Schuldaten bei Google: Datenschützer sehen Verstoß gegen DSGVO
An einer Schule in Niederösterreich wurde im Jahr 2015 die lokale Serverlösung aufgelassen und der E-Mail-Verkehr sowie die Dokumentenablage wurden auf Google-Services im Cloud-Betrieb umgestellt. Betroffen sein sollen Schülerlisten, Fotos und Aufzeichnungen zum Schulbetrieb. Das berichtet die ARGE Daten in einer Aussendung.
Verstoß gegen Datenschutz
Die Daten seien damit im „datenschutzrechtlichen Niemandsland“ gelandet, weil keine Auftragsverarbeitervereinbarung mit Google vorliege, heißt es seitens der Datenschützer. Demnach lägen Unterlagen vor, die die Vorgänge dokumentieren. Das sei ein „klarer Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung, weil Daten ohne Zustimmung der Betroffenen und ohne geeignete Vereinbarung weder in die Cloud, noch in unsichere Länder verschoben werden dürfen“.
Unklar ist, ob dieser Fall auch bereits von der österreichischen Datenschutzbehörde untersucht wird. Eine Rückfrage der futurezone bei der ARGE Daten blieb bislang unbeantwortet.
Zeger kritisiert "Schatten-IT"
Das zuständige Ministerium bestreitet, dass eine derartige Lösung zum Einsatz käme, stattdessen beruft es sich auf offizielle Schulsoftware wie Sokrates, Web-Unitis sowie ISO/Ideal, die von der Schule verwendet werden müsse. „Die Ausführungen der Behörden sind zwar glaubwürdig, offenbaren jedoch eine geradezu unfassbare Naivität. Offensichtlich wissen weder das Bildungsministerium, noch die Bildungsdirektionen über den Schulalltag Bescheid. Die Kontrolle über die Schuldaten ist längst verloren gegangen, kritisiert Hans Zeger von der ARGE Daten.
Zeger fordert, dass derartiger Einsatz von „Schatten-IT“ wirksam abgeschafft werden soll und es zudem ein „konkretes Bildungskonzept“ brauche, weil der Fall kein Einzelfall sei. An vielen Schulen tauschen sich Eltern und Lehrer in WhatsApp-Gruppen aus, was ebenfalls verboten sei. Aus datenschutz- und lizenrechtlichen Gründen sind WhatsApp-Gruppen oder ähnliche Gruppenchats für die offizielle Kommunikation nicht zulässig.
„Wir beobachten schon seit vielen Jahren einen katastrophalen Wildwuchs an IT-Schullösungen, beginnend bei nicht datenschutzkonformen Schul-Webseiten, fahrlässiger Produktabhängigkeit bis zu GMail- und Whatsapp-Einsatz im Schulalltag", so Zeger.
An der Universität Salzburg wurde bereits im Jahr 2011 das Mailsystem von 18.500 Studenten auf Google Apps umgestellt. Schon damals gab es Bedenken wegen der Nutzungsbedingungen.