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Ausprobiert: Brothers Datenbrille Airscouter

Da sei einigen Brother-Mitarbeitern kurzfristig ein bisschen heiss geworden, als Google Anfang des Monats mit seinem

an die Öffentlichkeit ging, hört man zwischen den Zeilen im Rahmen der Jahrespressekonferenz des japanischen Druckerherstellers in Berlin. Doch als sich herausstellte, dass der Internetkonzern noch nichts Marktreifes vorzuweisen habe, freuten sich die Verantwortlichen beiBrotheroffenbar umso mehr auf die Präsentation von "Airscouter" - so der Name jener Datenbrille, die der Druckerhersteller seit Dienstag in Japan verkauft.

"Das ist natürlich nichts, womit Sie und ich auf die Straße gehen würden", sagt Richard Thomas, verantwortlich für Produktplanung bei Brother, im Rahmen der Airscouter-Präsentation. Tatsächlich will Brother seine Datenbrille zunächst nur in der Industrie einsetzen. Das 106 Gramm schwere Gerät sei noch überhaupt nicht Konsumenten-freundlich, dafür aber anders als Googles Augmented-Reality-Brille vollständig einsatzfähig.

So funktiert die Brille
Airscouter wird via Kabel entweder an einen Computer, ein Smartphone oder ein Tablet - vorerst wird laut Brother nur iOS unterstützt - angeschlossen. Die eigentliche Technik befindet sich in einer schwarzen, kleinen Box, die je nach Vorliebe des Nutzers links oder rechts an der Brille befestigt werden kann. Sie konvertiert den Output vom Smartphone oder Tablet und überträgt dann das Bild, das auf dem mobilen Gerät angezeigt wird auf die Brille und somit ins Blickfeld des Nutzers. Dabei wird Licht von einem LCD-Display durch eine Linse geschickt und über einen halbdurchlässigen Spiegel so reflektiert, dass das Bild für den Nutzer in die Umgebung, in der er sich befindet, eingebettet sichtbar wird.

Damit das länger als fünf Minuten funktioniert, muss weiters noch ein zusätzlicher Akku - der bei Airscouter mitgeliefert wird - angesteckt werden, weil die Batterieleistung eines Handys oder Tablets für den Betrieb nicht ausreichen würde.

Airscouter im Kurztest
Beim Kurztest fällt zunächst auf, dass die Datenbrille noch etwas klobig wirkt und nur mäßig bequemen Sitz bietet. Für Brillenträger bietet Airscouter einen eigenen Aufsatz.

Die Bild-Projektion funktioniert zwar gut, die übertragenen Informationen bzw. Bilder - in diesem Fall eine Montageanleitung - sind gut erkennbar. Die Display-Auflösung beträgt 800 x 600 Pixel, die Bilder werden in einer Display-Größe von etwa 40cm angezeigt.

Um sich beim Einsatz gleichzeitig auf die normale Umgebung und das projizierte Bild zu konzentrieren, muss sich der Nutzer allerdings einige Mühe geben. Die Ablenkungsgefahr ist groß und von heute auf morgen wird es wohl niemandem so einfach gelingen, flüssige Handgriffe während des Tragens der Brille zustande zu bringen. Man darf auf den Gewöhnungseffekt hoffen.

Wie Brother daher auch richtig einräumt, könnte man mit Airscouter im Alltag in der jetzigen Form nur wenig anfangen. Anwendungsszenarien für die Industrie sind nun etwa Montage-Anleitungen. Beim Hands-on durfte man sich beispielsweise mit einem Metall-Bauteil spielen, bei dem es diverse Schrauben einzufügen galt. In der Projektion wurde eine animierte Anleitung gezeigt, welche Schrauben welcher Stelle zuzuordnen wären. Auch in der industriellen Produktion sind Anwendungsfälle denkbar.

Der Vorteil, und das zeigt sich auch beim Test: Beide Hände sind frei, man muss keine ausgedruckten Pläne, Handy oder Tablet zur Hand nehmen, sondern kann sich ohne Unterbrechung der jeweiligen Arbeit widmen. Dass die Geräte miteinander verkabelt sind, wirkt auf den ersten Blick nicht besonders fortschrittlich. Hätte man eine drahtlose Technologie entwickelt, wäre die Brille jedoch größer und noch klobiger ausgefallen, heißt es seitens Brother.

Sechs Jahre Entwicklung, stolzer Preis
Gut sechs Jahre hat der japanische Konzern an der Entwicklung von Airscouter gearbeitet. Ein Marktstart in Europa steht derzeit nicht zur Diskussion. "Wir werden die Brille jetzt auf dem japanischen Markt testen", so Thomas. Und auch dort gibt es vorerst keinen Regalverkauf für Unternehmen. Wenn sich jemand für Airscouter interessiert, werden von Brother mit Partnern individuelle Anwendungsoptionen entwickelt, je nachdem was sich der Kunde wünscht und wie Airscouter zum Einsatz kommen soll. Die Brille alleine ohne entsprechende, angepasste Software wird nicht angeboten.

Die Kosten für Airscouter bewegen sich derzeit ebenfalls noch im nicht Konsumenten-freundlichen Bereich: Eine Brille kommt auf 200.000 Yen, umgerechnet fast 1900 Euro. Selbst für Unternehmen ist das wohl kein Schnäppchenpreis.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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