Weihnachtsgeschäft: Knochenjob für Paketzusteller
Einkaufen im Internet bei Amazon, Zalando und Co boomt und immer mehr Paketzusteller sowie Lagerarbeiter werden für die Abwicklung des Online-Shopping-Vergnügens benötigt. Vor Weihnachten müssen Millionen an Paketen hierzulande noch pünktlich verpackt und ausgeliefert werden. Paketzusteller machen dafür Überstunden sowie Extraschichten und liefern pro Arbeitstag bis zu 160 Pakete aus.
Die teilstaatliche Österreichische Post AG allein erwartet heuer zehn Millionen Pakete im Weihnachtsgeschäft, ein Plus von rund 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im vergangenen Jahr war der 9. Dezember mit 470.000 Stück der Rekordtag. Um Auftragsschwankungen auszugleichen, greift die Post auch auf private Frächter zurück. Prekäre Arbeitsverhältnisse wie oftmals bei privaten Zustellern gebe es bei der Österreichischen Post nicht, hieß es auf Anfrage.
Bezahlung pro ausgeliefertem Paket
Die Gewerkschaft hat in der Vergangenheit oftmals die Arbeitsbedingungen bei privaten Paketzustellern kritisiert. Hoher Arbeitsdruck, schlechte Bezahlung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind Realität in der Branche. Selbstständige Zusteller werden von Subunternehmen oftmals pro ausgeliefertem Paket bezahlt, bei schlechter Auftragslage verdienen die Paketausfahrer sehr wenig.
Für die Arbeiterkammer (AK) sind Paketzusteller, die als Ein-Personen-Unternehmen arbeiten, als Scheinselbstständige einzustufen, weil sie von einem Auftraggeber wirtschaftlich abhängig sind. Der deutsche Aufdeckungsjournalist Günter Walraff hatte im Jahr 2012 die Arbeitsbedingungen beim deutschen Paketdienst GLS mit „moderner Sklaverei“ verglichen. GLS hatte damals den Beitrag als „einseitige und verkürzte Berichterstattung“ zurückgewiesen.
Stationär vs. Online
Für den Handelsexperten Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien führt der Onlinehandel zu einer Proletarisierung der Mitarbeiter. Die Logistikmitarbeiter im Lager der Onlinehändler und die Paketzusteller könnten kaum von ihrer Arbeit leben, sagte er heuer in einem Interview. Im Gegensatz dazu könne man mit einem Job im stationären Handel noch eine Familie ernähren.
Die deutsche Gewerkschaft Verdi (ver.di) fordert beim weltweit größten Onlinehändler Amazon in Deutschland seit langem die Anerkennung des Tarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel für die Lagerarbeiter. Amazon lehnt Verhandlungen darüber aber ab. Deswegen kommt es seit dem Frühsommer 2013 immer wieder zu Streiks. Das Unternehmen sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des branchenüblichen Tarifs.
Tausende Saisonkräfte bei Amazon
Amazon hat für das heurige Weihnachtsgeschäft in Deutschland temporär 10.000 zusätzliche Lagerarbeiter angestellt. In den USA hatte Amazon angekündigt, rund 100.000 Saisonkräfte für das Weihnachtsgeschäft zu beschäftigten. Die Lagerarbeiter müssen pro Tag oftmals 20 Kilometer und mehr zu Fuß zurücklegen. In Österreich betreibt Amazon keine eigenen Lagerhäuser, alle auf amazon.at bestellten Waren werden aus Deutschland oder aus anderen Ländern zugestellt.