Galaxy Note Pro im Test: Business-Tablet mit Stylus
Mit einer Display-Diagonale von 12,2 Zoll schickt sich das Galaxy Note Pro an ein Ultrabook-Ersatz zu sein. Wie auch andere aktuelle Samsung-Geräte setzt es auf einen Chrome-farbenen Plastikrand und eine Plastik-Rückseite im Lederlook – inklusive Ziernähte.
Die Struktur fühlt sich besser als glattes Plastik an, jedoch nicht so gut wie beim Note 3. Dessen Abdeckung im Lederlook fühlt sich weicher an, was die Illusion verstärkt. Optisch ist das Plastikleder zumindest ein Hingucker, auch wenn es nicht jedermanns Geschmack treffen wird.
Hauptsache groß
Mit 750 Gramm ist das Android-Tablet leichter als es die imposante Bildschirm-Diagonale vermuten lässt. Die Dicke von 7,95 mm ist ebenfalls in Ordnung. Die Handhabung ist dennoch nicht einfach. Das Halten mit einer Hand ist mühsam. Will man das Tablet so länger verwenden, etwa um mit dem Stylus Skizzen oder Notizen im Stehen zu machen, hilft es meist nur das Gerät am Unterarm abzustützen.
Durch die Größe ist die Bedienung selbst beim Halten mit zwei Händen nicht ideal. Im Querformat erreicht man so mit den Daumen nicht alle Punkte des Displays. Hält man das Tablet in Hochformat am unteren Rand, kippt es sehr leicht nach hinten über.
Display
Das 12,2 Zoll große Display hat die Auflösung 2.560 x 1.600 Pixel. Dennoch sieht die Darstellung nicht ganz sauber aus. Icons und Schriften wirken ein wenig grieselig, speziell am Homescreen. Hochauflösende Fotos werden hingegen sehr gut dargestellt.
Die Farben sind natürlicher als bei Samsung-Geräten mit AMOLED-Display. Die Betrachtungswinkel sind hoch, die maximale Helligkeit ist für den Außeneinsatz nicht gänzlich ausreichend. Will man im Freien skizzieren, muss man sich ein schattiges Plätzchen suchen.
Tippen und zeichnen
Durch das breite Display kann am Note Pro mit dem Zehn-Finger-System relativ bequem getippt werden. Nur die Daumen werden bei Usern mit großen Händen möglicherweise nicht zum Einsatz kommen.
Wie auch beim Smartphone Note 3 ist beim Note Pro ein Stylus dabei, der im Gerät untergebracht ist. Dieser ist nur wenige Millimeter länger als der des Note 3, die flache Form bleibt erhalten. Da das Note Pro Anwender ansprechen soll, die mit dem Stylus arbeiten wollen, hätte Samsung den Stylus ruhig etwas ergonomischer formen können. Alternativ hätte Samsung einen größeren Stylus (auch wenn dieser nicht im Gerät verstaut werden) mitliefern können.
Wird der Stylus aus der Halterung im Tablet gezogen, öffnet sich automatisch ein Radial-Menü mit für den Stylus angepassten Apps. Alternativ kann das Menü geöffnet werden, wenn die Spitze des Stifts bis zu einem Zentimeter über dem Touchscreen ist und die Taste am Stylus gedrückt wird. Dieses „Hovering“ kann auch genützt werden, um als Thumbnail-Vorschau die Inhalte einer Galerie anzuzeigen oder um bei Samsung-Apps kurze Erklärungen zu den Schaltflächen und Icons zu erhalten.
Stylus Apps
Die erste App im Stylus Radial-Menü ist Action Memo. Diese ist die digitale Post-it-Version des Note Pro und gedacht um schnell Notizen zu machen. Nachdem etwas hingekritzelt wurde, können Buchstaben und Zahlen per Handschrifterkennung in Text umgewandelt werden. Zahlen werden relativ gut erkannt, bei Buchstaben funktioniert dies nur zuverlässig mit ausreichend großer Blockschrift. Samsungs „große“ Notiz-App S Note ist ebenfalls an Bord.
Mit Scrapbook können Web-Artikel oder Fotos von Websites mit dem Stylus markiert werden, die dann in der gleichnamigen App in Alben sortiert werden können. Screen Write nimmt einen Screenshot auf, auf dem dann herumgemalt werden kann.
Bei Pen Window zeichnet man ein Rechteck am Display und wählt aus, welche App in diesem Fenster geöffnet werden soll. Jede App hat eine vordefinierte Mindestgröße. Es kann also sein, dass die eigentliche App viel größer ist als das gezeichnete Rechteck.
Business Apps
Wie auch bei anderen Samsung-Geräten sind zahlreiche Apps vorinstalliert. Für den Stylus-Einsatz gibt es eine Note-Version von Autodesk Sketchbook. Für Business-Anwender sind E-Meeting und Cisco WebEx gedacht – im Grunde erweiterte Chat-Apps für Unternehmen.
Remote PC erlaubt den Zugriff und das Fernsteuern eines Computers über die Internet-Verbindung. Die App der New York Times und Bloomberg Businessweek sollen Business-Anwender mit Nachrichten versorgen. Mit Hancom Office werden gängige Office-Dokumente erstellt und bearbeitet.
Magazine UX
Wischt man vom Homescreen aus von links nach rechts, kommt man zu Magazine UX. Diese wurde zusammen mit Flipboard entwickelt, was auch die optische Ähnlichkeit erklärt. Es können verschieden große Kacheln mit Nachrichten zu unterschiedlichen Themen gewählt werden. Wer das nicht braucht, kann Magazine UX getrost ignorieren – gänzlich deaktivieren lässt es sich aber nicht.
Wischt man vom rechten Rand hinein, öffnet sich eine Liste mit Apps. Tippt man eine App an, wird sie als Pop-Up-Fenster dargestellt. Zieht man die App mit dem Finger zur Display-Mitte, wird sie im Multi-Window-Modus geöffnet. So können bis zu vier Apps gleichzeitig dargestellt werden. Über den blauen Kreuzungspunkt in der Mitte kann per Drag-and-Drop eingestellt werden, wie groß die jeweiligen Apps dargestellt werden sollen.
Einige Apps unterstützen Drag-and-Drop in Multi-Windows-Modus. So kann man etwa aus der Galerie ein Foto in eine E-Mail hineinziehen. Dazu muss allerdings erst der blaue Punkt in der Mitte angetippt und über das Pop-Up-Menü die Drag-and-Drop-Funktion aktiviert werden, was nicht besonders intuitiv ist.
Leistung
Das Note Pro hat 32 GB internen Speicher, einen MicroSD-Slot und einen 3.0 Micro-USB-Anschluss, der auch zum Laden des Tablets dient. Das Note Pro nutzt Samsungs hauseigenen Octa-Core-Prozessor und 3 GB RAM. Die Geschwindigkeit kann nicht gänzlich überzeugen. Besonders im Multi-Windows-Modus gibt es immer wieder Verzögerung und das Note Pro wirkt allgemein etwas träger, als aktuelle Smartphones wie das Galaxy Note 3.
Die Benchmarks liefern folgende Ergebnisse: Vellamo HTML5: 1793 Vellamo Metal: 1216 Antutu X: 33408 3DMark Ice Storm Extreme: 9415 Quadrant Standard: 16518
Der Akku des Note Pro hält im Normalbetrieb neun bis zehn Stunden. Bei deutlich reduzierter Helligkeit und reinem Offline-Betrieb sind bis zu zwölf Stunden möglich.
Die 8-Megapixel-Kamera macht durchaus brauchbare Fotos und bietet viele Modi und Einstellungen, wie man sie von den Samsung Smartphones kennt. Die starken Spiegelungen erschweren an einem hellen Tag das Fotografieren, ebenso wie die Größe und das Gewicht des Tablets.
Fazit
Das Note Pro spricht nur eine ganz bestimmte Zielgruppe an. Die Frage ist nur wie groß die Zielgruppe der Business-Anwender ist, denen ein 10-Zoll-Tablet zu klein ist und die mit einem Stylus unterwegs in Innenräumen digitale Notizen machen wollen.
Für die meisten Alltagsanwendungen ist das Note Pro schlicht zu groß und schwer. Störend ist auch die leichte Trägheit, die man bei einem Produkt, das den Zusatz „Pro“ trägt, nicht erwartet. Eine Alternative ist die 2014er Version des Samsung Note 10.1 (Straßenpreis derzeit ab 470 Euro). Es hat ebenfalls einen Stylus und dieselbe Display-Auflösung, verzichtet aber auf einige vorinstallierte Apps. Zudem ist es um mehr als 200 Gramm leichter und mit 10,1 Zoll auch handlicher.
Technische Daten
Modell: Samsung GALAXY Note PRO 12,2" Wi-Fi P900Betriebssystem: Android 4.4.2Maße und Gewicht: 204 x 295,6 x 7,95 mm, 750 GrammCPU: Exynos 5420 Octa-Core, 1,9 GHz Quad + 1,3 GHz QuadRAM: 3 GBBildschirm: 2.560 x 1.600 PixelSpeicher: 32 GB (per Micro-SD um bis zu 64 GB erweiterbar)Akku: 9.500 mAhSonstiges: 802.11a/b/g/n/ac + MIMO, Bluetooth 4.0, A-GPS, A-GLONASS, Micro-USB 3.0, MHL 2.1, KopfhörerbuchsePreis: 749 Euro (UVP) 849 Euro (UVP) mit 4GLink:Technische Daten auf der Website des Herstellers