Wiener Wunderkammer verbindet Kunst und Technik
Der alten Idee der Kunstkammer im Kunsthistorischen Museum folgend gibt es in diesem Jahr eine zweite Neuauflage der “Wiener Wunderkammer”. Die TU Wien nimmt ihre 200-Jahr-Feierlichkeiten von 5. bis 11. November zum Anlass für eine Ausstellung, die zeitgenössische Kunst mit Wissenschaft und Technik verbindet. Das Motto diesmal lautet “What’s next?” und soll einen Blick in die Zukunft dieser Bereiche und ihres Zusammenspiels werfen.
Es gebe unterschiedliche Gründe, die das Thema der Wunderkammer heute wieder attraktiv machen würden, heißt es in der Ausstellungsankündigung - das Spielerische, das Nebeneinander von Gegensätzlichem, vermeintliches Chaos ebenso wie Dinge wie Anti-Spezialisierung, Reiz des Exotischen und die Faszination durch das Theaterhafte. In der heutigen Welt grenzenlos online verfügbarer “Geheimnisse” soll der Betrachter in der Wunderkammer wieder staunen lernen.
Die verwissenschaftlichte Welt “zwingt die Kunst zur Auseinandersetzung mit der Wissenschaft” und umgekehrt müsse sich die Wissenschaft mit Philosophie und Kunst auseinandersetzen.
Elektrochemische Klangkunst und Human Cyborg
Die künstlerischen Beiträge, die es im Rahmen der Ausstellung zu sehen gibt, decken eine breite Palette von Themen aus dem technologischen und wissenschaftlichen Bereich ab. So gibt es Beiträge, die sich mit elektrochemischer Klangkunst beschäftigen, ebenso wie einen virtuellen Fallschirmsprung, das Aufgreifen des Cyborg-Konzepts oder die Auseinandersetzung mit der virtuellen Währung Bitcoin.
“Insgesamt gab es in diesem Jahr rund 100 Einreichungen”, sagt TU-Professor Christoph Überhuber, Kurator der Wiener Wunderkammer 2015. Eine breit gefächerte Jury aus Kunst und Wissenschaft - VALIE EXPORT, Elisabeth von Samsonow, Renée Schröder, Gabriele Zuna-Kratky und Martin Bernhofer - wählte die spannendsten Beiträge für die Ausstellung aus.
Die Macher hinter den Kunstwerken, gezeigt werden rund 30 Beiträge, werden an den Ausstellungstagen, wie schon im Vorjahr, vor Ort sein und den Besuchern auch für Gespräche zur Verfügung stehen, verrät Überhuber. 2014 besuchten rund 1400 Menschen die Wiener Wunderkammer. Für dieses Jahr erhoffen sich die Organisatoren einen noch stärkeren Zulauf. “Wie wir schon aus unserer Erfahrung im Vorjahr wissen, zieht die Wunderkammer ein sehr breites Publikum an”, sagt Überhuber. Es reiche von Studenten der TU und Kunstunis bis hin zu sehr vielen älteren Besuchern.
Was kommt als nächstes?
Für die Zukunft rechnet der Kurator - ganz im Sinne des diesjährigen Mottos - mit einem unaufhaltsamen Fortschreiten der Digitalisierung in allen Lebensbereichen. “Das liegt natürlich auf der Hand”, sagt Überhuber. Und so sei auch auf der Ebene der Kunst noch einiges zu erwarten. Überhuber verweist etwa darauf, dass mittlerweile auch Computerspiele als Kunst anerkannt werden und dass Betrachter bzw. die Ausstellungsbesucher generell immer interaktiver eingebunden werden.
Geschichtlicher Hintergrund
Wunderkammern waren Vorläufer der heutigen Museen. Ihr Inhalt spiegelte ursprünglich das Weltverständnis des 16. Jahrhunderts wider. Derlei Schatzkammern waren einerseits eine Art Mikrokosmos der damals bekannten Welt, gleichzeitig symbolisierten und dokumentierten sie die Macht ihrer Besitzer. Die Kunst- und Wunderkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien ist weltweit eine der wichtigsten Sammlungen dieser Art. Sie wurde im Jahr 2013 in neu gestalteter Form wieder öffentlich zugänglich gemacht.
Ausstellungstermine sind: 5. November 17 bis 20 Uhr, 7. November 15 bis 18 Uhr, 9. November 17 bis 20 Uhr, 10. November 17 bis 21 Uhr und 11. November 17 bis 21 Uhr. Auch die futurezone wird innerhalb der Ausstellung präsent sein.
Die nächste Wiener Wunderkammer soll es laut Überhuber dann in zwei Jahren geben.