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Kindle-Test: Bewährtes mit neuem Touch

In den USA ist der Kindle touch bereits seit November vergangenen Jahres verfügbar, in Österreich und Deutschland ist er seit Mitte April erhältlich. Mit dem lange überfälligen Touchscreen-Modell schließt Amazon auch hierzulande zu Konkurrenzprodukten - etwa von Kobo und Sony - auf, die bereits seit längerem durchaus brauchbare E-Reader mit Touchscreens im Angebot haben. Gegenüber anderen Kindle-Modellen (Kindle, Kindle Keyboard) erweist sich die Touch-Bedienung als klarer Vorteil, da das eher mühsame Ansteuern von Wörtern mit dem Cursorpad beim Hervorheben von Textstellen oder beim Nachschlagen im Wörterbuch wegfällt und die Interaktion mit Texten nun einfacher und direkter vonstatten geht.

Konzentration auf das Wesentliche
Die Navigation und Menüführung wurde in einigen Bereichen verändert und an die Touch-Bedienung angepasst. Der Kindle touch wartet auch mit einigen neuen Features auf - etwa der Buchstatistik-Auswertung X-Ray und einer Übersetzungs-Funktion. Ansonsten bleibt fast alles beim Alten. Und das ist gut so. Denn das überzeugendste Argument für den Kindle war und ist die Konzentration auf das Wesentliche, nämlich dem Lesen von elektronischen Büchern.

WLAN und 3G
Der E-Reader wird in zwei Versionen (WLAN und WLAN/3G) angeboten und verfügt über ein 6-Zoll E-Ink-Pearl-Display. Mit 213 (WLAN) und 220 (WLAN und 3G) Gramm ist der Kindle touch etwas schwerer als der Kindle mit Cursorpad (170 Gramm), aber leichter als der Kindle Keyboard (247 Gramm).

Der Speicherplatz umfasst 4 GB, was in etwa 3000 E-Books entspricht. Die Akkulaufzeit wird von Amazon mit bis zu zwei Monaten - bei ausgeschalteter WLAN- und 3G-Verbindung - angegeben. Bei aktivierter Verbindung soll der Akku bis zu drei Wochen halten. Überprüft werden konnte dies jedoch nicht, da das Testgerät nur für einen kurzen Zeitraum zur Verfügung stand.

Die Kontraste sind geringfügig besser als bei bisherigen Kindle-Modellen. Die E-Ink-Pearl-Technologie, mittlerweile ein Standard bei reinen E-Readern, ermöglicht eine gute Lesbarkeit der Texte und kommt auch bei zahlreichen anderen Herstellern zum Einsatz.

Zwei Knöpfe
Das Gerät wirkt spartanisch und verfügt über gerade einmal zwei Knöpfe. Ein Ein- und Ausschaltknopf, der sich auf der Unterseite des Readers neben dem Mikro-USB- und dem Kopfhöreranschluss befindet, und einem "Home"-Button, der mittig unterhalb des Bildschirms platziert ist und auf den ersten Blick wie ein Lautsprecher aussieht.

Am Homescreen werden die geladenen Inhalte in Listen und wahlweise erstmals in Cover-Form angezeigt. Am rechten oberen Bildschirmrand befindet sich eine Leiste mit Shop-Icon, Suchformular und Menüsteuerung.

Antippen oder Wischen
In den E-Books blättern lässt sich entweder mittels Tippen auf den mittleren und rechten Bildschirmbereich (vor) und den linken Bildschirmrand  (zurück) oder mittels Wischbewegungen am Bildschirm (nach links: vor, nach rechts: zurück).

Das Menü kann über das Antippen des oberen Bildschirmrandes aufgerufen werden. Über das Halten des Finger auf einem Wort kann im Wörterbuch nachgeschlagen werden, mit dem Ziehen des Fingers lassen sich Textpassagen markieren, nach dem Aufrufen der virtuellen Tastatur können auch Notizen hinzugefügt werden. Daneben wartet der Kindle touch mit gängigen E-Reader-Funktionen, wie variablen Schriftgrößen und dem Setzen von Lesezeichen auf.

Bei manchen Funktionen - etwa beim Aufrufen des Menüs - reagiert der Touchscreen etwas schleppend. Das Blättern und das Eintippen über die virtuelle Tastatur gehen jedoch zügig von der Hand. Legt man das Gerät zur Seite, ohne es in den Schlafzustand zu versetzen, kann es jedoch passieren, dass der E-Reader bei kleinen Erschütterungen selbstständig weiterblättert.

Neu: Übersetzung und X-Ray
Neu ist die Übersetzungsfunktion, die über das Halten von Wörtern und Textpassagen angesteuert werden kann und das Feature X-Ray, mit dem sich Texte statistisch auswerten lassen. So gibt X-Ray etwa an, wie oft Personen im Buch vorkommen. Auch die Häufigkeit von Wörtern wird ausgewiesen. Das statistische "Durchleuchten" von E-Books wird bislang allerdings nur bei ausgewählten, englischsprachigen Titeln angeboten. Ebenfalls neu ist das Kindle-Shop-Icon, über das der Kindle-Shop direkt aus der Menüleiste angesteuert werden kann.

Die WLAN-Verbindung lässt sich unkompliziert einrichten und funktioniert klaglos. Amazon bietet den Kindle touch auch in einer 3G-Version an. Die Mobilfunkverbindung kann jedoch nur für das Einkaufen im Kindle-Shop und für das Nachschlagen in der Wikipedia genutzt werden, dafür aber weltweit. Die Kosten für die Verbindung werden von Amazon übernommen. Browsen über 3G-Verbindung ist nur in manchen Ländern möglich, Österreich zählt nicht dazu.

Browser weiterhin "experimentell"
Der E-Reader bietet - wie auch schon bei früheren Modellen - unter dem Menüpunkt "Experimentell" auch einen Web-Browser. Gegenüber dem Kindle und dem Kindle Keyboard stellt die Mulit-Touch-Bedienung beim Surfen auf jeden Fall eine Verbesserung dar. Wirklich zufriedenstellend ist die Webnutzung am E-Ink-Display freilich nicht. Beim Zoomen mit Pinch-to-Zoom (zwei Fingern) ruckelt das Bild, der Seitenaufbau läuft eher behäbig ab. Andererseits: Wer ein Gerät zum mobilen Surfen sucht, wird sich sicherlich keinen E-Reader mit E-Ink-Display kaufen.

Auch für die Lektüre von Zeitschriften- und Zeitungsangeboten ist der Kindle eher nicht zu empfehlen. Ob "FAZ" oder "The Atlantic" - die Navigation durch die Inhalte gestaltet sich umständlich. Daran ändert auch die Touch-Bedienung nichts. Bilder können zwar vergrößert werden, auf dem E-Ink-Display wirken sie dennoch trostlos. Auch das Angebot ist bescheiden. Gerade einmal acht Magazine und 13 Zeitungen finden sich im Kindle-Shop.

Mit der Text-to-Speech-Funktion bietet der Kindle Touch ein Feature, über das vergleichbare Konkurrenzprodukte nicht verfügen. Bei englischsprachigen E-Books ist die Vorlesefunktion mit Roboterstimme durchaus verbreitet, bei deutschsprachigen E-Books kommt sie nicht zum Einsatz.

Formate
Unterstützt werden unter anderem die hauseigenen Kindle-Formate AZW und AZW 3 sowie MOBI, PDF, TXT und DOC, sowie Audio- (MP3, Audible) und Bildformate (JPEG, GIF, PNG). Dateien können mittels Micro-USB-Kabel vom PC oder Mac auf das Gerät gezogen oder über eine eigens dafür eingerichtete Kindle-E-Mail-Adresse - auch von anderen genehmigten Kontakten - an den E-Reader gesendet werden.

Das im deutschsprachigen Raum sehr verbreitete EPUB-Format wird - wie auch bei den anderen Kindle-Geräten - nicht unterstützt. Das hat auch zur Folge, dass etwa der E-Book-Verleih in österreichischen öffentlichen Bibliotheken nicht genutzt werden kann. E-Books, von MOBI-  und PDF-Dateien ohne Kopierschutz abgesehen, können ausschließlich bei Amazon gekauft werden.

An der vor allem durch Kopierschutzstrategien bedingten fehlenden Kompatibilität zwischen Lesegeräten und Formaten - eine der größeren Tragödien am E-Book-Markt -  wird sich wohl auf absehbare Zeit nichts ändern. Sie sollte aber beim Kauf von E-Readern berücksichtigt werden. Wer seinen Bestand an elektronischen Büchern nicht alle zwei Jahre ins digitale Nirvana versenken will, entscheidet sich wohl längerfristig für ein System mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Ökosystem
Amazon bietet in seinem Kindle-Shop eine umfassende Auswahl an elektronischen Büchern, darunter auch zahlreiche gemeinfreie Titel. Auch bei deutschsprachigen E-Books ist das Angebot mittlerweile durchaus akzeptabel. Vor allem Neuerscheinungen werden von vielen Verlagen auch in digitaler Form veröffentlicht.

Über Smartphone- und Tablet-Apps sowie Programme für PC und Mac können die digitalen Bücher auf verschiedenen Geräten  gelesen und auch untereinander synchronisiert werden. Die E-Books bleiben auf Amazon-Servern gespeichert und können bei Bedarf aus dem "Archiv" auf die Geräte transferiert werden.

Fazit
Mit dem Kindle touch hat nun auch Amazon im deutschsprachigen Raum ein Touchscreen-Gerät im Angebot, das zwar wenig Neues, dafür aber eine durchaus ansprechende Weiterentwicklung eines bewährten Modells bietet. Wer schon bisher Kindle-Geräte zur elektronischen Lektüre genutzt hat, wird sich mit dem Kindle touch schnell anfreunden.

Für E-Book-Neueinsteiger gibt es durchaus Alternativen, etwa den Kobo eReader Touch Edition oder Sonys E-Reader WiFi PRS-T1, die beide das EPUB-Format unterstützen. Mit 129 Euro für die WLAN-Version ist der Kindle touch teurer als etwa der Kobo-Reader, der bereits für 99 Euro zu haben ist, und billiger als der Sony WiFi PRS-T1, der 149 Euro kostet. Bei Ausstattung und Funktionsumfang gibt es zwischen den Geräten aber

. Alles in allem ist der Kindle touch ein durchaus ansprechendes digitales Lesegerät auf der Höhe der Zeit.

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Kindle touch

Display
6-Zoll  E-Ink Display mit Multi-Touch (16 Graustufen)  

Speicher
4 GB (3000 Bücher)

Abmessungen
172 mm x 120 mm x 10,1 mm

Gewicht
213 Gramm (Wifi), 220 Gramm (3G)

Unterstützte Formate
Text: Kindle (AZW), TXT, PDF, ungeschützte MOBI, PRC nativ; HTML, DOC, DOCX, .
Bild: JPEG, GIF, PNG, BMP nach Konvertierung
Audio: MP3, Audible

Zubehör
Micro USB-Kabel

Konnektivität
Wi-Fi 802.11 b/g/n wahlweise mit 3G

Preis
129  Euro (WiFi), 189 Euro (Wifi und 3G)

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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