Netzpolitik

"Mobilbox-Lücke" bei A1 ruft FPÖ auf den Plan

Über ein im Internet frei erhältliches Programm und ein Mobilbox-Rückrufservice von A1 sei es möglich, fremde Mobilboxen abzuhören, hinterlassene Nachrichten zu löschen und Telefonate auf fremde Kosten zu führen. Dies wirft die FPÖ dem Mobilfunker vor. Durch dieses Vorgehen sei laut der Partei Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden, sagte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Der Betreiber sei mehrmals auf das Problem hingewiesen worden und hätte keine Vorkehrungen getroffen, die Gefahr zu beseitigen. Laut A1 hat es bislang aber keine Beschwerden oder Rechnungseinsprüche von Kunden gegeben.

Der Wiener Verein zur Prävention von unerlaubten Werbeanrufen und Telefonbetrug (VPT) demonstrierte, wie der Trick funktioniert. Mittels Spezialsoftware könnten Handys mit der Kennung einer anderen Nummer versehen werden. Auf diese Art könnte ohne Passwort-Barriere auf die Mobilbox der entsprechenden Nummer zugegriffen und fremde Mobilboxen abgehört und Nachrichten gelöscht werden. Das Schema kam auch beim Telefon-Abhörskandal rund um News Corporation in Großbritannien zur Anwendung.

Rückruf zu Mehrwertnummer
Hinzu kommt, dass Mobilfunk-Anbieter Kunden ein Service bieten, bei dem man Telefonnummern, die Nachrichten auf der Mobilbox hinterlassen haben, mit einem Tastendruck zurückrufen kann. Mit der Trick-Software kann man nun etwa auf der Mobilbox anrufen und sich selbst als Mehrwertnummer ausgeben. Bei einem zweiten Anruf gibt man sich als Mobilbox-Besitzer aus, ruft die zuvor deponierte Nachrichten ab und ruft die Mehrwertnummer zurück. Auf diese Art könnte man auf fremde Kosten teure Telefonate führen

“Kaum genutzt”
Laut VPT funktioniert der Trick auch, wenn gar keine Mobilbox eingerichtet wurde. Im Namen des VPT richtete die FPÖ diesbezügliche Anfragen an Österreich Mobilfunkbetreiber. T-Mobile hätte sich dem Problem angenommen und es umgehend beseitigt - laut VPT eine Angelegenheit von wenigen Minuten. A1 gab laut FPÖ zur Antwort, dass der Rückruf-Service aus der Mobilbox von Kunden kaum genutzt werde, Mehrwertnummern seien damit nicht erreichbar. Gegenüber der futurezone bestätigte A1 die eigenen Aussagen. Mehrwertnummern mit 0810- oder 0900-Vorwahl seien beim Rückrufservice gesperrt. Der VPT wählte während seiner Demonstration tatsächlich keine Mehrwertnummer mit einer der üblichen Vorwahlen. Auslandstelefonate seien von der Mobilbox aus ebenfalls nicht möglich, so die A1-Sprecherin.

Laut FPÖ auch Behörden betroffen
A1 sei nicht der einzige österreichische Betreiber, bei dem das Problem existiere, allerdings der größte, sagte Strache. Außerdem würden A1-Telefonnummern von zahlreichen Behörden genutzt, weshalb die bisher ausgebliebene Gefahren-Prävention seitens A1 besonders schwer wiege. Die FPÖ fordert nun eine sofortige Reaktion von A1 und eine verschärfte Ermittlungs-Tätigkeit gegenüber Telefon-Betrügern, die mit dem beschriebenen System operieren. Laut FPÖ hat es bereits Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Verurteilungen gegeben.

“Unrichtig”
Das Fälschen einer Rufnummer stelle einen illegalen Tatbestand dar, hieß es seitens A1. Die Verantwortung für einen Telefonbetrug mit Fälschungs-Trick weist A1 von sich. Die von der FPÖ genannte Schadenssumme im sechsstelligen Bereich könne man nicht nachvollziehen. Dem Warnhinweis des VPT sei man nachgegangen, dessen Hinweise hätten sich aber als unrichtig herausgestellt.

Zudem erhalte jeder neue A1-Kunde mit dem Willkommensbrief neben PIN- und PUK-Codes auch ein Passwort für seine Mobilbox. Die Passwortabfrage ist aus Komfortgründen per Voreinstellung deaktiviert. Auch wenn es bisher zu keinerlei Beschwerden gekommen sei, lässt sich die Passwortabfrage für die Mobilbox auf Wunsch wieder aktivieren. Kunden finden auf der A1-Webseite im Menü "Handys und Telefonie" eine entsprechende Option.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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