Wenn Nachbarn mein Amazon-Paket in den Müll werfen
Ich staunte nicht schlecht, als ich eines Abends nach Hause kam, einen Gelben Zettel in meinem Postkasten vorfand, bei den Nachbarn klingelte und zu hören bekam: "Ich habe ihr Paket in den Müll geschmissen“. Gemeinsam mit der entsetzten Nachbarin lief ich zur Mülltonne, um mit unterdrücktem Geruchssinn ein wenig darin herumzuwühlen. Doch der Müll, der darin zu finden war, war frisch, denn die Tonne wurde im Laufe des Tages entleert – zusammen mit meinem Amazon-Paket.
Wie konnte das passieren?
Ich bestellte eine Plakat mit Shiatsu-Körperübungen zusammen mit zwei Büchern beim Online-Händler Amazon. Die zwei Bücher kamen am Tag zuvor getrennt, verschickt aus einem anderen Amazon-Warenlager. Das Shiatsu-Plakat in DIN A3-Größe wurde offenbar in einer Plastikhülle verschickt, zumindest schilderte es mir so meine Nachbarin. In Empfang genommen hatte das Plakat der etwa neunjährige Sohn der Familie – und der vergaß prompt, seine Eltern über diese Übernahme zu informieren. Die Mutter entsorgte das Plakat dann prompt unwissend mit einem Stapel Werbung.
Was passierte danach?
Ich schrieb noch am selben Tag eine E-Mail an Amazon und schilderte das Problem. Nur wenige Stunden später bot mir der Konzern an, das Plakat erneut zu verschicken. Allerdings bekam ich einige Tage später eine E-Mail, ich solle doch den alten Artikel im Gegenzug zurückschicken – unmöglich, wenn etwas niemals angekommen ist. Mit einem Telefonat konnte ich die Angelegenheit in Windeseile (ich wartete nicht einmal eine Minute) klären, die freundliche Amazon-Mitarbeiterin stornierte die Rückforderung und entschuldigte sich für den Fehler. Die Geschichte, so unglaublich sie für mich selbst war, glaubte sie mir aufs Wort.
Was sagt eigentlich die Post dazu?
Weil ich wissen wollte, was die Post in so einem Fall macht, rief ich beim Kundenservice der Post an. Nach zehn Minuten in der Warteschleife erfuhr ich von einer ebenfalls sehr freundlichen Mitarbeiterin, mir bleibe nichts anderes übrig, als eine Sendungsrückverfolg einleiten zu lassen. Die genauen Bedingungen hierfür könne ich online in Erfahrung bringen, so die Mitarbeiterin. „Was bringt das? Ich weiß ja, dass das Paket im Müll gelandet ist“, lautete meine Frage. „Dann haben sie bestätigt, dass das Paket offiziell verschwunden ist“, lautete ihre Antwort.
Angeblich wäre der weitere Schritt gewesen, dass ich die Ware bei Amazon noch einmal neu bestellt hätte und die Kosten vom Amazon rückerstattet worden wären, weil die Post Amazon den Betrag überwiesen hätte. Auf dieses Exempel, was nach monatelanger Warterei und viel Herumstreiterei klingt, musste ich es glücklicherweise nicht ankommen lassen. Auf die Frage, warum die Post einem Kind ein Paket übergibt, bekam ich als Antwort: „Wir werden ihren Zusteller darüber in Kenntnis setzen, dass er einen Fehler gemacht hat.“ Damit war das Gespräch - für mich etwas unbefriedigend - beendet.
Und dann?
Dann die Überraschung: Das Poster wurde in einem riesigen, völlig überdimensionierten Karton geliefert, der fast 2 Kilogramm wog. Selbst wenn man wollte, hätte, man dieses Paket gar nicht für Werbung halten und in den Müll werfen können. Bei der Post musste ich übrigens, wie bereits seit längerem üblich, meinen Personalausweis herzeigen. Der Ausweis wurde in Folge eingescannt und ich musste auf einem digitalen Display unterschreiben.
Was jetzt bleibt, sind folgende Fragen: Was wäre gewesen, wenn sich in dem Paket irgendetwas „wirklich Wertvolles“ befunden hätte? Und: Warum muss ich auf der Post meinen Ausweis einscannen lassen, während das Paket zuvor einfach dem Sohn meiner Nachbarn in die Hand gedrückt wird?
Meine Reaktion
Sie können mich jetzt fragen: Und? Werden Sie noch weiter bei Amazon bestellen? Und ich sage: ja. Zumindest, wenn es sich um „ausgefallene“ Produkte wie ein Shiatsu-Poster handelt, das ich in ganz Wien nur mit großem Aufwand und vorhergegangener Recherche bekommen würde. Bei lokalen oder regionalen Produkten oder Kleidung verzichte ich seit jeher auf Bestellungen im Internet.
Den neuen Lieferservice von Veloce (Shop Courier), der damit wirbt, dass die Amazon-Lieferungen oft „nicht zufriedenstellend“ verlaufen, werde ich sicherlich auch einmal ausprobieren – nicht selten habe ich schon, als unser Büro noch praktisch gegenüber lag, schwere Einkaufstaschen von der Wiener-Mariahilferstraße zu mir nach Hause geschleppt. Aber ob sich mein Einkaufsverhalten im Internet dadurch verändern lässt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Selbst dann nicht, wenn ein Paket einmal nicht wie gewünscht ankommt.