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"Bester Bus": Mit dem Wasserstoffbus unterwegs in Wien

An der Haltestelle in der Frauenstiftgasse in Wien Floridsdorf sieht alles aus wie immer. Dass diese Woche hier auch ein Wasserstoffbus die Fahrgäste der Wiener Linien auf der Linie 30A emissionslos nach Stammersdorf oder Neu Leopoldau transportiert, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

Zu merken ist es erst bei der Einfahrt des Busses. Der ist, nicht wie die anderen Busse der Wiener Linien Rot-Weiß, sondern nur Weiß - auch das Dach ist wuchtiger, denn dort befinden sich 2 Akkus mit einer Kapazität von jeweils 40 Kilowattstunden, die zusätzliche Energie für das Anfahren oder für steilere Straßen beisteuern und die Brennstoffzelle, die sich auf der Rückseite des Busses befindet, unterstützen.

Seit Februar wird der 11 Meter lange Hyundai Elec City Brennstoffzellenbus, der 60 Personen Platz bietet, jede Woche auf einer anderen Linie getestet. Mehr als 4.200 Kilometer hat er seither absolviert, erzählt Johannes Liebermann, der bei den Wiener Linien das H2-Busprojekt leitet.

"Ist das der Bus der Zukunft?"

"Ist das der Bus der Zukunft?", fragt ein Passant. "Können wir auch ohne Fahrkarte mitfahren?", will eine Gruppe Schüler*innen wissen, die kurz vor der Abfahrt in den Bus gesprungen ist.

Können sie, denn die Testfahrten mit dem Wasserstoffbus, der jeden Tag von 7.30 bis 13.30 unterwegs ist, sind kostenlos.

Die Abfahrt aus der Haltestelle passiert nahezu geräuschlos und auch während der Fahrt sind kaum Fahrgeräusche zu hören. Für Passanten wird bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h das Motorengräusch simuliert, erzählt Liebermann.

Die Tests, die im Rahmen des Forschungsprojektes HyBus noch bis Ende 2024 durchgeführt werden, seien bisher sehr gut angenommen worden, sagt Liebermann. Sowohl von den Fahrgäste, als auch von den Fahrer*innen.

550 Kilometer Reichweite

Die Geräuschkulisse sei angenehmer. Die Reichweite des Busses, der in knapp 15 Minuten aufgeladen werden kann, betrage 550 Kilometer. Mehr als genug um einen vollen Tag im Linienverkehr zu bestehen. In den Wintermonaten habe sich die Heizleistung des Busses als ausreichend erwiesen. Auch mit der Kühlung im Sommer sehe es bisher ganz gut aus.

Den Schüler*innen, die einige Stationen bis zum Gymnasium GRG21 in der Ödenburger Straße mitfahren, scheint es jedenfalls zu gefallen. "Bester Bus", hört man. Beeindruckt sind sie aber vor allem von den USB-Ladesteckern für ihre Handys, die sich in dem Testbus, wie auch bei anderen neuen Bussen der Wiener Linien, neben den Sonderplätzen befinden.

Nicht bei jeder Testfahrt sind auch Fahrgäste dabei. Auf Strecken, an denen üblicherweise die längeren Gelenkbusse fahren, wird die Nutzlast mit Gewichten simuliert, erzählt Liebermann.

Schritt für Schritt zum emissionslosen Betrieb

Die Wiener Linien wollen bis 2040 Schritt für Schritt ihre gesamte Autobusflotte, die immerhin aus 440 Bussen sowie 330 Bussen von Subunternehmen besteht, auf emissionslosen Betrieb umstellen.  

Im flachen Süden sollen dann Elektrobusse zum Einsatz kommen. Mehr als 50 davon sollen bereits in den nächsten Jahren fahren. Um die Gefährte über Nacht laden zu können, wird ein Kompetenzzentrum für E-Mobilität samt E-Busgarage in Siebenhirten errichtet. Hügeligere Gegenden sollen mit Wasserstoffbussen befahren werden.

Noch seien Wasserstoff- und Elektro-Busse in der Anschaffung etwa doppelt so teuer Diesel-Busse, sagt Liebermann. Die Betriebskosten würden sich aber sukzessive angleichen.

Tanken in der Busgarage

Betankt wird der H2-Bus in der Busgarage Leopoldau. Dort, am Rande des 21. Bezirks, wurde im Dezember gemeinsam mit Wien Energie und den Wiener Netzen eine Wasserstofftankstelle eröffnet. Eine zweite soll 2023 in Simmering folgen.

Im Sommer wollen die Wiener Linien auch einen weiteren Wasserstoffbus des Herstellers Solaris testen.

Bereits 2023 sollen auf der Linie 39A, die von Heiligenstadt nach Sievering führt, 5 Wasserstoffbusse im regulären Betrieb zum Einsatz kommen. 2024 sollen 5 weitere folgen und der gesamte Verkehr auf der Linie mit H2-Bussen absolviert werden.

Lange Nacht der Forschung

Wer mit dem Wasserstoffbus der Wiener Linien mitfahren will, kann dies auch bei der Langen Nacht der Forschung am Freitag tun. Dann fährt der H2-Bus von 17.00 bis 22.00 jede volle Stunde vom CAPE 10 Haus der Zukunft zur Haltestelle Am Hauptbahnhof. Die Anmeldung für die kostenlose Fahrt ist vor Ort oder online möglich.

Wer im Linienverkehr mit dem Wasserstoffbus der Wiener Linien kostenlos mitfahren will, kann auf auf der Webseite der Verkehrsbetriebe erfahren, wo der H2-Bus gerade unterwegs ist.

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Patricia Bartos

PatriciaBartos

Ist seit 2020 Videoredakteurin der futurezone. Spricht und schreibt am liebsten über Klimathemen, Wissenschaft und alles, was unsere Zukunft betrifft.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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