stunde in „Moritz Hürtgen / hr Tagesgeschehen“ um und empfahl allen politikinteressierten Bürgern eine Titanic-Goldmitgliedschaft. Mittlerweile heißt sein Konto wieder „Moritz Hürtgen“. Der gesunkene DAX-Kurs tue ihm leid. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte er, dass er es beinahe besorgniserregend findet, wie einfach es geht, Falschmeldungen zu verbreiten.

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