Schreibmaschine: Totgesagte leben länger
Ausgangspunkt der „Todesnachricht“ war eine Meldung des in Indien beheimateten Herstellers Godrej & Boyce, der in einem Interview das Ende der Schreibmaschinen-Ära verkündet hatte. Man habe die Produktion bereits 2009 geschlossen und vertreibe als letzter verbliebener Hersteller nun noch die letzten 500 Stück, die noch im Lager seien, so Godrej-&-Boyce-Manager Milind Dukle.
Noch in jedem Büro
„Zwar gibt es keiner zu, aber in Wahrheit steht fast in jedem Büro immer noch eine Schreibmaschine“, meint Christa Altnoeder, die mit ihrem Mann jahrelang den Olivetti-Vertrieb in München verantwortete. Das vom Juniorchef nun übernommene Unternehmen verkauft zwar keine neuen Maschinen mehr, bestehende Kunden und Schreibmaschinen-Fans werden aber weiterhin mit Reparaturen bedient. „Natürlich kann man nicht mehr davon leben und auch die Ersatzteile werden langsam knapp, aber es ist immer noch ein schöner Nebenast unseres Geschäfts“, so Altnoeder im futurezone-Interview.
Für den Historiker Frank Lämmel, der derzeit gerade an einem Buch über die Geschichte der Schreibmaschine arbeitet, gibt es viele Gründe, warum die längst totgesagten Geräte noch immer so viele Liebhaber anziehen. „Es gibt praktische Gründe. Wer beispielsweise ein Kuvert beschriften will, der spannt dieses ein und wird vermutlich viel schneller sein als mit Computer und Drucker. Andere lieben das haptische Gefühl, beim Schreiben einfach in die Tasten zu hauen“, so Lämmel. Der Mangel an Geräten sei relativ. „Selbst mechanische Modelle sind überall auf eBay zu erwerben. Und so lange die Nachfrage da ist, werden sicher auch noch neue Geräte produziert“, meint der Historiker.
Produktion läuft weiter
In Deutschland etwa werden immer noch Triumph-Adler-Geräte hergestellt. Die Schreibmaschinen-Sparte wurde zwar schon im Jahr 2003 komplett verkauft, seit damals lässt jedoch die Firma Bandermann zwei Typenrad-Schreibmaschinen unter der Marke TWEN herstellen, die baugleich mit früheren Gabriele-Modellen von Triumph Adler sind. Die beiden Modelle – TWEN 180 DS bzw. TWEN 320 DS – werden um 180 bzw. 500 Euro über Fachhändler vertrieben.
Auch in den USA wurde die Nachricht vom Tod der Schreibmaschine mit Kopfschütteln aufgenommen. So existiert mit Swintec etwa ein US-Hersteller, der weiterhin Schreibmaschinen produzieren und vertreiben lässt. „Die Schreibmaschinen sind lebendig und es geht ihnen gut“, kommentierte etwa Swintec-Manager Ed Michael in einem Interview mit dem US-Fernsehsender Fox. So seien etwa für das Ausstellen von Geburts- und Todeszertifikaten in den USA immer noch viele Schreibmaschinen im Einsatz.