Wie alte Filme in neuem Glanz erstrahlen
Das Hauptgebäude von Sonys Tochterfirma Colorworks befindet sich auf dem Gelände der Sony Picture Studios in Culver City, das zur US-Metropole Los Angeles gehört. Betritt man die Räumlichkeiten strahlt einem sofort das Logo entgegen, das aus verschiedenfarbigen Filmstreifen besteht. Colorworks arbeitet auch an neuen 4K-Produktionen, die bereits digital aufgezeichnet wurden, aber eine weitere Hauptaufgabe ist es, analoge Filme zu scannen und nachzubearbeiten, um sie für den Einsatz auf 4K-Projektoren und Fernsehern zu optimieren.
Es sind nicht nur alte Filme, die bei Colorworks gescannt werden, auch moderne Kassenschlager werden oft noch auf analogem Film gedreht. Hier entscheidet vorwiegend die persönliche Vorliebe des jeweiligen Regisseurs.
Um zu den Scannern von Colorworks zu kommen, muss man in den Keller des mehrstöckigen Gebäudes. Dort stehen die firmeneigenen Hochleistungsscanner, die von einer deutschen Firma hergestellt werden und daneben die zum Teil wertvollen Filmrollen von alten Klassikern wie Taxi Driver oder Monty Python and the Holy Grail.
8K
Die Filmrollen werden vom Scanner in akribischer Kleinarbeit eingescannt, das digitale Ergebnis hat eine Auflösung von bis zu 8192 x 3584 Pixel, kurz 8K. Die Dateien werden dann für die weitere Verwendung entsprechend heruntergerechnet, denn moderne Projektoren und Fernseher können derzeit maximal ein Viertel dieser Pixelanzahl (4K) darstellen. „Wir scannen in dieser hohen Qualität, um noch Spielraum nach oben zu haben", so Colorworks-Mitarbeiter Bob Bailey.
Sollte sich in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten die Auflösung der Fernseher und Projektoren noch weiter steigern, ist man bei dem Unternehmen also gerüstet.
Nachbearbeiten
Die Restaurierung der Scans ist nicht immer eine leichte Aufgabe, wie Bailey gegenüber der futurezone erklärt: „Der analoge Filmstreifen, auf dem manche Filme vor Jahrzehnten entstanden sind, haben oft viel mitgemacht, was auch Spuren hinterlassen hat". Derzeit arbeitet Colorworks unter anderem an der Restaurierung des Films „Lawrence von Arabien", der im Jahr 1962 gedreht wurde. Regie führte damals der mittlerweile verstorbene David Lean, die Hauptrolle spielte der irische Oscar-Preisträger Peter O`Toole. Der analoge Film umfasst rund 325.000 Einzelbilder. Der Scan jedes Bildes nahm etwa 13 Sekunden in Anspruch. Insgesamt waren die Scanner von Colorworks also 1200 Stunden beschäftigt, bis der gesamte Film eingescannt war.
Insgesamt dauert das Scannen und Restaurieren der Filme bis zu einem halben Jahr. Grund dafür ist unter anderem auch, dass Staub und Kratzer teilweise von jedem einzelnen Bild per Hand retuschiert werden.„Automatische Korrekturen liefern einfach keine Ergebnisse, die exakt genug sind", so Bailey. „Computer und Codes können das menschliche Auge nach wie vor nicht komplett ersetzen."
Die entsprechenden Arbeiten werden ebenfalls direkt im Haus vorgenommen. Dazu sitzen mehrere Mitarbeiter in verdunkelten Räumen vor speziellen Bildschirmen und sichten die Aufnahmen. Die geschulten Angestellten sehen Staubkörner und Fehler, die normalen Betrachtern in der Regel gar nicht erst auffallen würden.
„Man muss ein Auge dafür bekommen, es ist alles Training", erklärt ein Colorworks-Mitarbeiter, der gerade an der US-Fernsehserie Breaking Bad arbeitet, die ebenfalls noch analog aufgezeichnet wird. Anstrengend sei dieser Job aber schon, den er bis zu neun Stunden pro Tag ausübe.
Farben
Bei der Restaurierung der Filme sind die Mitarbeiter von Colorworks nicht nur mit Problemen wie Staub und Kratzern auf den Streifen konfrontiert. „Manche Szenen wurden zum Teil in Marokko, zum Teil in Spanien und teilweise auch im Studio gedreht", so Bailey. Die unterschiedlichen Außenbedingungen haben sich auch auf die Optik des analogen Films ausgewirkt. „Ein Teil des Filmstreifens hat sich aufgrund der Wüstenhitze rot verfärbt, während die Studioaufnahmen einen deutlichen Blaustich aufweisen", so Bailey. „Bei den zusammengeschnittenen Szenen kommt es darum zu ständigen Farbwechseln, was wir natürlich korrigieren wollen". Wovon Bailey spricht, kann man auch sehr deutlich bei einer Vorführung des unbearbeiteten Materials erkennen. Bei einer Kampfszene springt das Bild fast bei jedem zweiten Schnitt von Rot auf Blau und umgekehrt.
Hohe Auflösung
Den neuen Filmstandard 4K sieht Bailey als positive Entwicklung, von der er überzeugt ist: „Die hohe Auflösung erlaubt es uns, die Filme so zu zeigen, wie es die Regisseure im Sinn haben und hatten".
Die Restaurierung hat nicht nur einen technischen, sondern auch einen künstlerischen Aspekt. „Durch die hochauflösenden Scanner werden Dinge sichtbar, die die Filmmacher früher oft nicht bedacht haben, hier muss man bei der Nachbearbeitung sehr vorsichtig agieren", so Bailey.
Ein Beispiel ist etwa, wenn Schauspieler nicht perfekt geschminkt waren, was durch den hochwertigen Scan erst sichtbar wird. „Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn wir wollen den Film durch die Digitalisierung nicht verfremden", wie Bailey erklärt."
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