Dieselskandal bei Daimler: So frech soll getrickst worden sein
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht neue Belege für eine Verstrickung des Autobauers Daimler in den Dieselskandal. Demnach wurden mehrere neue Abschalteinrichtungen in der Abgas-Software von Daimler gefunden.
Damit werde die Abgasreinigung auf der Straße nahezu permanent deaktiviert, wodurch die Fahrzeuge deutlich zu viele gesundheitsschädliche Stickoxide ausstoßen, heißt es von der DUH.
In einem Gutachten dokumentiere der Kfz-Software-Experte Felix Domke im Auftrag einer US-amerikanischen Anwaltskanzlei "insgesamt 8 bisher unbekannte Abschalteinrichtungen in einer Mercedes-Benz E-Klasse mit Euro 6 Diesel", teilte die DUH am Donnerstag mit.
Mehr Stickoxide als erlaubt
"Mit diesen nach Auffassung der Umwelthilfe eindeutig illegalen sogenannten 'defeat devices' wird die wirksame Abgasreinigung durch den verbauten SCR-Katalysator reduziert." Dadurch lägen die Stickoxid-Emissionen auf der Straße deutlich über dem gesetzlich festgeschriebenen Grenzwert.
"Die gefundenen Abschalteinrichtungen aktivieren sich in Fahrsituationen, die auf der Straße üblich sind", so der Software-Experte für Motorsteuerungen laut Mitteilung. "Bereits bei normaler Fahrweise verhindert so gut wie immer mindestens eine Abschalteinrichtung die Verbesserung der Emissionen aktiv - auch wenn es physikalisch oder zum Motorschutz gar nicht notwendig ist."
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch warf Daimler mit seiner Stammmarke Mercedes-Benz "Profitmaximierung zulasten der Umwelt und der Gesundheit der Stadtbewohner" vor.
Daimler dementiert
Ein Sprecher von Daimler teilte dagegen mit, die "beschriebenen Parametrierungen" seien bereits bekannt. "Aus unserer Sicht sind diese im Zusammenspiel und Gesamtkontext des hochkomplexen Emissionskontrollsystems nicht als unzulässige Abschalteinrichtungen zu bewerten."
Auch das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sieht in dem von der Deutschen Umwelthilfe vorgelegten Gutachten keine Hinweise auf bislang nicht bekannte Abschalteinrichtungen bei Mercedes-Benz.
Bisher keine Schadenersatzklage erfolgreich
Die Welle von Schadenersatzklagen von Dieselbesitzern gegen Daimler erreichte schon mit mehreren Verfahren den deutschen Bundesgerichtshof. Bisher ging keines mit einem Urteil gegen den Autobauer aus, weil die Existenz einer Abschalteinrichtung alleine keine sittenwidrige Schädigung sei. Es müsse der Nachweis einer gezielten Täuschungsabsicht hinzukommen.