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De’Longhi Rivelia im Test: Die kaffeemachende Wollmilchsau

Auf dem Papier ist die De’Longhi Rivelia ein Overachiever. Das ist nicht immer ein gutes Zeichen: Wenn viel versprochen wird, kann auch viel gebrochen werden.

Ich habe die De’Longhi Rivelia mit Milchschäumer (800 Euro UVP) in der Farbe Grau (EXAM440.55.G) getestet. Im futurezone-Office, damit auch die anderen Koffein-Abhängigen was davon haben.

Zu Beginn etwas nervig, dann aber nett

Dringend darf man keinen Energiekick brauchen, wenn man die Rivelia auspackt. Die Inbetriebnahme ist zwar einfach, aber dann beginnt der eigentliche Prozess. Die Maschine will nicht nur die Wasserhärte wissen, sondern auch Profile einrichten, am liebsten gleich „Bean Adapt“ machen, Tutorials anzeigen und andere Sachen. Prinzipiell ist alles sinnvoll: Das merkt man aber erst, wenn man die Maschine über einen längeren Zeitraum verwendet. Am Anfang wirkt es jedenfalls fast aufdringlich.

Bedient wird die Rivelia über den Touchscreen und 4 Softtouch-Tasten. Davon sind 3 Shortcuts zu Funktionen (Profilwechsel, Auswahl Milchgetränke, Auswahl Kaffeegetränke), die alle auch über das Display bedient werden können. Das Display ist an der Oberseite. Man sollte die Kaffeemaschine also nicht auf einen 120 cm hohen Schrank stellen, wenn kleinere Menschen im Großraumbüro arbeiten (mea culpa Kollegen, es war sonst kein Platz frei), weil die sonst nur auf den Zehenspitzen die Maschine bedienen können.

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4 Profile können angelegt werden, was für einen normalen Haushalt reicht – was im Office mit 5 Kaffeetrinkerinnen und Trinkern aber eine Spur zu wenig ist. Allerdings wird die Rivelia nicht als Bürogerät angepriesen, also sei ihr das verziehen. Die Profile machen Sinn, weil sich die Parameter für die jeweiligen Kaffeearten anpassen und speichern lassen. Das sind Menge, Intensität und ob man einen extra Shot Espresso haben will. Gerade letzteres rechne ich der Rivelia hoch an.

Die Profilnamen dürfen maximal 10 Zeichen lang sein

Speichern und Ändern der Kaffeepräferenzen geht nahtlos. Tippt man auf dem Touchscreen nicht auf das große Bild von Americano oder Espresso, sondern auf das Icon darunter, lassen sich die Einstellungen anpassen. Danach fragt die Maschine, ob man sie permanent speichern, nur jetzt speichern (bis die Maschine ausgeschaltet wird) oder verwerfen will.

Vorbildlich ist, dass die Rivelia am Display immer mit Text sagt, was sie gerade macht: Wie etwa vorheizen, spülen, den Kaffee machen, heißes Wasser darüber geben (für den Americano), den extra Shot zubereiten, usw. Das wirkt zwar wie eine Kleinigkeit, nimmt dem Vollautomaten aber dieses Blackbox-Gefühl, das man von günstigeren Geräten kennt. Außerdem ist sie recht freundlich und fröhlich: „Hamster, dein Latte Macchiato ist fertig!“, verkündet sie etwa, mit dem Zusatz: „Das war wirklich perfekt“. Hamster ist einer der Profilnamen, für den Test – die Rivelia gibt einem nicht von sich aus Tiernamen.

Rivelia schreibt immer, was sie gerade macht

Routinen erleichtern, durch den Tag zu kommen

Auf Wunsch können „Routinen“ aktiviert werden. Dann erinnert sich die Rivelia daran, zu welcher Tageszeit man welchen Kaffee trinkt. In der Früh wird etwa der doppelte Espresso ganz vorne in der Auswahl der Kaffeegetränke gezeigt. Beim Profil der Kollegin, die es lieber sanfter angeht, ist der klassische Kaffee zu dieser Zeit auf Platz 1. Zu Mittag rückt dann der Espresso Lungo vor, um nach dem Essen wieder Energie zu tanken und am Nachmittag ist der Caffelatte ganz vorne.

Das ist praktischer, als es sich zunächst anhört. Denn abgesehen von den Kaffee- und Milchgetränken gibt es noch die Option für gekühlte Getränke. Mitunter würde man schon ein paar Mal über den Screen wischen müssen, um das Getränk der Begierde zu finden – falls es die Routine nicht nach vorne gereiht hat.

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Übrigens: Bei den gekühlten Getränken muss man etwas vorsichtig sein. Die Maschine gibt Empfehlungen, wie viele Eiswürfel man nehmen sollte, weiß aber natürlich nicht, wie groß die verwendeten Eiswürfel sind. Im Zweifelsfall lieber eine größere Tasse und mehr Eis nehmen als die Rivelia empfiehlt – ansonsten gibt’s halbkalte verwässerte Brühe statt Iced Coffee.

De’Longhi Rivelia 

Grundeinstellungen und Brauntonfindung

Damit der Kaffee möglichst den Bedürfnissen entspricht, gibt es noch Grundeinstellungen, die für alle Profile gelten. Dazu zählt der Mahlgrad, der über einen Hebel an der Oberseite in 7 Stufen einstellbar ist. Die Temperatur des Kaffees ist nur in 3 Stufen wählbar – was aber immerhin 2 Stufen mehr sind, also manch andere Vollautomaten.

Und dann gibt es noch Bean Adapt. Mittels Multiple-Choice-Fragen wählt die Rivelia die passenden Einstellungen für die genutzten Kaffeebohnen. Schwierig ist hier allerdings Frage Nummer 2: Man soll den Röstgrad angeben. Anhand der 4 kleinen Kästchen, die die unterschiedlichen Brauntöne am Display anzeigen, ist das allerdings nur bei optimalen Lichtbedingungen möglich. Prinzipiell schmeckt der Kaffee aber auch ohne Bean Adapt.

Bohnen wechseln

Ein Feature der Rivelia ist der abnehmbare Bohnenbehälter. Da ein zweiter Bohnenbehälter dabei ist (mit einem andersfärbigen Deckel als Unterscheidungsmerkmal), kann man so, je nach Lust und Laune oder ob man den Kaffee mit Milch trinkt, Bohnen wechseln. Auch könnten verschiedene Nutzer ihre eigene Präferenz haben, was Bohnen bzw. deren Röstgrad angeht.

So einfach wie das klingt, geht es dann aber doch nicht. Der Behälter ist zwar schnell gewechselt, aber es bleiben immer Bohnen in der Zuführung zum Mahlwerk. Mal schnell Behälter zwischen 2 Kaffees wechseln, ist also nicht. Immerhin bietet die Maschine 2 Lösungen dafür. Man schaltet sie ein und dreht den Behälter auf das Entsperren-Symbol. Dann fragt die Revelia am Display, was man machen möchte: Noch ein Getränk wählen, um die Bohnen im Mahlwerk zu verbrauchen, oder „Mahlen & Leeren“. Letzteres ist natürlich eine Verschwendung, da die Bohnen gemahlen und beseitigt werden, ohne, dass man ein Getränk damit zubereitet.

De’Longhi Rivelia 

Bypass mit Staufach

Wie für Vollautomaten üblich hat auch die Rivelia einen Bypass für gemahlenen Kaffee. Der versteckt sich oben unter einer Klappe. Und auch hier ist die Rivelia durchdacht. Unter der Klappe befindet sich gleich der Messlöffel. Allerdings wird am Bild als maximale Füllmenge ein gehäufter Löffel angezeigt, obwohl die Beschreibung ausdrücklich warnt, dass ein gestrichener Messlöffel die Maximalmenge ist.

Am anderen Ende hat der Löffel einen Pinsel, um Pulverreste zu beseitigen. Der Füllstutzen kann zur leichteren Reinigung herausgenommen werden.

Ebenfalls dort oben verstaut ist der Ausläufer für heißes Wasser. Das ist praktisch: Denn der Milchschäumer nutzt denselben Anschluss. Verwendet man diesen also, kann man den Ausläufer sicher oben verstauen, damit er nicht verloren geht. Wird weder noch verwendet, kann der Anschluss an der Kaffeemaschine durch eine Schiebeklappe am Gehäuse geschlossen werden.

Unter der Abdeckklappe für den Bypass ist auch Stauraum

Milchschäumer

Der Milchschäumer ist eher kompakt ausgefallen, was ich als Vorteil sehe. So kommt man nicht in Versuchung mehr Milch einzufüllen, als getrunken wird. Außerdem passt er dadurch sehr leicht in den Kühlschrank. Neben Kuhmilch kann die Rivelia laut De’Longhi auch mit Soja-, Mandel- und Hafermilch umgehen. Für den Test wurde laktosefrei Kuhmilch genutzt.

Das An- und Abstecken ist sauber, hier geht kein Tropfen Milch raus. Auch die Düse tropft nicht nach, wenn man, wie empfohlen, nach der Getränkezubereitung die Spülfunktion genutzt hat. Die Düse ist durch ein Gelenk höhenverstellbar. Das ist zwar simpel, funktionierte im Test aber mit den meisten Tassen und Häferl. Auch mit großen Macchiato-Gläsern hat das geklappt.

Ein wenig enttäuschend ist, dass die Milchmenge nicht eingestellt wird. Diese wird gleichzeitig mit der Schaumkonsistenz (Fein, Cremig, Fest) durch den Drehknopf an der Oberseite des Schäumers festgelegt. Es ist also nicht vorgesehen, dass man zB. einen Cappuccino mit feinem Schaum macht, weil dann die Menge der Milch der für einen Caffelatte entspricht.

Immerhin hat De’Longhi mitgedacht, dass sich die Nutzerinnen und Nutzer nicht merken, welche Milchschaumeinstellung für welches Getränk die richtige ist. Hat man ein Milchgetränk ausgewählt und startet die Zubereitung, steht nochmal am Display, auf welche Einstellung man das Rad drehen soll.

Die 3 Stufen des Milchschaums unterscheiden sich deutlich in ihrer Konsistenz und der Größe der Bläschen, so wie es sein sollte. Die Temperatur der Milch ist warm genug. Beim Latte Macchiato ist die Separation zwischen der oberen Schaumschicht und dem Kaffee sehr gut. Die Trennung der unteren Milchschicht ist immerhin noch sichtbar, aber nicht so deutlich ausgeprägt, wie man es sich etwa von einem Macchiato im Kaffeehaus erwartet.

Seperation der Schichten beim Latte Macchiato

Coffee To Go

Eine nützliche Funktion ist, dass sich einige der Getränke, die sich für größere Mengen eignen, als „To Go“ zubereiten lassen. Dazu tippt man auf das Einstellungs-Icon unter dem Gerät und danach auf das Becher-Symbol.

Jetzt kann man sich noch die Information anzeigen lassen, welche To-Go-Bechergröße man für das Getränk benötigt und gegebenenfalls die Menge anpassen. Das klingt alles komplizierter, als es tatsächlich ist. Hat man einmal die Größe für seinen Becher gefunden, ist die To-Go-Zubereitung in weniger als 3 Sekunden ausgewählt und gestartet.

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Pflege und Reinigung

Die Abtropfschale bleibt im Normalbetrieb relativ trocken, wenn man brav ein Häferl beim Auf- und Abdrehen der Maschine unter den Ausfluss stellt. Bei der Menge von 10 Kaffeekuchen landet loses Pulver im Ausmaß von etwa 10 bis 15 Prozent eines Kaffeekuchens im hinteren Bereich der Abtropfschale statt im Kaffeesatzbehälter. Auch das ist, verglichen mit anderen Maschinen, sehr gut. Ein bisschen Pulver landet dennoch auch immer im Innenraum der Maschine, weshalb man dort ab und zu putzen bzw. das Pulver mit einem Pinsel rausholen sollte.

Die Brüheinheit kann zur Wartung, sollte das mal nötig werden, ohne Werkzeug entnommen werden. Auch die Klappe, hinter der sie sich verbirgt, ist ohne Werkzeug zu öffnen. Wer schon mal einen Kaffeevollautomaten geöffnet hat, um eine blockierende Brüheinheit zu putzen, der mit Spezialschrauben gesichert ist und seltsame Verschlüsse hat, für die man Spezialgerät oder einen Schraubenzieher, ein Lineal und am besten 3 Hände braucht, wird das zu schätzen wissen.

Die Brüheinheit

Die Abtropfschale und alles, was damit zu tun hat, ist bei der Rivelia geschirrspülerfest. Auch der Milchbehälter kann in 7 Einzelteilen zerlegt im Geschirrspüler gereinigt werden.

Geschmackssache

Am Kaffee selbst hatten weder ich noch die Kolleginnen und Kollegen etwas auszusetzen. Nur der Siebträger-Snob hat sich aus Prinzip geweigert, am Test teilzunehmen. Die voreingestellte Temperatur für den Kaffee hat gepasst. Der Geschmack kommt gut raus und in der Tasse bleiben keine Pulverrückstände. Lediglich die Crema ist nicht ganz so ausgeprägt, wie bei manch anderen Maschinen.

Eine Debatte um den Geschmack anderer Art war das Design. „Sieht billig aus“, war da etwa zu hören. Die graue Farbe in Kombination mit dem Plastikgehäuse erinnert tatsächlich an eine Kapselmaschine. Dazu trägt bei, dass von vorne betrachtet ein Teil des Gehäuses glatt und dadurch mehr glänzend ist – die 2 verschiedenen Beschaffenheiten des Plastiks wirken nicht harmonisch. Man kann es auch als Vorteil sehen: Vielleicht soll man nicht sofort erkennen, dass ein teurer Vollautomat vorhanden ist. Sonst kommen die anderen Menschen im Großraumbüro vielleicht auf diebische Ideen…

Der Wasserbehälter ist zu klein

Nicht schönreden oder als Geschmackssache abtun, lässt sich der Wasserbehälter. Der hat nicht nur relativ wenig Füllvermögen mit eingesetztem Wasserfilter, sondern ist auch patschert designt. Weil er so schmal ist, schwappt das Wasser relativ leicht über, wenn man ihn zur Max-Anzeige füllt und schnellen Schrittes unterwegs ist.

Der Deckel hat keine Scharniere und hakt nicht ein, sondern liegt nur lose am Behälter auf. Befindet sich der Wasserhahn direkt neben der Maschine, ist das alles wenig tragisch. Hat man es ein Stück zur Büroküche, ist das häufige Wassertransportieren mühsam.

De’Longhi Rivelia

Fazit

Die De’Longhi Rivelia (800 Euro UVP, 771 Euro bei Amazon) ist voll mit Funktionen, wovon manche auf den ersten Blick unnötig wirken. Je länger man die Maschine nutzt, desto mehr weiß man sie aber zu schätzen, wie etwa die Profile und Routinen.

Der wechselbare Bohnenbehälter, der als eine der Hauptattraktionen der Rivelia beworben wird, war für mich das Gimmick, wovon ich am wenigsten habe. Wer Kaffee in Ein-Kilo-Packungen kauft, wird sich vielleicht darüber freuen, gelegentlich andere Bohnen aus einer 250g-Packung verwenden zu können. Sinnvoll wäre vielleicht noch zwischen normal und entkoffeiniert zu wechseln, wobei man eben immer daran denken muss, vorher das Mahlwerk zu leeren oder noch einen Kaffee der vorherigen Bohnen runterzulassen.

Nicht gut gelöst ist der Wasserbehälter. Bei einer Maschine, die für die Nutzung von mehreren Personen ausgelegt ist (4 wählbare Profile, 2 Bohnenbehälter), muss man damit rechnen, dass sie häufig verwendet wird. Und dafür ist der Wasserbehälter einfach zu klein.

Am Kaffeegeschmack und der geschäumten Milch ist nichts auszusetzen, wobei ich gerne mehr Freiheit bei der Milchschaummenge hätte. Bequeme Menschen werden sich über die einfache Zerlegbarkeit und Geschirrspülfestigkeit der Teile freuen.

 

Technische Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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