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3-D-Notebook als Kaffeewärmer: HP Envy 17 im Test

Das Envy 17 3D entspricht in Sachen Größe und Design seinem 2-D-Vorgäger. Mit den Abmessung von 27,5 cm x 41,6 cm x 3,87 cm ist es ein typischer Desktop-Ersatz – es sei denn man ist masochistisch veranlagt und schleppt die 3,14 Kilogramm gerne herum. Ein weiteres Indiz, dass das Notebook nicht gerne den Schreibtisch verlässt, ist der Akku, der beim Blu-ray schauen nach gut 1,5 Stunden leer ist. Bei 3-D-Blu-rays und 3-D-Games ist schon nach einer Stunde Schluss.

Der Grund für die schnelle Entleerung des Stromspeichers ist nicht etwa eine Boshaftigkeit von HP, sondern die starken Komponenten, die im Envy 17 3D verbaut sind. Das 17,3-Zoll-Display im 16:9-Format hat mit 1920 x 1080 Pixel die korrekte FullHD-Auflösung. Da die 3-D-Wiedergabe die Active-Shutter-Technologie nutzt, unterstützt das Display eine Wiederholungsrate von 120Hz (60Hz für jedes Auge). Und da die Active-Shutter-Brillen die Sicht verdunkeln, ist das Display des Envy 17 3D besonders hell und farbintensiv. Besonders Spiele im 2-D-Modus profitieren davon. Weniger erfreulich ist das stark spiegelnde Display. Wer untertags Blu-rays schaut und Games spielt, sollte besser die Vorhänge zuziehen.

3-D
Die im Lieferumfang enthaltene TriDef-Shutter-Brille gewinnt keine Schönheitswettbewerbe, erfüllt aber ihren Zweck. Durch die beiliegenden Nasenstücke kann sie der eigenen Gesichtsform angepasst werden. Auch Brillenträger können die Shutter-Brille über ihrer optischen Brille tragen, solange diese keinen überdimensionierten Nerd-Rahmen hat.

Im Gegensatz zu Nvidia nutzt das TriDef-System des Konkurrenten ATI keinen aufladbaren Akku, sondern eine Knopfbatterie, die eine Laufzeit von bis zu 180 Stunden hat. Einen Ein- und Ausschalter gibt es nicht. Schaut man auf das Display und stellt so die Infrarot-Verbindung her, schaltet sich die Shutter-Brille ein. Theoretisch können unendlich viele Shutter-Brillen gleichzeitig angesteuert werden, solange eine Sicht- und damit Infrarot-Verbindung zum Notebook besteht. Eine zusätzliche Brille kostet 169 Euro.

Störungen durch Elektronikgeräte
Durch das helle Display fällt die leichte Abdunkelung durch die Shutter-Brille beim Schauen von 3-D-Blu-rays nicht allzu stark auf. Jedoch kam es im Test zu Störungen. In einem Wohnzimmer, zwischen Desktop-PC, einem Laptop, WLAN-Router, Flat-TV und Settop-Box (alle Geräte eingeschaltet) und diversen Spielkonsolen auf Standby, schaltete sich die Shutter-Brille, trotz direkter Sicht und nur 50 cm Entfernung zum Envy-Notebook, alle drei Sekunden ein und aus. Laut HP können zu viele technische Geräte im Umfeld die Infrarot-Verbindung zwischen Brille und Laptop stören. In einer Umgebung mit zwei laufenden Desktop-PCs, WLAN und einem Notebook traten diese Störungen nicht auf.

Unkomfortabel ist die Umsetzung der 3-D-Games. Während bei Nvidia die 3-D-Unterstützung von Spielen automatisch erkannt wird, muss beim ATI-System am Envy Notebook erst der TriDef-Launcher gestartet werden. Dieser sollte Spiele, die den 3-D-Modus unterstützen, automatisch finden, was aber nicht immer der Fall ist. Viele Games mussten manuell eingetragen werden.

Leistung
Im 2-D-Modus ist die Performance des Envy 17 3D mehr als ausreichend und nur knapp hinter der eines Asus G73 Gaming-Notebooks in derselben Preisklasse. Im 3-D-Modus leidet jedoch die Performance, da bei der Active-Shutter-Technik nicht nur eins, sondern zwei Bilder berechnet werden müssen. Um ruckelfrei zu spielen sollte deshalb nicht die FullHD-Auflösung von 1920x1080, sondern 1280x720 gewählt werden. Positiv fiel hingegen der Ton auf. Die Lautsprecher lieferten für ein Notebook einen ausgezeichneten Klang, sogar der Bass machte sich bemerkbar.

Wo viel Leistung, da viel Hitze. Unter Volllast wird der Envy auf der linken Seite bis zu 50 Grad warm. Am stärksten ist dies im Bereich der linken Strg- und Shift-Tasten bemerkbar und natürlich beim Lüfter. Ein Glas mit kaltem Cola, das unvorsichtigerweise links neben dem Lüfter abgestellt wurde, war nach 15 Minuten Gaming so erhitzt, dass es, nach Wegschütten der mittlerweile ungenießbaren Flüssigkeit, noch einmal 15 Minuten abkühlen musste, bis es wieder Raumtemperatur erlangte. Das muss aber nicht unbedingt von Nachteil sein: Eine Tasse Kaffee, Tee oder Suppe lässt sich so auch über längere Gaming-Sessions hinweg warm halten.

Design und Technik
Optisch ist das Envy 17 3D in einer Art floralem Muster im Carbon-Look gehalten. Dieser Kompromiss soll wohl beide Geschlechter zufrieden stellen. Man könnte es durchaus als hübsch bezeichnen, auf der LAN-Party wird man damit aber kaum hartgesottene Gamer beeindrucken.

Die beachtliche Größe des Notebooks erlaubt eine großzügige Tastatur mit Nummernblock. Die Abstände zwischen den rückbeleuchteten Tasten ist angenehm, auch der relativ geräuscharme Anschlag ist gut. Auch das Touchpad ist brauchbar, die Klick-Funktion ist jedoch fast schon zu empfindlich. Zusätzlich gibt es unter dem Touchpad eine linke und rechte Maustaste. Anschlussmöglichkeiten gibt es ebenfalls reichlich: WLAN a/b/g/n, LAN, Bluetooth, ein Kartenleser für SD-, Memory Stick- und XD-Karten, ein USB-3.0-Anschluss, zwei USB-2.0-Anschlüsse, ein kombinierter eSATA/USB-2.0-Anschluss, VGA-, HDMI- und Mini-Display-Ausgang. Der HDMI-Anschluss hat den Standard 1.3 – Übertragung von 3-D-Material zum Flat-TV ist nicht möglich (erst ab HDMI 1.4).

Das getestete Modell „Envy 17-1190eg“ (1699 Euro), hat einen Intel i7-720QM Prozessor mit 1,6 GHz, 6GB RAM (erweiterbar auf 8GB), 640GB Festplattenspeicher und eine ATI Mobility Radeon HD 5850 Grafikkarte mit 1GB VRAM. Im Laufe des Monats Mai soll bereits das Nachfolgemodell „Envy 17-2000eg“ erscheinen. Dies hat einen Intel i7-2630QM Prozessor mit 2GHz, ebenfalls 6GB RAM, eine ATI Radeon HD 6830M Grafikkarte mit 2GB VRAM und eine 1TB große Festplatte. Da es mit 1599 Euro sogar günstiger als der Vorgänger sein wird, sollten potenzielle Kunden die paar Wochen bis zum Verkaufsstart abwarten.

Fazit
Als Desktop-Ersatz ist Das Envy 17 3D durchaus geeignet, mit 1599 Euro aber auch kein Schnäppchen. Als günstigere Gaming-Laptop-Alternative zum Asus G73, mit 3-D-Bonus, macht das Envy Sinn, allerdings ist das Design nicht unbedingt für Spieler ausgelegt. Auch können die Hitzewallungen bei längeren Gaming-Sessions ungenehm werden, speziell wenn bei WASD-Spielern der kleine Finger der linken Hand auf den mehr als kuschelig-warmen Shift- und Strg-Tasten ruht.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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