Produkte

Polar V800 im Test: Sportuhr kann überzeugen

Mitten in der Euphorie um Smart Watches, gehen die Hersteller, die seit Jahren smarte Uhren produzieren, ja beinahe unter. Suunto, Garmin und Polar stellen seit Jahrzehnten Herzfrequenzmessgeräte für Sportler her und haben wohl die beste Erfahrung damit, welche Zusatzfunktionen in einer Uhr Sinn machen.

Polar, 1977 gegründet, ist der Platzhirsch unter den Sportuhren, hat aber in den vergangenen Jahren ein wenig an Terrain verloren. Zuerst hat man ein wenig auf die Lifestyle-Generation vergessen (die Trainingsdaten konnte man nicht mit einem Apple-Rechner synchronisieren), danach hat man auch das App-Zeitalter verschlafen. Die V800, die man erstmals bei der CES 2014 vorgestellt hat, soll eine Trendwende einläuten. Im Frühsommer 2014 ist sie auf den Markt gekommen und wird seither von der futurezone einem Langzeit-Test unterzogen.

Die Polar Sportuhr V800 ist ein Trainingssystem für wettkampfbegeisterte Hobbysportler, Profis und Triathleten.

Mit jedem Update besser

Zum Launch-Zeitpunkt im Frühsommer hatte die Uhr zum einen einige Macken und zum anderen fehlten einige Funktionen – Polar versprach Verbesserungen und lieferte sie in den darauffolgenden Monaten auch. Mit der nunmehr dritten Software-Version 1.3., die am 30. Dezember erschien, ist die V800 nahezu perfekt und kann guten Gewissens als die beste Sportuhr am Markt bezeichnet werden. Die V800 kann nämlich alles, was eine Sportuhr beherrschen muss – die Herzfrequenz mittels Brustgurt messen, sie hat GPS an Bord und kann folglich auch die Geschwindigkeit ermitteln und wasserdicht ist sie auch. Und es kann auch der VO2max-Wert ermittelt werden. Diese maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) gibt an, wie viele Milliliter Sauerstoff der Körper im Training maximal pro Minute verwerten kann.

Polar V800

Die perfekte Multisportleruhr

Das alles sind die Zutaten, aus der eine Sportuhr bzw. eine Triathlon-Uhr gebaut wird. Die Uhr ist nicht nur für Triathleten geeignet, sondern für Läufer, Radfahrer, Schwimmer, Inline-Skater – für Polar ist die V800 eine Multisportleruhr. Alles schön integriert in ein stählernes Gehäuse mit kratzfestem Gorillaglas und mit einem Uhrband (in Schwarz oder Blitzblau), das gleichzeitig auch ein Fitness-Tracker ist. Sprich: Die V800 misst nicht nur die sportlichen Aktivitäten, sondern auch die normale Aktivität und die Schritte untertags. Aus beiden Werten errechnet die Uhr, wie aktiv man wirklich ist.

Smart und individualisierbar

Die V800 ist zwar etwas klobiger als andere Polar-Uhren aber etwa punkto Design und Größe an herkömmliche Smartwatches angelehnt. Dass sie nicht mit Funktionen anderer Smartwatches aufwarten kann, ist für eine Sportuhr kein Nachteil. Das Design am Zifferblatt, also das Erscheinungsbild, kann man ebenfalls beinahe selbst gestalten. Die Kontraste am Display sind exzellent. Insgesamt kann man aus vier Uhrzeitanzeigen wählen – Datum und Uhrzeit; Datum, Uhrzeit und tägliche Aktivität (Balken wird eingeblendet); analoges Zifferblatt und – was besonders cool aussieht -, die Einstellung „groß“ – hier werden überdimensional die Zahlen für die Stunden und Minuten eingeblendet.

Einfach in der Handhabung

Die Personalisierung der Uhr ist ziemlich simpel. Im Hauptmenüpunkt „Eingaben“ und Untermenü „Benutzerangaben“ gibt man Gewicht, Größe, Alter und auch die Häufigkeit an, also wie oft man pro Woche Sport betreibt. Zudem auch die maximale Herzfrequenz, den Ruhepuls sowie den VO2max-Wert. Im Untermenü „Sportprofile“ lässt sich auch das individuelle Sportprofil für die Sportarten Laufen/Radfahren/Schwimmen/Sonstiger Outdoorsport/Sonstiger Indoorsport erstellen. Und unter „Allgemeine Einstellungen“ kann man an die Uhr nicht nur ein Smartphone koppeln, auf das man über die App „Polar Flow“ (für iOS und Android) die Daten per Bluetooth übertragen kann, sondern auch den Herzfrequenzsensor und einen Laufsensor – den benötigt man, um den „Sprungtest“ machen zu können. Drei stehen zur Wahl: Squat, Gegenbewegung und kontinuierlich. Sowohl der Squat-Test als auch der Gegenbewegungstest messen die Schnellkraft. Der kontinuierliche Sprungtest (Continuous Jump) misst die anaerobe Leistung. Das ist besonders für Sportarten nützlich, bei denen anaererobe Leistung erforderlich ist, also maximale Kraft für kurze Zeit. Die beiden anderen Tests, die man schon von anderen Polar-Modellen her kennt, sind der Orthostatische und der Fitness-Test. Für diese Tests braucht man nur einen Brustgurt.

GPS-Suche dauert etwas länger

Obwohl die Uhr für Triathleten konzipiert wurde, ist sie auch für ambitionierte Läufer, Radfahrer und auch Schwimmer geeignet. Die Laufdaten sind, wie man es von Polar gewohnt ist, zuverlässig. Einzig die GPS-Suche dauert – im Vergleich zu einem Smartphone – mitunter etwas lange, nämlich bis zu einer Minute. Was vielleicht an der Uhr liegen kann, die der futurezone-Redaktion zur Verfügung gestellte Uhr war eine der ersten ausgelieferten Modelle. Man kann erst weglaufen/wegfahren, wenn beim GPS-Symbol „OK“ steht, da sonst die Daten ungenau sind. Leider erkennt die Uhr nicht anhand der GPS-Position die Uhrzeit, die muss man selbst einstellen.

Tempomesser

Ebenso ist sie von Anfang an auch für Radfahrer ideal, da man keinen eigenen Geschwindigkeitssensor am Rad montieren muss. Für Schwimmer war die Uhr auch gedacht, allerdings musste Polar im vergangenen halben Jahr einige Mängel ausmerzen. Erst seit einem Software-Update im November wurde in die V800 auch ein Wendenzähler integriert (kalibriert auf 25 und 50-Meter-Becken), die die Längen beim Schwimmen im Pool mitzählt. Als gewöhnungsbedürftig entpuppt sich allerdings der Brustgurt unter Wasser, den man justieren muss, weil er durch die Schwimmbewegungen verrutscht.

Akku ist äußerst ausdauernd

Die V800 ist jedenfalls ausdauernd und legt den Smartwatches punkto Energieverbrauch einiges vor. Der Akku hält – abhängig davon, wie aktiv man ist, zwei Wochen oder – in Triathletensprache – einen Triathlon lang.

Im Status-Menü kann man den vierteiligen Erholungsstatus ablesen. Die Uhr protokolliert jede Bewegung und jede sportliche Betätigung mit und errechnet daraus ein „unterfordert“, „ausgeglichen“, „belastet“ oder auch „sehr belastet“. Die Uhr zeigt auch an, bis wann man eine Ruhephase einlegen muss bzw. ab wann man sich das nächste Mal sportlich betätigen darf.

Aktivitäts-Tracker

Den Tageswert findet man im Menüpunkt „Heutige Aktivität“, der mit einem Balken und einer Prozentzahl angezeigt wird; den Aktivitätsbalken kann man sich übrigens auch unter der eingeblendeten Uhrzeit anzeigen lassen. Ist man zu wenig aktiv, wird man mit regelmäßigen „Zeit für Aktivität“-Botschaften am Display motiviert (falls man den Inaktivitätsalarm aktiviert hat). Im Tagebuch können die einzelnen Trainingstage abgerufen werden – in diesem Menü werden die Tägliche Aktivität und die Sportart (Dauer) aufgelistet.

Das Polar Flow-Portal

Die Daten lassen sich mühelos drahtlos via App auf das Polar Flow-Portal übertragen, was besonders für Statistiker ein interessantes Feature ist. So lassen sich die verschiedensten Kurven, Strecken etc. auswerten und ausdrucken. Hier kann man sich aber auch mit anderen V800-Trägern anfreunden.

Die Polar V800 mit der „Polar flow App“ - sie liefert einen Überblick über das Training, Trainingspläne etc.

Fazit: Die V800 ist die beste Uhr, die Polar je auf den Markt gebracht hat. Ein Manko ist das Social Sharing – man kann die Trainingsdaten zwar in der eigenen Polar Flow-Welt teilen, nicht aber auf Facebook, Google+ oder Twitter. Das wäre auch für Polar empfehlenswert wäre, damit die Produkte und das Unternehmen auch in den sozialen Medien besser wahrgenommen werden. Auch dass Polar ein eigenes Ladekabel mit einem eigenen Ladestecker verbaut, den man ähnlich einer Zange auf die Uhr clippen muss, ist gewöhnungsbedürftig. So muss man etwa im Urlaub das Polar-Ladekabel mitnehmen. Könnte man die Uhr per USB laden, wäre das praktischer, ist aber vermutlich technisch nicht so einfach zu realisieren, weil damit die Uhr nicht mehr hundertprozentig wasserdicht ist. Und dass die V800 nicht mit den „smarten“ Funktionen wie Smartphone-Steuerung etc. ausgestattet ist, ist kein Nach-, sondern ein Vorteil. Wenigstens bei der sportlichen Betätigung will man seine Ruhe haben.

Die V800 mit Herzfrequenzsensor (Brustgurt) kostet 449,95 Euro, ohne Brustgurt 399.95 Euro.

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!