So surft man mit einer eSIM günstig im Ausland
Um das Mobilfunknetz eines bestimmten Providers verwenden zu können, braucht man heute nicht mehr unbedingt eine physische SIM-Karte, die man ins Handy steckt. Sogenannte eSIMs werden einfach per Scan eines QR-Codes virtuell ins Handy geladen und funktionieren dann genauso, wie die altbekannten physischen SIMs.
Im Alltag mit dem Smartphone und dem Betrieb mit seinem Haus-und-Hof-Provider bringt einem das relativ wenig Vorteile. Ob man die SIM jetzt physisch oder per QR-Code einsetzt, macht schließlich kaum einen Unterschied.
eSIMs für Reisen
Innerhalb der EU ist das Thema Roaming dank der entsprechenden Regelung, seinen gewöhnlichen Tarif weitestgehend nutzen zu können, in den Hintergrund gerückt. Spannend werden eSIM-Provider also vor allem dann, wenn man einen Trip ins Nicht-EU-Ausland macht. Bevor es eSIMs gab, war eine Möglichkeit im Ausland günstig zu surfen, sich vor Ort physische Prepaid-SIM-Karten zu besorgen. Dafür war aber in der Regel der Besuch eines Mobilfunkshops im Reiseland notwendig. Das kostet Zeit, vielleicht auch Nerven und man kann die SIM natürlich nicht sofort nach Ankunft verwenden.
Mit eSIMs kann man sich eine entsprechende SIM bereits vorab besorgen bzw. einfach im Internet herunterladen und sein Handy schon vor der Abreise entsprechend vorbereiten. Meist reicht eine kurze Google-Suche nach dem jeweiligen Reiseziel und eSIM. Nach Bezahlung per Kreditkarte oder PayPal hat man die SIM so binnen weniger Minuten in Form eines QR-Codes bei sich. Das relative einfache Aufsetzen eines solchen Geschäfts (Details dazu siehe unten) und die Möglichkeit, Kund*innen auf der ganzen Welt via Internet zu erreichen, hat zu einem Konkurrenzkampf verschiedener Reise-eSIM-Anbieter im Netz geführt. Das führt zu günstigen Preisen, was positiv für die Kund*innen ist.
Voraussetzung ist natürlich, dass das eigene Handy eSIMs überhaupt unterstützt. Ob sein eigenes Handy eSIM-fähig ist, erfährt man beim Hersteller. Wenn man ein relativ neues Spitzenmodell hat, ist die Chance, dass es eSIM-fähig ist, sehr hoch.
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eSIM-fähige iPhones und Galaxy-Handys
eSIM-fähige iPhones
- iPhone 14 / iPhone 14 Pro Max / iPhone 14 Pro / iPhone 14 Plus
- iPhone 13 / iPhone 13 Pro Max / iPhone 13 Pro / iPhone 13 mini
- iPhone 12 / iPhone 12 Pro Max / iPhone 12 Pro / iPhone 12 mini
- iPhone 11 / iPhone 11 Pro Max / iPhone 11 Pro
- iPhone XS / iPhone XS Max
- iPhone XR
- iPhone SE 3 (2022)
- iPhone SE 2 (2020)
eSIM-fähige Samsung-Galaxy-Handys
- Galaxy S23 / S23+ / S23 Ultra, Galaxy S22 / S22+ / S22 Ultra, Galaxy S21 / S21+ / S21 Ultra, Galaxy S20 / S20+ / S20 Ultra
- Galaxy Z Fold4 / Flip4, Galaxy Z Fold3 / Flip3, Galaxy Z Fold2, Galaxy Z Flip 5G, Galaxy Z Flip, Galaxy Fold
- Galaxy Note20 / Note20 Ultra
So funktioniert es in der Praxis
Ich habe bei 2 Nicht-EU-Aufenthalten in den vergangenen Monaten die Anbieter esim.net (für Großbritannien) und knowroaming.com (für die USA) ausprobiert. Die Preise sind jeweils sehr attraktiv. Bei esim.net bekommt man etwa um 16,30 Euro 6 GB in Großbritannien. Bei Knowroaming habe ich 3,78 Euro für 1 GB bezahlt, das 7 Tage gültig war. Ein österreichischer Anbieter von Reise-eSIMs ist das zu A1 gehörende RedBull Mobile, das ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ausprobiert habe.
Die Schritte, um zur eSIM zu kommen, sind jedenfalls immer die gleichen:
- Webseite aufrufen
- Land auswählen, in das man fahren möchte
- Gewünschtes Datenvolumen auswählen (Vorsicht: Gerade die günstigen Angebote sind oft auch zeitlich sehr eingeschränkt und oft nur wenige Tage gültig)
- Bezahlen
- eSIM per QR-Code zugeschickt bekommen
- QR-Code mit dem eSIM-fähigen-Handy scannen
Das virtuelle "Einsetzen" der SIM funktionierte in meinen Fällen fast problemlos. Bei Knowroaming bekam ich beim Versuch, die SIM bereits in Österreich zu aktivieren zwar eine Fehlermeldung, sobald ich mich in den USA befand, hat sie aber problemlos funktioniert.
Um Mobile Daten zu nutzen, musste ich im Handy allerdings den Punkt Datenroaming einschalten. Aber Vorsicht: Wenn man seine Heim-SIM im Handy belässt, muss man hier gut aufpassen, siehe nächster Punkt.
Vorsicht mit Dual-SIM
Wer seine Heim-SIM-Karte parallel zur eSIM weiterverwenden möchte, sollte darauf achten, den Datenverkehr nur über die Reise-eSIM zu leiten.
Bei Samsung-Handys funktioniert das so:
- Einstellungen öffnen
- "Verbindungen" auswählen
- "SIM-Manager" öffnen
- Beim Punkt "Mobile Daten" die eSIM auswählen
Auf iPhones muss man folgende Schritte durchspielen:
- Einstellungen öffnen
- Auf "Mobiles Netz" bzw. "Mobile Daten" tippen
- Nochmal auf "Mobile Daten" tippen
- Auf die Rufnummer tippen, mit der man mobile Daten nutzen möchte
- Den Punkt "Wechseln mobiler Daten erlauben" abwählen
Mehr Infos dazu gibt es auch in der Hilfe von Apple. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, kann seine Heim-SIM auch komplett deaktivieren, oder aus dem Handy entfernen. Dann ist man über seine gewöhnliche Nummer aber auch nicht mehr erreichbar.
Wie können die so günstig sein?
Kritische Anwender*innen werden sich natürlich sofort die Frage stellen, wie kann das im Vergleich zu normalen Providern so günstig sein? Die Antwort lautet Marktwirtschaft und Mengenrabatt.
So gibt es Unternehmen, die Minuten, SMS sowie Datenvolumina bei Mobilfunk-Providern auf der ganzen Welt in großem Umfang einkaufen, wie ein Sprecher vom österreichischen Provider A1 gegenüber der futurezone erklärt. Dabei bekommen sie Mengenrabatte. Diese sogenannten Reseller verfügen dann über entsprechende Kontingente auf der ganzen Welt und verkaufen sie weiter.
Die oben genannten eSIM-Unternehmen sind im weitesten Sinn virtuelle Mobilfunker (Virtual Network Operator - MVNO). Sie wenden sich dann an diese Kontingent-Reseller und kaufen entsprechend ein. Wenn sie etwa ein Produkt für den Südost-Asien-Urlauber machen wollen, kaufen sie Kontingente aus Thailand, Vietnam, Indonesien oder den Philippinen. Anschließend wenden sie sich an ein weiteres Unternehmen, das die eSIM für sie technisch aufsetzt. Den über die eSIM anfallenden Traffic lassen sie dann über ihre aufgekauften Kontingente laufen.
Teilweise bestehen die eSIM-Webseiten nur aus einem simplen Online-Shop, der nach Bezahlung einen QR-Code verschickt. Eventuell gibt es noch ein paar Kundendienst-Mitarbeiter*innen, das war es aber an Infrastruktur. Das ermöglicht natürlich, sehr kostensparend zu arbeiten und die Produkte relativ günstig anzubieten.
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Was sind die Nachteile einer Reise-eSIM?
Der günstige Preis hat ein paar Nachteile. So ist die Benutzerfreundlichkeit oft nicht ganz optimal. Bei Knowroaming habe ich etwa auf die Schnelle keine Möglichkeit gefunden, mein verbrauchtes Volumen einfach abzufragen. Positiv hingegen war der Kund*innen-Support: Innerhalb weniger Stunden hat man auf meine schriftliche Anfrage aufgrund des oben genannten Aktivierungsproblems reagiert.
Ein weiterer Nachteil kann die Geschwindigkeit sein, mit der man im fremden Netz unterwegs ist. Jene wird in der Regel zwischen lokalen Provider, Reseller (Details dazu siehe oben) und dem eSIM-Unternehmen ausgemacht.
Transparenz hinsichtlich zur Verfügung stehender Netztechnologie (habe ich z. B. 5G) oder hinsichtlich Geschwindigkeit gibt es bei vielen eSIM-Providern kaum. Wie schnell man wirklich surft, findet man als Kund*in erst vor Ort heraus. Auch ist es im Vorfeld bei manchen Anbietern nicht ganz klar, welche lokalen Netze man überhaupt verwenden kann.
In der Praxis habe ich vor allem in Großbritannien sehr langsame Datenverbindungen gehabt. Auch hat es an bestimmten Stellen immer wieder gar nicht funktioniert. Die Knowroaming-eSIM in den USA hat mich diesbezüglich eher überzeugt. Auch das Verwenden des Handys als Hotspot oder das Hochladen von Videos war kein Problem.
Fazit
Reise-eSIMs, wie man sie an vielen Stellen im Netz kaufen kann, sind eine günstige Möglichkeit, um außerhalb der EU günstig zu telefonieren, SMS zu verschicken oder zu surfen. Besonders hinsichtlich Geschwindigkeit oder Service-Verfügbarkeit kauft man aber bei vielen Anbietern die Katze im Sack.
Wer im Urlaub gelegentlich online gehen möchte, um Fotos nach Hause zu schicken, der wird es wohl in Kauf nehmen, dass es in manch einer Kellerbar nicht funktioniert oder vielleicht ein paar Minuten länger dauert. Wer beruflich im Nicht-EU-Ausland ist und auf eine funktionierende Daten- und Telefonverbindung angewiesen ist, der sollte vielleicht direkt zu einem lokalen Provider gehen oder sich die Roaming-Angebote seines Betreibers zu Hause ansehen.