Impossible Project: Comeback der Sofortbildfotografie
Trotz des rasanten Aufstieges von Digitalkameras, die zuletzt wiederum vermehrt durch Handys verdrängt werden, hält sich Film am Markt, vorwiegend in Liebhaberkreisen. Auch analoge Sofortbildfotografie hält sich wacker. Alte Polaroid-Kameras kursieren zu Tausenden Stück in diversen Secondhand-Geschäften und auf Flohmärkten. Schwieriger sind die passenden Filme aufzutreiben. Doch einige Sofortbild-Enthusiasten haben 2008 den Plan entwickelt, diese alte Art des Fotografierens wiederaufleben zu lassen. In diesem Jahr wurde von The Impossible Project eine alte Polaroid-Fabrik im niederländischen Enschede wieder in Betrieb genommen, um Filme zu produzieren.
Daniel Gwercher vom Impossible Project erinnert sich im Gespräch mit der futurezone: „Wir hatten zwei Herausforderungen: Eine war es, die alten Polaroid-Mitarbeiter wieder aus der Rente zu holen. Die andere waren die physischen Bestandteile.“ Polaroid hatte einige Zulieferer, die gleichzeitig mit dem Konzern aufgehört habe. Analoge Fotografie hat laut Gwercher immer noch einen speziellen Reiz. Es gehe unter anderem auch darum, etwas Bleibendes zu schaffen. „Man muss Kraft reinstecken, um ein Bild zu zerstören, das geht nicht auf Knopfdruck. Dazu kommt noch der einzigartige Look der Fotos.“
Experimentieren
Als die ersten Filme vom Fließband liefen, ging die Arbeit erst richtig los. „Wir haben zu Beginn viel experimentiert“, erinnert sich Gwercher. Die ersten Filme waren noch weit davon entfernt, perfekt zu sein. „Polaroid hat zwölf Jahre gebraucht, um den perfekten Film zu kreieren. Wir stehen nun im sechsten Jahr der Produktion.“ Mittlerweile wurden zahlreiche Impossible-Filme veröffentlicht, jeder mit verschiedenen Eigenschaften. Mit der Zeit schaffte man es auch, die Prozesse zu optimieren und qualitativ immer hochwertigere und besser haltbare Fotos zu erschaffen: „Wir haben einen besseren Schwarz-Weiß-Film, als ihn Polaroid je hatte“, so Gwercher.
Mittlerweile hat das Unternehmen, das die Firmenzentrale von Wien nach Berlin verlegt hat, weltweit 200 Mitarbeiter. Büros gibt es außerdem noch in Amsterdam, Frankreich, Großbritannien und den USA. Laut Gwercher wurden alleine 2015 rund eine Million Filme verkauft. Das Unternehmen vertreibt auch alte Polaroid-Kameras, 70.000 wurden im vergangenen Jahr abgesetzt.
Wachstum erwartet
„Für heuer rechnen wir mit sehr starkem Wachstum“, gibt sich Gwercher optimistisch. Bei den Kameras setzte The Impossible Project in den vergangenen Jahren auf alte, generalüberholte Polaroid-Modelle. Anfang 2016 stellte man jedoch die „I-1“ (Bild oben)vor. Dabei handelt es sich um eine von Grund auf neu entwickelte Polaroid-Kamera für die Filme im klassischen Typ-600-Format. Sie ist mit einem Ringblitz ausgestattet und kann über Bluetooth mit einem iOS- oder Android-Handy bedient werden. Die Entwicklung der Kamera startete laut Gwercher bereits 2012 und „es wird nicht unsere letzte Kamera bleiben“. Konkurrenz kommt unter anderem vom japanischen Foto-Giganten Fujifilm. Mit seiner Instax-Serie produziert die Firma sowohl Kameras als auch Sofortbildfilme.
Die Fotos sind kleiner als die von Impossible, die Zielgruppe unterscheidet sich laut Gwercher ebenfalls: „Bei Instax geht es mehr um Partyfotos“. Impossible fokussiere sich eher auf „künstlerische Kunden“ im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Zuletzt brachte Fujifilm in Kooperation mit dem Traditionshersteller Leica eine Sofortbildkamera auf den Markt. An Konkurrenzkampf will Gwercher aber dennoch nicht denken: „Wir heißen jeden willkommen, der in diesen Markt kommt.“ Besonders in Europa gebe es bei den Verkaufszahlen noch genug Luft nach oben, sodass es aktuell noch zu keinem Verdrängungswettbewerb kommt.
Workshop in Linz
Daniel Gwercher wird am Sonntag im Rahmen der Photo+Adventure einen Fachvortrag zum Thema „analoge Sofortbildfotografie in der digitalen Zeit“ halten. Auch die neue „I-1“-Kamera wird er den Besuchern vor Ort präsentieren. Der Vortrag findet am Sonntag, den 13. November um 15:15 statt. Nähere Infos gibt es online hier.