Digital Life

Wer am Winnetou-Shitstorm wirklich schuld ist

Wie sich ein Shitstorm im Internet ausbreitet, zeigt das Team des Marketingunternehmens Scompler am Beispiel der Winnetou-Debatte. Ravensburger wurde vorgeworfen, mit einem Kinderbuch rassistische Vorurteile in die Köpfe des Nachwuchses zu transportieren - und danach, genau wegen dieser Kritik eingeknickt zu sein. Scompler hat den den Fall bis zurück zu seinen Ursprüngen verfolgt.

Anlass für den Shitstorm war dabei ein Instagram-Posting von Ravensburger. In diesem gaben sie am 11. August bekannt, ein Begleitbuch zum Film “Der junge Häuptling Winnetou” herausgeben zu wollen. Am 19. August kündigt das Unternehmen im selben Posting an, die Auslieferung aufgrund von Kritik zu stoppen.

Richtig bekannt wird das Thema jedoch erst am 22. August - unter anderem durch Artikel der beiden dem Springer-Verlag zugehörigen Medien bild.de und welt.de. Das zeigt die Datenanalyse von Scompler. Während im Zeitraum von 1. Mai bis 21. August nur knapp 6.000 Beiträge mit dem Suchwort “Winnetou” im Internet zu finden waren, waren es alleine am 23. und 24. August mehr als 34.000.

bild.de befeuerte das Thema weiter

Als das Interesse am 25. August wieder abflachte, feuerte eine weitere Meldung auf bild.de das Thema wieder an. Die berichtete bereits in der Nacht auf den 26. August, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm ARD keine Winnetou-Filme mehr zeigen will. Der Titel des (bereits gelöschten) Artikels lautete damals “Weil Wort 'Indianer' als rassistisch gilt: Spielt Winnetou in der ARD noch eine Rolle?” Am 26. August folgte die Meldung "Sender zieht Schlussstrich: ARD zeigt keine Winnetou-Filme mehr".

Dabei hatte die ARD bereits vor 2 Jahren entschieden, die Winnetou-Filme aus Kostengründen nicht mehr weiter zu lizenzieren. Die Filme werden aber im Schwestersender ZDF weiterhin ausgestrahlt.

Shitstorm als Geschäftsmodell

Ravensburger selbst gibt dabei an, nicht durch den Druck von außen “eingeknickt” zu sein. Vielmehr habe man eingesehen, dass die Bücher in dieser Form nicht mehr zeitgemäß seien. “Wir haben zum damaligen Zeitpunkt einen Fehler gemacht und wir können euch versichern: Wir lernen daraus!”, liest es sich etwa in ihrem Instagram-Posting.

Es ist das Geschäftsmodell vieler Medien, über Shitstorms zu berichten und sie sogar zu befeuern. Kontroverse, emotionsgeladenen Themen bringen nämlich Zugriffe und Abonnements. Zudem werden sie in sozialen Medien häufiger angeklickt als nüchterne, sachliche Artikel. Meistens fußt die Ursache dieses Shitstorms auf einer Kleinigkeit.

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!