Samsung Galaxy S24 Ultra im Test: Es hat sich ausgekurvt
Was unterscheidet das neue S24 vom Vorgängermodell S23? Der Name. Dieser zynische Witz macht seit der Präsentation von Samsungs aktuellen Galaxy-Modellen die Runde. Tatsächlich hat sich weder beim Design noch bei der Hardware viel getan.
Beim Spitzenmodell Galaxy S24 Ultra tut sich zumindest ein bisschen mehr, obwohl auch hier auf den ersten Blick kaum ein Unterschied zu erkennen ist. Langjährige Ultra- und Note-Fans bemerken aber sofort: Es ist das Ende einer Ära.
Bye Bye Curved Display
Das S24 Ultra hat kein Curved Display mehr. Es ist flach wie ein Brett, flach wie all die anderen unzähligen Smartphones am Markt. Ja, es war abzusehen, dass es passieren wird. Schließlich wurde die linke und rechte Seite mit jedem Jahr etwas weniger nach hinten gebogen.
Hat das gebogene Display sinnvolle Vorteile gehabt? Nein, nicht wirklich. Aber es war schön etwas zu haben, das ein bisschen anders ist, als die Masse. Man könnte es auch den „Ich bin reicher als ihr“-Stempel nennen. Auch wenn die Kurven subtil waren, waren sie doch dem Galaxy-Spitzenmodell und teuersten Nicht-Faltphone in Samsungs Portfolio vorbehalten.
Hallo Titan
Der neue „Ich bin reicher als ihr“-Stempel ist noch dezenter als die Mini-Displaykurven beim S23 Ultra. Der Rahmen besteht jetzt aus Titan. Sieht man halt nicht, riecht man nicht und schmeckt man auch nicht. Immerhin spürt man etwas: Der Rahmen hat eine dezent rauere Textur als der Aluminium-Rahmen des S23 Ultra. Eine willkommene Änderung, da das S23 Ultra grenzwertig glatt und rutschig war.
Die Biegungen an der linken und rechten Seite des S24-Ultra-Rahmens sind jetzt dezenter als beim S23 Ultra. Das in Verbindung mit dem Non-Curved-Display gibt dem Smartphone einen neuen Vibe – der mich irgendwie an das Nokia Lumia 1020 erinnert, das ich vor 10 Jahren getestet habe.
Die Form des Gehäuses, die graue Akzentfarbe des Rahmens… zum Glück hat das S24 Ultra aber nicht ansatzweise soviel Dead Space. Im Gegenteil: Der kleine schwarze Rand zwischen dem sichtbaren Display und dem Rahmen ist abermals kleiner geworden, verglichen mit dem S23 Ultra.
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Eine wahre Freude beim S24 Ultra ist, so wie bei den Ultra-Modellen die Jahre davor, die Verarbeitung. Keine grauslichen Spaltmaße, keine scharfen Kanten: Das Smartphone ist wie aus einem Guss.
Lediglich der Stift im Gehäuse hat ein kleines bisschen mehr Spiel als beim S24 Ultra. Dafür fügt sich aber das jetzt flache Display sogar noch präziser in den Titanrahmen ein. Beim S23 Ultra war hier ein Mini-Mini-Spältchen an den Ecken des Curved Displays erkennbar.
Handhabung und Farbenspiel
Bei der Handhabung ändert sich nicht viel. Das S24 Ultra ist 1,1mm kürzer, 0,9mm breiter, 0,3mm dünner und 1 Gramm leichter als das S23 Ultra. Es ist immer noch ein großes Smartphone und gedacht, beidhändig bedient zu werden.
Der Stift ist, wie schon beim S23 Ultra, links im Gehäuse untergebracht, was aus Handhabungsgründen für mich nicht viel Sinn macht. Mehr Menschen sind Rechtshänder und werden bei Nutzung des Stifts das Smartphone in die linke Hand nehmen. Da wäre es einfacher, den Stift aus dem Gehäuse zu nehmen, wenn er auf der rechten Seite ist. Der Stift selbst hat sich nicht verändert. Nur der Druckknopf am Ende, zum Entriegeln der Gehäusesperre, ist jetzt flach statt konvex.
Bei der Farbe der Rückseite war Samsung dieses Jahr sehr großzügig. Inklusive der „Samsung Online Shop Exklusiv“-Optionen gibt es 7 Farben zur Auswahl. Die Rückseite hat wieder den netten Effekt, dass sich, je nach Winkel des Lichteinfalls, die Farbe durch die Spiegelung leicht verändert. Mein Testgerät in der Farbe „Titanium Gray“ bekommt einen leichten Champagner-Schimmer bei Kunstlicht und sieht bei Sonnenlicht im Freien in manchen Winkeln fast milchweiß aus.
Display: Heller und kühler
Das Display hat auch nach der Glättung immer noch 6,8 Zoll. Die Auflösung ist von 3.088 x 1.440 Pixel (S23 Ultra) auf 3.120 x 1.440 Pixel gewachsen. Wie üblich muss man die Auflösung aber erst in den Einstellungen aktivieren. Standardmäßig ist sie auf 2.340 x 1.080 eingestellt, um Akku zu sparen. Ebenfalls beim Akkusparen helfen soll die adaptive Framerate von bis zu 120Hz, die es auch schon beim S23 Ultra gab. Bewegt sich nichts am Display, wird die Framerate automatisch runtergeschraubt.
Neu ist, dass die maximale Helligkeit jetzt bei 2.600 Nits liegt. Diese wird aber nur kurz erreicht. Beim S23 Ultra waren es lediglich 1.750 Nits. Der Helligkeitsboost ist in Innenräumen egal, im Freien bei Sonnenlicht aber ein Segen.
Galaxy S24 Ultra: Technische Daten
- Modellcode: SM-S928B/DS
- Farben: Titanium Black, Titanium Gray, Titanium Violet, Titanium Yellow. Im Samsung Online-Store: Titanium Blue, Titanium Green, Titanium Orange.
- Netzwerk: 2G GSM, 3G WCDMA, 4G LTE FDD, 4G LTE TDD, 5G Sub6 FDD, 5G Sub6 TDD
- Display: 6,8" QHD+ Dynamic AMOLED 2X Display / adaptive 120 Hz (1~120 Hz) / HDR10+ zertifiziert / Always On / Eye Comfort Shield / Vision Booster / 3.120 x 1.440 / 505 ppi
- Prozessor: 64-bit 4 nm Octa-Core Snapdragon 8 Gen 3 for Galaxy (3,39 GHz + 3,1 GHz + 2,9 GHz + 2,2 GHz)
- Speicher: 256 GB / 512 GB / 1 TB interner Speicher, 12 GB RAM
- Verfügbarer Speicher: 230 / 485 / 995 GB
- Hauptkamera (Rückseite): 200 MP / 50 MP / 10 MP / 12 MP Quad-Kamera mit Laser-Autofokus und LED-Blitz
Weitwinkelobjektiv: 200 MP (f1.7), Super Quad Pixel AF, OIS, Super Clear Lens, Duo-Teleobjektiv: Teleobjektiv (1): 50 MP (f3.4) 5x optisch, Quad Pixel AF, OIS, Teleobjektiv (2): 10 MP (f2.4), 3x optisch, Dual Pixel AF, OIS, 120° Ultra-Weitwinkelobjektiv: 12 MP (f2.2), Dual Pixel AF - Frontkamera (Vorderseite): 12 MP (f2.2), Dual Pixel AF
- Akku: 5.000 mAh, Fast Charging 45 W Wired, Wireless 15 W, Wireless PowerShare
- SIM-Karte: Dual-SIM: 2 x Nano-SIM (4FF), eSIM
- Anschlüsse: USB Typ-C, USB 3.2 Gen 1
- Konnektivität: Bluetooth 5.3, Wi-Fi 7 802.11 a/b/g/n/ac/ax/be 2,4 G + 5 GHz + 6 GHz, EHT320, MIMO, 4096-QAM, Wi-Fi Direct, Miracast, NFC, UWB (Ultra Wide Band)
- Abmessung: 79,0 x 162,3 x 8,6 mm
- Gewicht: 232 g
- Preis: ab 1.449 Euro
Die Darstellung des S24 Ultra ist sehr gut, wobei auch hier ein Trend fortgesetzt wird. Mit jedem neuen Ultra ist die Darstellung im „Lebendig“-Bildmodus einen Hauch weniger kräftig und mehr realistisch. Im direkten Vergleich wirkt das S24 Ultra dadurch ein wenig kühler, hat aber gleichzeitig eine sauberere Darstellung von Weiß- und Grautönen.
Ein spannendes Detail ist das neue Display-Glas. Beim S23 Ultra war es „Corning Gorilla Glass Victus 2“, beim S24 Ultra ist es „Corning Gorilla Armor“. Das Glas des S24 reflektiert merklich weniger stark. Außerdem ist die Reflexion eher weiß, während sie beim S23 Ultra gelblich ist. Besonders bei Kunstlicht ist das gut zu beobachten. Ein weiterer erfreulicher Aspekt: Das Display scheint eine Spur dichter mit dem Glas verklebt zu sein oder das Glas ist einen Hauch klarer. Jedenfalls wirkt im direkten Vergleich mit dem S23 Ultra das S24 Ultra einen Hauch schärfer und eben so, als würden Icons und Schriften direkt unter dem Glas „kleben“.
KI-Bildbearbeitung ist ein Hit-and-Miss
Die große Neuerung bei der S24-Serie sind die KI-Funktionen. Diese sind beim Ultra genau dieselben wie beim regulären S24 und S24+. Extra-KI-Funktionen für den Stift gibt es nicht. Mein Kollege Florian hat sich ausführlich mit den KI-Funktionen des S24 auseinandergesetzt:
➤ Mehr lesen: Samsung Galaxy S24 im Test: So schlägt sich das KI-Handy
Kurz zusammengefasst: jo eh. Am besten funktionieren die Bildbearbeitungsfunktionen, die es schon am S23 Ultra gab – dort aber noch nicht durch die KI-Cloud gejagt wurden. Dazu gehören etwa der Objektradierer und das Entfernen von Schatten oder Spiegelungen.
Bei Fotos mit viel Licht und Objekten, die möglichst weit entfernt von vom Hintergrund sind, funktionieren die KI-Bearbeitungen am besten. Zoomt man nicht in die Fotos rein, gelingt die Illusion. Im Vergleich liefert der aktuelle Photoshop für Windows (inhaltssensitives Auffüllen und Bereichsreparatur-Pinsel) bessere Resultate – ganz ohne KI. Für ein kostenloses Feature im Handy sind die KI-Tools aber in Ordnung.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links das Originalbild, rechts wurde mit dem Objektradierer eine Pflanze entfernt.
Bei komplexen Hintergründen und wenig Licht und Kontrast sind Artefakte sichtbar. Manchmal wird das Objekt auch nicht korrekt gelöscht. Bei symmetrischen Elementen kapiert die KI oft nicht, dass man das markierte Element aus dem Bild entfernen will. Sie füllt es durch eine gespiegelte Interpretation des symmetrisch gegenüberliegenden Objekts wieder auf – was das Löschen völlig sinnlos macht. Das Loch im Foto, das durch ein entferntes Straßenlicht entstanden ist, wird wieder mit einem Straßenlicht aufgefüllt.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links das Originalbild. Rechts die KI-Bearbeitung, bei dem mit dem Objektradierer die gesamte Straßenlampe (Mast, Schild, Leuchte) entfernt wurde. Die KI-Funktion hat die Lücke daraufhin mit einer Straßenlampe ausgefüllt
Besonders schwer tut sich die KI mit dem Löschen von Objekten, wenn diese dicht am Hintergrund sind. In diesem Beispiel wurde die Holzbank in der U-Bahn-Station durch eine Lederbank (?) ersetzt:
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links das Originalbild. Rechts wurde die Bank mit dem Objektradierer gelöscht. Das Resultat: Eine Lederbank ist auf einmal da
Hier wurde das mittlere Bild zur Löschung markiert. Statt es einfach zu löschen und mit der Farbe der Wand zu ersetzen, wurde ein neues „Poster“ kreiert:
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Link das Original. Rechts wurde das Bild in der unteren Reihe in der Mitte gelöscht. Die KI hat das Loch durch ein neues Bild ersetzt, anstatt durch Wand
Mit der Funktion zum Verschieben ist es genauso. Wenn das ausgewählte Objekt weit genug vom Hintergrund entfernt ist, klappt das. Aber steht es zu knapp vor dem Hintergrund, wird das Objekt quasi dupliziert.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links das Original. Rechts wurde die Bank markiert und nach links verschoben. Die Lücke wurde von der KI, ungewollt, durch eine andere Bank aufgefüllt.
Die KI-Fotofunktionen können übrigens mit allen Bildern am Smartphone gemacht werden und nicht nur mit Fotos, die man selbst aufgenommen hat.
Sprache und KI: „2 Warme im Shop“
Die sprachbasierten KI-Funktionen sind, wie schon Florian geschrieben hat, zu ungenau. Hier hatte ich die Hoffnung, dass das S24 Ultra als Premiumgerät womöglich bessere Mikrofone hat und höher qualitative Aufnahmen ermöglicht – mit denen sich die KI dann leichter tut.
Zum Test wurde eine Konferenz mit dem Diktiergerät aufgenommen, an der 10 Personen beteiligt waren. In 16 Minuten der Aufnahme hat die KI-Transkription (unterstützt nur die Erkennung von bis zu 4 Personen) einen Bruchteil des Gesagten überhaupt als Gesagtes erkannt. Und was dann rausgekommen ist, hat absolut nichts mit dem zu tun, was wirklich gesagt wurde. Stattdessen wirkt es wie ein Dialog aus einem Stoner-Movie oder eine Preisverhandlung auf willhaben.at.
Ein Auszug aus dem KI-Transkript:
Sprecher 2: 2 Warme im Shop.
Sprecher 3: Wie heißt du?
Sprecher 1: Wie viel Uhr ist es in?
Sprecher 2: Englands.
Sprecher 4: Gera in der.
Sprecher 1: Ja, xenbuch. Wann am? Annehmen.
Sprecher 1: Ja.
Sprecher 3: Voll geil.
Sprecher 2: Ja.
Sprecher 4: Ja.
Sprecher 4: Den also wir in den Friedrich also.
Sprecher 2: Youtufo.
Selbst das, was ich gesagt habe (das S24 Ultra lag direkt vor mir) wurde nur teilweise erkannt. Spannend ist, dass man von dem Erkannten nicht darauf schließen kann, worum es geht. Aber die KI-Zusammenfassung der Abschrift hat es erkannt und in verständliche Sätze formuliert.
Kamera: Fast gleich, aber ein bisschen besser
Hauptkamera, Weitwinkelkamera und 3-fach-Telekamera haben dieselben Hardware-Eigenschaften, wie beim S23 Ultra. Der Sensor der Hauptkamera hat 200 Megapixel, für gewöhnlich fotografiert man mit 12 Megapixel. Neu ist, dass das 10-fach-Teleobjektiv mit 10 Megapixel durch ein 5-fach-Teleobjektiv mit 50 Megapixel ersetzt wurde, das mit F3.4 eine größere Blende hat (10-fach-Teleobjektiv beim S23 Ultra: F4.9).
Generell gibt es an der Bildqualität für den Alltagsgebrauch nichts auszusetzen. Die Bilder sind scharf, haben einen guten Detailgrad und eine gute Abgrenzung. Die Farben tendieren zur Übersättigung, weshalb der Himmel manchmal etwas zu kräftig blau oder die Parkbeleuchtung bei Nacht zu gelb ist.
Bei klassischen Fotos bei gutem Licht sind kaum Unterschiede zwischen dem S24 Ultra und S23 Ultra auszumachen. Samsung hat aber auf Kritik reagiert am Vorgängermodell reagiert. Beim Fotografieren mit der Hauptkamera sind die Unschärfen zu den Rändern hin geringer. Das war vor allem ein Problem, wenn Objekte auf kurze Entfernung fotografiert wurden.
Der Workaround dafür war früher, den Digitalzoom auf 1,5- oder 2-fach zu nutzen und ein bisschen vom Motiv wegzugehen, weil dann die unscharfen Randteile weggeschnitten werden. Allerdings hat das für unschöne Artefakte gesorgt. Beim S24 Ultra verspricht Samsung, dass der digitale 2-fach-Zoom „optische Zoom Qualität“ hat. Am Handy-Display und verkleinert ist tatsächlich kein Qualitätsverlust auszumachen. Zoomt man rein, sieht man aber Artefakte beim Digitalzoom – die aber merkbar geringer ausfallen als beim S23 Ultra.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links: Hauptkamera ohne Digitalzoom. Rechts: Hauptkamera mit 2x Digital-Zoom. In der verkleinerten Ansicht ist kaum ein Qualitätsverlust zu bemerken
Space Zoom und Porträts
Deutlich besser ist jetzt der „Space Zoom“, also der 100-fach Digitalzoom. Die Fotos sehen immer noch unscharf und wenig detailliert aus, ohne gute Abgrenzungen. Im Vergleich zum S23 Ultra ist es aber ein deutlicher Fortschritt.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links: 100-fach Space Zoom mit S24 Ultra. Rechts: S23 Ultra
Und bei ausreichend Licht ist der 100-fach-Zoom immer noch beeindruckend, für ein Smartphone.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links: Sitzbank mit der Hauptkamera fotografiert. Rechts: 100-fach Space Zoom
Leichte Verbesserung gibt es beim Porträtmodus. Das künstliche Weichzeichnen des Hintergrunds bei Nutzung der Frontkamera ist jetzt genauer. Haare, Bart und Teile der Kleidung werden weniger aggressiv weichgezeichnet und haben einen sanfteren Verlauf. Dadurch sieht der Effekt natürlicher als beim S23 Ultra aus – obwohl er immer noch künstlich ist.
Dafür wurde aber wieder verabsäumt, die Bedienbarkeit zu vereinheitlichen. Will man den Hintergrund eines Fotos, das im Porträtmodus gemacht wurde, bearbeiten, ist das nicht im Bearbeiten-Menü möglich. Dazu muss man in der Galerie das Bild auswählen, nach oben wischen, kurz warten und kann dann „Hintergrundeffekt“ auswählen. Auch das automatische „Überarbeiten“ von Fotos findet man hier und nicht im Bearbeiten-Menü.
Neue KI-Funktionen für Porträts gibt es nicht. Es gibt dieselben Gesichts- und Hintergrundeffekte und Stile wie beim S23 Ultra, aber keine KI-angehauchten Spielereien, wie etwa das Ersetzen des Hintergrunds, älter oder jünger machen, Haarfarben ändern, etc.
Fotos bei Nacht
Der Gradmesser, ob eine Kamera wirklich gut ist, sind Nachtfotos. Hier hat Samsung gut nachgebessert. Fotos mit der Hauptkamera werden mit einem deutlich höheren ISO-Wert aufgenommen als beim S23 Ultra und stärker nachgeschärft. Gleichzeitig gibt es kein merkbar stärkeres Bildrauschen, obwohl das üblicherweise durch hohe ISO-Werte entsteht.
Das Ergebnis sind scharfe und detaillierte Nachtfotos, die nicht nur am Smartphone, sondern auch am Computerbildschirm gut aussehen. Das gilt für die Hauptkamera.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links: S24 Ultra. Rechts: S23 Ultra
Bei der Weitwinkelkamera fallen die Unterschiede gering aus. Hier sind die ISO-Werte bei S24 Ultra und S23 Ultra gleich. Die S24-Ultra-Aufnahmen sind eine Spur mehr gesättigt, wenn man genau darauf achtet. Selbst das ist aber, je nach Aufnahmesituation, kaum bis gar nicht zu sehen.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Weitwinkelkamera: Links S24 Ultra, rechts S23 Ultra
Die Nachtbilder mit der 3-fach-Zoom-Kamera sehen dafür deutlich schärfer und detaillierter aus, obwohl Megapixel und Blende gleich wie beim S23 Ultra sind. Auffällig bei Nachtfotos damit ist noch, dass der Weißabgleich beim S24 Ultra akkurater ist.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
3x-Zoom-Kamera. Links: S24 Ultra. Rechts: S23 Ultra
Beim 5-fach-Zoom ist das Ergebnis weniger eindeutig. Die 5-fach-Zoom-Kamera des S24 Ultra macht bessere Fotos als die 10-fach-Kamera des S23 Ultra. Erhöht man beim S24 Ultra den Zoom auf 10-fach (Samsung verspricht hier wieder „Optische Zoom Qualität“), werden die Fotos etwas unschärfer. Das sieht man aber nur, wenn man genau hinsieht oder ins Bild hineinzoomt. In der normalen Ansicht am Handy-Display ist der Schärfeverlust nicht erkennbar.
Weil die Blende der 5-fach-Kamera größer als die der 10-fach-S23-Ultra-Kamera ist, wird mit einem niedrigeren ISO-Wert fotografiert, was für kräftigere Farben und geringeres Bildrauschen sorgt. Generell gilt: Lieber mit dem S24 Ultra näher ran gehen, anstatt den digitalen 10-fach-Zoom zu nutzen, wenn man die bestmögliche Bildqualität erzielen will.
links: © Gregor Gruber
rechts: © Gregor Gruber
Links: S24 Ultra 5x-Zoom-Kamera, eingestellt auf 10x Digital Zoom. Rechts: S23 Ultra 10x-Zoom-Kamera
Videos auf gewohnt hohem Niveau
Bei Videos gehört das S24 Ultra zu den besten Smartphones in der Premium-Klasse. Aufnahmen in 4K mit 60 Bildern pro Sekunde (4K60) mit der Hauptkamera sehen, wie auch beim S23 Ultra, sehr gut aus. Bei ausreichend Tageslicht fällt es schwer, die S24-Ultra-Videos von denen von Systemkameras im mittleren Preissegment zu unterscheiden. Auch Studioaufnahmen, sofern ein gutes Beleuchtungssystem vorhanden ist, lassen sich mit dem S24 Ultra akzeptabel realisieren.
Im direkten Vergleich mit einer Vollformat-Systemkamera kann das S24 Ultra nicht mehr mithalten. Hier haben die Clips des S24 Ultra weniger Details, was speziell bei Objekten oder Personen nahe der Linse deutlich wird. Abgesehen von der Preisdifferenz (Vollformat-Systemkamera mit Objektiv jenseits der 2.000 Euro) relativiert sich der Qualitätsunterschied etwas, wenn man Content produziert, der primär von Mobile-User*innen gesehen wird. Auf Smartphone-Bildschirmen sehen die S24-Ultra-Videos top aus.
Bei wenig Licht und Nachtvideos liefert das S24 Ultra immer noch eine gute Leistung ab, hier steigt der Unterschied zu richtigen Kameras mit größeren Sensoren aber. Dennoch sind die Ergebnisse gut. Im Gegensatz zum S23 Ultra sind die Videos etwas mehr gesättigt und eine Spur schärfer, weil im Automatik-Modus mit einem höheren ISO-Wert gefilmt wird. In den Videos ist hier das Bildrauschen auffälliger als bei Nachtfotos, aber immer noch akzeptabel.
Die Möglichkeit 8K-Videos aufzunehmen ist nach wie vor hauptsächlich da, damit sie da ist. Wer einen Samsung 8K-TV besitzt, kann so dem Besuch versuchen, von 8K zu überzeugen – das war es dann aber auch schon mit praktischen Anwendungsfällen.
Zeitlupen-Funktion
Sinnvoller ist da die neue Software-Funktion, reguläre Videos zu Zeitlupen verlangsamen zu können. Dies geschieht, ähnlich wie mit einem Schnittprogramm am Computer, indem Zwischenframes eingerechnet werden. Je langsamer sich das ursprünglich Motiv bewegt hat, desto besser sieht das Ergebnis aus. Ein springender Mensch sieht mit der Verlangsamung auf 1/4 oder 1/8 der Geschwindigkeit sehr gut aus – bei einem schnell vorbeifahrendem Auto oder Zug sind aber Artefakte und horizontale Verzerrungen deutlich sichtbar.
Sollen schnelle Bewegungen in der bestmöglichen Qualität aufgenommen werden, empfiehlt sich die richtige Zeitlupenaufnahme (4K mit 120fps = 1/4, FullHD mit 240fps = 1/8). Speichert man eine Kopie dieser echten Zeitlupen-Videos ab, kann man sie nochmals im Nachhinein per Software verlangsamen. Dabei sinkt die Qualität aber wieder entsprechend der Geschwindigkeit der aufgenommenen Bewegung. Im folgenden Video ist das am unnatürlichen „Wabern“ des Wassers zu sehen:
Leistung und Akku
Der Snapdragon 8 Gen 3 macht das, was er tun soll: Viel Leistung liefern, ohne, dass man merkt, dass er sich anstrengt. Im Alltagsgebrauch läuft alles flüssig, so wie es sein sollte. Das Speichern von 4K-Videos nach dem Bearbeiten dauert immer noch, je nach Länge, ein paar Sekunden - bzw. Minuten, wenn ein sehr langes Video bearbeitet wurde. Schließlich sind das große Datenmengen.
Am Ende eines normalen Arbeitstages habe ich für gewöhnlich 40 bis 50 Prozent Akkuleistung übrig (höchste Auflösung, Always-On-Display, 120Hz adaptive Refreshrate). War es ein foto- und filmintensiver Tag, sind es immer noch an die 20 Prozent, wenn ich es nachts ans Ladegerät hänge. Wie üblich, hängt die Laufzeit stark von der individuellen Nutzung ab. Wer sparsam ist, könnte 2 Arbeitstage ohne Aufladen durchkommen – ich würde es mich aber nicht trauen, da ich gerne Reserven habe.
Fazit
Das S24 Ultra liefert auch dieses Jahr ab. Es gibt kaum etwas auszusetzen, die Detailverbesserungen sind willkommen, besonders das weniger spiegelnde Display. Das Smartphone hat reichlich Leistungsreserven und ist hervorragend verarbeitet. Sucht man nach dem bestmöglichen Android-Phone mit Stift, ist das S24 Ultra die richtige Wahl. Und selbst wenn man den Stift nur selten nutzt, ist das S24 Ultra das potenteste derzeit verfügbare Samsung-Smartphone und der stärkste Allrounder, verglichen mit den Android-Spitzenmodellen der Konkurrenz. Oder anders gesagt: Wenn Geld keine Rolle spielt und man ein hochwertiges Android-Handy sucht, das rundum glücklich macht, ist das S24 Ultra die sichere Wahl.
Mein größter Kritikpunkt am S24 Ultra ist, dass es zu sehr wie Modellpflege wirkt. Die KI-Funktionen sind nicht ausgereift genug und außerdem auch in den anderen S24-Modellen enthalten – und früher oder später wohl auch bei Galaxy-Smartphones im mittelpreisigen Segment. Wo ist das eine Extra oder Feature, um das S24 Ultra heuer von all den anderen Spitzenmodellen der Konkurrenz abzuheben? Den Stift gibt es schon seit 2011 – wer nicht bereits deshalb ein*e Ultra-User*in ist, wird es jetzt wohl auch nicht mehr werden.
Und wer ein S23 Ultra hat, hat gemessen am Mindestpreis von 1.449 Euro (256 GB, auf Amazon um 1.461 Euro) wenig Anreiz zum S24 Ultra zu wechseln. Es sei denn, die erwähnten Kameraschwächen des S23 Ultra nerven so stark, dass man deshalb gerne zum etwas besseren S24 Ultra greift.
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