Niederösterreich belohnt Pendler mit Elektroautos
Südlich von Wien wurde Ende 2012 die Modellregion "e-pendler in niederösterreich" ins Leben gerufen. Mit einem Ausbau der Infrastruktur und speziellen Förderungen sollen dabei Privatpersonen und Unternehmen dazu bewegt werden, vom PKW mit Verbrennungsmotor auf Elektroautos umzusteigen. Beim VIP Electric Day luden die Projektverantwortlichen unlängst dazu ein, verschiedenste Elektroautos am Gelände des ÖAMTC Fahrtechnikzentrums Teesdorf zu testen. Die futurezone war dabei.
Unter anderem konnte man am VIP Electric Day mit dem neuen BMW i3, dem VW e-Up, dem Renault ZOE, dem Geländewagen Mitsubishi Outlander Plug-in, dem Opel Ampera oder ungewöhnlicheren Fahrzeugen, wie dem Mia, auf einer gesperrten Strecke herumkurven. Mit dem Citroen C-Zero oder dem Nissan Leaf konnte man zudem auf einer Schleuderstrecke seine Fahrzeugbeherrschung erproben. Eines der Ziele dabei war es, den Fahrspaß mit Elektroautos zu vermitteln und eine Teilnahme beim "e-pendler"-Projekt schmackhaft zu machen.
Multimodalität und Carsharing
49 Gemeinden sind Teil der niederösterreichischen Modellregion. Im Gebiet südlich von Wien gibt es eine hohe Zahl von Pendlern. Ein Großteil davon ist mit dem Auto unterwegs. Um den Kohlendioxid-Ausstoß und die Anzahl der Straßenbenutzer zu reduzieren, sollen Pendler vermehrt mit rein elektrischen Fortbewegungsmitteln ins Büro reisen. Wer beim Projekt mitmacht, lernt die Schlagwörter "Multimodal" und "Carsharing" besser kennen.
Als Privatperson erhält man eine Förderung von bis zu 14.000 Euro beim Leasen eines neuen Elektrofahrzeugs, sowie eine geförderte Ladestation für Daheim. Als Auflage dafür muss man entweder kombiniert mit Elektroauto und öffentlichen Verkehrsmitteln pendeln oder sein Elektroauto während seiner Bürozeiten für anderweitige Nutzung zur Verfügung stellen. Abgesehen von der individuellen Förderung in Form von Elektrofahrzeugen und Ladestationen sollen in der Modellregion neue Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung entstehen, erklärt Projektleiterin Katharina Olbrich.
Elektrisches und geistiges Aufladen
Einer der Teilnehmer, die in Teesdorf von ihren Erfahrungen seit dem Projektbeginn am 15. Dezember 2012 berichteten, ist Pater Thomas Lackner. "Weil wir versuchen, auf die Schöpfung zu schauen" sei im Franziskanerkloser Maria Enzersdorf ein Elektroauto für Dienstfahrten angeschafft und eine Wallbox als Stromtankstelle installiert worden. Diese Ladestelle stehe auch Besuchern zur Verfügung: "Elektromobilität bietet auch eine gewisse pastorale Chance: Man kann länger predigen, weil das Tanken länger dauert. Da geht sich auch noch eine Beichte und ein Kaffee aus. Während das Auto elektrisch aufgeladen wird, wird der Mensch geistig aufgeladen."
Tanzschulbetreiber Manfred Zehender ist von der visionären Kraft des Projekts überzeugt. "Strom aus Photovoltaik für Autos zu verwenden ist die Zukunft." Wie Projektmitarbeiter Philip Pascal Kalomiris erklärt, kommt es bei Elektromobilität stark darauf an, woher die Energie überhaupt kommt. Wird sie etwa in Kohlekraftwerken erzeugt, liegt der Netto-Kohlendioxid-Ausstoß sogar über dem von Benzin-Autos. Wer umweltfreundlich fahren will, muss manchmal auch gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen. "Von Baden nach Wien rein und zurück komme ich nicht. In Wien muss ich aufladen", schildert Zehender.
Bis zu 60 Prozent Kostendeckung
Für die Ladeinfrastruktur innerhalb der Modellregion und innerhalb Wiens sind die beiden Stromanbieter Wien Energie und EVN verantwortlich. Das passende Leasingmodell für die e-pendler kommt von Raiffeisen-Leasing. Die Finanzierung übernimmt der Klima- und Energiefonds des Landes Niederösterreich. "Wir fördern die umweltrelevanten Mehrkosten", sagt die niederösterreichische Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav. Für Projektteilnehmer bedeutet das eine Deckung von bis zu 60 Prozent der Kosten für Elektrofahrzeug und Ladeinfrastruktur.
"Die Förderung in Niederösterreich ist vorbildhaft", meint Alexander Schmidecker, CEO von Raiffeisen-Leasing, liefert aber sogleich einen anderen Orientierungswert: "Der Champion ist Norwegen. Dort ist es mit gezielter Förderung gelungen, dass 11 Prozent aller PKW-Neuzulassungen Elektroautos sind." Das marketingtechnische Ziel sei klar: "Wir müssen schauen, dass Elektromobilität für Jugendliche so populär wird wie das iPhone."
Von Jugendlichen war am VIP Electric Day allerdings nichts zu sehen. Verschwindend gering war auch die Beteiligung einer anderen Bevölkerungsgruppe: "Ich sehe hier 99 Prozent Herren", meint Wirtschaftslandesrätin Bohuslav. "Ich hoffe, dass die Damen sich zukünftig mehr für Elektromobilität interessieren."