PayPal-Boykott lässt eBay-Aktie kalt
Anonymous lehnt sich ein Mal mehr gegen eBays Bezahldienst PayPal auf. Die Aktivisten wollen ihre Unterstützer dazu bewegen, ihre Accounts zu schließen und sich Alternativen zu suchen. Das gab das Kollektiv in einem offenen Brief über Pastebin bekannt.
Eine Twitter-Suche nach dem entsprechenden Hashtag #OpPayPal (Operation PayPal) zeigt auf, dass viele Nutzer den Forderungen nachkommen. Schätzungen gehen davon aus, dass innerhalb eines Tages rund 20.000 User ihre Konten geschlossen haben, eine Anfrage an PayPal zu der Sache blieb unbeantwortet. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Boykotts sind dennoch fraglich.
Aktie fiel
Der Aktienkurs von eBay fiel seit Mittwoch um rund drei Prozent, was viele User als Beweis für die Wirksamkeit der Kampagne ansehen. Leopold Salcher, Analyst bei der Raiffeisen Centrobank, glaubt nicht an einen direkten Zusammenhang: „Mittwoch war generell ein sehr schwacher Tag an der US-Börse.“
Salcher glaubt auch nicht, dass derartige Kampagnen bei großen Unternehmen viel Schaden hinterlassen können: „Mir ist kein Fall bekannt, wo großer wirtschaftlicher Schaden entstanden wäre.“ Eine andere Kategorie war etwa Sony: „Hier kann durch eigene Fehler des Unternehmens durchaus Schaden entstehen.“ Reine Proteste aufgrund verschiedener Firmenpolitiken hatten bis jetzt keine großen Auswirkungen.
Kritik
In der Veröffentlichung kritisieren Anonymous auch die Behörden, die in jüngster Vergangenheit Anonymous-Sympathisanten festgenommen haben, welche an DDoS-Attacken gegen den Bezahldienst mitgewirkt haben. Außerdem kritisieren sie das Verhalten von PayPal im Hinblick auf WikiLeaks: "Der erste Schritt zur totalen Freiheit ist, sein Vertrauen nicht einem Unternehmen zu geben, das das Konto einfriert wenn ihm gerade danach ist, oder wenn es von der US-Regierung dazu gedrängt wird."
Außerdem hält die Gruppe fest, dass die Teilnehmer an den DDoS-Attacken zu hart bestraft werden: „Das FBI muss verstehen, dass ein Unterschied besteht, ob man an einem digitalen Sitzstreik teilnimmt, oder ob man ein großes Botnet aus infizierten Computern betreibt. Aktuell werden beide Aktivitäten mit den gleichen Strafen belangt.“
Ein PayPal-User aus Österreich, der dem Aufruf gefolgt ist, erklärte der futurezone seine Beweggründe für die Schließung des Accounts: „Ich finde, dass es einem Serviceprovider für Geldüberweisungen nicht zusteht, meine Überweisungen zu unterbinden. Ich kann Geld wofür auch immer ich will ausgeben.“ Laut dem ehemaligen PayPal-Nutzer ist es auch problematisch, „wenn die Entscheidung auf Basis der privaten Meinung einzelner leitender Manager des jeweiligen Unternehmens getroffen werden“.
Ende vergangenen Jahres hat PayPal den Account von WikiLeaks dauerhaft abgeschaltet. Dies dürfte zu schmerzhaften finanziellen Einbußen für die Enthüllungsplattform geführt haben. Das Unternehmen gab damals an, die Entscheidung aus freihen Stücken getroffen zu haben, Kritiker vermuteten immer wieder, dass die US-Regierung das Unternehmen zu diesem Schritt gedrängt habe.