Netzpolitik

A1 ist größter Nutznießer der Breitbandmilliarde

Alleine für die Anbindung der Handymasten mit Glasfasern entfiel 90 Prozent der Fördersumme auf den Marktführer. Zum Vergleich: Mitbewerber „3“ brachte es auf 3 Prozent, T-Mobile auf knapp ein Prozent.

Aufgeteilt auf Bundesländer waren die Tiroler beim Breitbandausbau besonders fleißig, während das Burgenland und Salzburg noch im digitalen Tiefschlaf schlummern. In diesen beiden Bundesländern wurde kein einziger Cent für die Leerrohrförderung abgeholt, während es in Tirol 5,5 Mio. Euro waren. Bei der Leerrohrförderung gibt es Geld dafür, wenn bei Aufgrabungsarbeiten in den Gemeinden gleich eine Verlegung eines Glasfaserkabels mitgeplant wird.

Zusätzliche Berater

Die Anlaufschwierigkeiten, die es bei der Leerrohrförderung gegeben hat, will Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) nun mit zwei zusätzlichen Beratern begegnen, die mit einem mobilen Büro durch Österreich touren.

Rund ein Drittel der unterversorgten Haushalte soll inzwischen mit Breitband-Internet ausgerüstet sein. Bis zum Jahr 2020 will Leichtfried ein 100 Mbit/s schnelles Internet flächendeckend ausgerollt haben. Um die Aufrüstung zu beschleunigen sollen die Genehmigungsverfahren künftig von bis zu 18 auf 10 Monate verkürzt werden.

Dass ein Großteil der Fördermittel an den teilstaatlichen Marktführer gegangen ist - wie von den Mitbewerbern befürchtet - liegt für Karl-Heinz Neumann vom deutschen Beratungsinstitut WIK aufgrund der Dominanz der Telekom bei Festnetzanschlüssen auf der Hand, wenngleich mehr Wettbewerb wünschenswert gewesen wäre, sagte er am Dienstag vor Journalisten.

Geringere Nachfrage in AT

Das WIK hatte am Dienstag gemeinsam mit dem bmvit die in Auftrag gegebene unabhängige Studie zur Breitbandförderung präsentiert. Darin steht unter anderem: "Auffällig ist in Österreich die relativ geringe Nachfrage nach Anschlüssen mit hoher Geschwindigkeit. Dies gilt sowohl für Bandbreiten größer 30 Mbps als auch für Bandbreiten größer als 100 Mbps. Nur 13% aller Haushalte fragten 2015 in Österreich einen schnellen Breitbandanschluss (>30 Mbps) nach. In der EU insgesamt waren es zum Vergleich 22%. Die führenden Länder Belgien und Niederlande wiesen dagegen bereits Anteile von 60% bzw. 58% auf. Dies zeigt einen noch wesentlich größeren Abstand zu den europäisch führenden Ländern bei Angebot und Nachfrage nach Hochgeschwindigkeitsanschlüssen."

Als "Empfehlung" gab das WIK übrigens aus: Stärkere Berücksichtigung der Vorteile von Glasfasernetzen, Sicherstellung ausreichender Glasfaserkapazität der PoP-Anbindung für die spätere Aufrüstung auf FTTH, stärkere Berücksichtigung der Aufrüstung neu versorgter Anschlüsse auf 100 Mbps, die Backhaulförderung sollte sich auch auf die Glasfaseranbindung neuer PoPs/Sites beziehen.

5G-Vorreiterschaft als "hohes Risiko"

Zur geplanten "5G-Vorreiterschaft Österreichs" sagt die WIK folgendes: "Ein beschleunigter Technologiewechsel von 3G/4G auf 5G ließe sich wirtschaftlich nur rechtfertigen, wenn die neue Technologiegeneration dies durch zusätzliche Erlöse unterlegt. Anderenfalls bringt ein beschleunigter Technologiewechsel hohe wirtschaftliche Risiken bis hin zur Existenzgefährdung für die MNOs. Mit besonders hohen Risiken für die Betreiber scheint uns daher eine Vorreiterstrategie verbunden zu sein, wie sie etwa ADL im Auftrag der Internetoffensive propagiert.

Warum Neumann von der WIK-Consult dann "eine stärkere Orientierung der Breitbandförderung auf die zukunftsorientierten 5G- und Glasfaser-Technologien“ empfiehlt, bleibt daher fraglich. Die Studie selbst wird erst ab Mittwoch online abrufbar sein. Der futurezone liegt eine "Executive Summary" vor, aus der wir zitiert haben.

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