Netzpolitik

Nokia-Fans über Microsoft-Allianz entsetzt

Schon kurz nachdem Nokia-CEO Stephen Elop den Schwenk von Symbian auf die Windows-Plattform angekündigt hatte, ging auf sämtlichen Nokia-Webseiten inklusive der eigenen YouTube-Page sowie auf Twitter der Protest los. Tausende User kommentierten die Entscheidung mit Worten wie "Das ist das Ende von Nokia", "Fehlentscheidung" und "RIP" bzw. kündigten an, nie mehr ein Nokia-Gerät kaufen zu wollen. Auch einige Protestseiten auf Facebook formieren sich bereits.

Nokias Seele verkauft

Viele Anhänger der ersten Stunde sehen Nokias Seele an Microsoft verkauft. Für Unverständnis sorgt zudem der Umstand, dass Nokia die Weiterentwicklung der offenen MeeGo-Plattform sowie der Programmierumgebung Qt auf ein Nebengleis geschoben hat. Für das in die Jahre gekommene Symbian-Betriebssystem gibt es ohnehin keine Rettung mehr. Wie Elop heute mehrfach betonte, wolle man zukünftig auch billige Modelle mit Windows Phone ausliefern - sobald der Entwicklungspreis entsprechend gesunken ist.

"Dass Nokia auf die andere Seite wechselt und sich anstelle der offenen MeeGo-Plattform nun an Windows Phone 7 ausrichtet, ist natürlich schade", meint Sebastian Klüger, Präsident der Symbian Developer Cooperative , im Interview mit der FUTUREZONE. Gerade die freie Softwareszene habe MeeGo auch gegenüber Android favorisiert, da beim geplanten Betriebssystem nicht nur der Quellcode, sondern auch die Entwicklungsprozesse und Lizenzen offen gehalten sind.

Entwickler ziehen Qt und MeeGo vor

Durch den strategischen Schwenk Nokias droht nun der Wegfall einiger personeller und finanzieller Ressourcen bei der Weiterentwicklung der Qt- und MeeGo-Plattform. Dass Nokia die vielen Symbian-Entwickler jedoch überzeugen kann, nun für die Windowsplattform zu programmieren, glaubt Klüger nicht. "In der Symbian-Gemeinde standen die Zeichen auf MeeGo. Und wenn Entwickler aus dem Open-Source-Bereich zwischen Android und Windows Phone wählen müssen, ist die Wahl auch klar. An Windows haben sicher die wenigsten Interesse", meint Klüger.


Inwieweit der Unmut aus der Entwicklergemeinde, aber auch von langjährigen Nokia-Kunden dem Unternehmen schaden wird, bleibt abzuwarten. Während die negativen Kommentare auf Nokia-Seiten, User-Foren und YouTube-Kanälen im Minutentakt veröffentlicht werden, verhält sich die Facebook-Community noch ruhig. Die Gruppen "Say No to Nokia Windows Phone" sowie "Nokia Fans against Windows Phone 7" erhalten bislang nur mäßigen Zuspruch.

Gartner: Fanboys langfristig keine Gefahr

"Nokia wird über den Hass der Fanboys hinweg kommen", meint Gartner-Analystin Carolina Milanesi im Gespräch mit der FUTUREZONE. Die starke Involvierung von Microsoft sowie der Verzicht auf Symbian selbst im Billigsegment sei zwar überraschend. Dass Microsoft den Vorzug gegenüber der Google-Plattform Android bekommen habe, sei angesichts der Konkurrenzsituation aber nachvollziehbar, so die Analystin.

Alles richtig scheint hingegen Microsoft gemacht zu haben. "Die privilegierte Partnerschaft wird zwar andere Gerätehersteller von der Windows-Plattform abschrecken. Angesichts der nach wie vor hohen Nokia-Verkaufszahlen und des versprochenen Zugangs zum Niedrigpreissegment ist dieses Risiko für Microsoft allerdings vernachlässigbar", sagt Milanesi im Gespräch mit der FUTUREZONE.

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(Martin Stepanek)

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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