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Shadow PC im Test: Ein Gaming-Computer in der Cloud

Mit dem Ende von Google Stadia gibt es einen Anbieter weniger für Cloud-Gaming. Dabei ist die Idee eigentlich verlockend. Anstatt einen sündteuren Gaming-Rechner zu kaufen, mietet man einfach einen, der in der Cloud steht. So kann selbst auf einem schwachbrüstigen Notebook oder einem in die Jahre gekommener Desktop-PC aktuelle Spiele spielen – Streaming macht es möglich.

Neben Microsoft (Game Pass Ultimate) und Nvidia (Geforce Now) gibt es mit Shadow einen weiteren Anbieter, der flüssiges Cloud-Gaming verspricht. Ich habe Shadow PC mit dem Power Upgrade getestet.

Preise und Ausstattung

Shadow ist ein französisches Unternehmen. Im Gegensatz zum Game Pass Ultimate und Geforce Now wird nicht nur das Spiele-Streaming angeboten. Beim Dienst „Shadow PC“ bekommt man einen ganzen Windows-Rechner in der Cloud zur Verfügung gestellt.

Das bietet zwar mehr Optionen, kostet aber auch mehr. Der Basisdienst kostet 29,99 Euro monatlich. Dafür bekommt man das Äquivalent eines PCs mit Intel Xeon 2,5 GHz, GTX 1080 Grafikkarte, 12 GB RAM und 256 GB SSD.

Seit Kurzem gibt es zusätzlich das „Power Upgrade“. Das Abo inkl. Power Upgrade kostet monatlich 44,98 Euro. Hier gibt es eine AMD Epyc 7543P CPU mit 4 Kernen und 8 Threads, RTX A4500 Grafikkarte, 16 GB RAM und 256 GB SSD.

Der Speicherplatz kann in 256-GB-Schritten dazugebucht werden, für je 2,99 Euro. Will man also das Power Upgrade mit einer annehmbaren SSD-Größe von 1 TB haben, kommt man auf 53,95 Euro monatlich. Sollte der Speicherplatz trotzdem zu knapp werden, kann man auch später weiterhin hinzubuchen. Maximal sind 5 TB extra möglich.

Ein Blick ins Rechenzentrum von Shadow

Preisvergleich mit Geforce Now Ultimate und Game Pass Ultimate

Im Jahr würde man also 647,40 Euro für das Power Upgrade bezahlen für ein Setup mit 1 TB Speicher.

Zum Vergleich: Das leistungsstärkste Abo von Geforce Now kommt auf 199,98 Euro jährlich. Es werden über 1.500 Spiele unterstützt, die in gängigen Spiele-Stores, wie Steam, GOG, usw. gekauft werden.

Beim Game Pass Ultimate sind es 155,88 Euro im Jahr. Hier können lediglich die enthaltenen Spiele gestreamt werden. Dafür zahlt man für diese mehr als 400 Spiele nichts mehr: Sie sind im Dienst enthalten.

Hardware-Anforderungen

Die Hardware muss kaum spezielle Anforderungen erfüllen, um Shadow PC nutzen zu können. Bei Windows wird W8.1 oder W10 benötigt, mit AMD CPUs aus dem Jahr 2008 oder jünger und Intel CPUs von 2011 oder jünger und 2 GB RAM.

Für macOS sind die Mindestanforderungen:

  • iMac ab Mitte 2007
  • MacBook/MacBook Air ab Ende 2008
  • MacBook Pro ab Mitte 2007
  • Mac Pro ab Anfang 2008
  • Mac mini ab 2009

Details zu den Mindestanforderungen und empfohlenen Anforderungen findet ihr auf der Shadow-Website.

Internet-Anforderungen

Während die Hardware-Anforderungen bescheiden sind, sollte man eine vernünftige Internet-Anbindungen haben. Shadow empfiehlt mindestens 15 Mbit/s. Um den Dienst vernünftig zu nutzen, sollte man aber mindestens 50 Mbit/s zur Verfügung haben. Besser sind 70 Mbit/s, ideal wären 100 Mbit/s.

Wichtig ist noch unlimitiertes Datenvolumen. Denn je nach Qualitätseinstellungen beträgt der Datenverbrauch bis zu 28GB pro Stunde.

Um Lag zu vermeiden, ist entweder der Anschluss von PC/Laptop per Ethernet-Kabel empfohlen, oder kabellos per 5GHz zum WLAN-Router.

Schnell eingerichtet

Nachdem das Abo abgeschlossen ist, lädt man die Software herunter. Sie ist verfügbar für Windows, MacOS, Linux, Rasperry Pi OS, Android, iOS, Android TV und tvOS. Für Samsung-TVs mit Tizen und LG TVs mit WebOS gibt es leider keine App.

Ist das Programm bzw. die App heruntergeladen, loggt man sich ein. Wer will, kann jetzt sofort loslegen – vorher sollte man aber einen Blick in die Einstellungen des Launchers werfen.

Bei Windows und MacOS kann man etwa bei „Audio“ die Audioqualität auf Hoch stellen. Will man einen Controller verwenden oder Daten von USB-Speichern zum Shadow PC übertragen, muss man bei „Controller & USB“ die entsprechende Funktion aktivieren und Treiber installieren.

Bei „Netzwerk“ kann die maximale Bandbreite eingestellt werden. Der automatische Test beim Einrichten hat 50 Mbit/s vorgeschlagen, obwohl der Speedtest über 250 Mbit/s ergeben hat. Wer also eine entsprechende starke Leistung hat (ab 100 Mbit/s) kann hier problemlos auf „Manuell“ gehen und die maximale Bandbreite von 70 Mbit/s wählen.

Fast vollwertiger PC

Drückt man auf den Start-Knopf im Launcher, dauert es etwa 10 bis 20 Sekunden, bis man mit dem Cloud-PC verbunden ist. Danach hat man den Windows-10-Desktop vor sich. Es ist tatsächlich ein vollwertiger PC. Fast alles, was man am physischen PC machen kann, kann man hier auch machen.

Eingeschränkt sind die Hardware-Einstellungen für Display und Sound. Hier wird „BladeShadow“ statt des tatsächlichen Monitors angezeigt. Auch die Netzwerkeinstellungen sind nicht freigegeben – weil es nicht nötig ist.

Oben mittig ist das Icon für das Quick Menü des Shadow PCs, das sich auch mit dem Tastenkürzel Windows-Taste + Alt + O aufrufen lässt. Darin sind nochmal die Einstellungen zu finden, sowie Nutzerstatistiken, die fps, genutzte Bandbreite, Latenz und Packet Loss anzeigen.

Das Quick-Menü

Um einen PC muss man sich auch kümmern

Der Vorteil des nahezu vollwertigen PC ist, dass man alles installieren kann, was man will: Bei Geforce Now zB. geht das nicht, dort kann man nur unterstützte Games zocken. Den Shadow PC kann dafür sogar zum Arbeiten nutzen, etwa für Bild- und Videobearbeitung, wenn man das möchte.

Die Nachteile sind, dass es eben wirklich ein Windows-PC ist. Man muss Windows-Updates installieren, alle Programme und Gaming-Plattformen, über die man die Spiele bezieht und natürlich die Spiele selbst.

Immerhin geht das flott. Der Shadow PC hängt an einer 1-Gbit-Leitung. Im Speedtest schafft die, je nach Tageszeit, zwischen 750 und 950 Mbit/s. Auf der Bremse stehen hier die Spiele-Anbieter-Plattformen. Der Game Pass ließ mich etwa Spiele nur mit kombiniert 100 Mbit/s herunterladen, obwohl die Leitung des Shadow PC deutlich mehr Kapazitäten hat.

Kompatibilitätsprobleme

Ernüchternd ist, dass Shadow PC meinen Monitor nicht erkennt, einen Samsung C49RG94SSR mit der nativen DQHD-Auflösung 5.120 x 1.440 Pixel. Shadow PC wird darauf maximal in 1.920 x 1.080 dargestellt. Im Vollbild-Modus bleiben links und rechts dicke schwarze Balken. Wenn ich im Quick Menu die Auflösung „Custom“ nutze und selbst 5.120 x 1.440 eingebe, passiert genau nichts. Weder Fehlermeldung noch sonst was und die Auflösung bleibt bei FullHD.

Für den Test habe ich noch ein MacBook Air M1 mit einem Samsung 8K-TV verbunden. Hier hat Shadow PC den Fernseher als 4K-Gerät erkannt (8K ist aufgrund der technischen Limitationen nicht möglich) und die entsprechende Auflösung angeboten.

Dafür musste beim MacBook Air der Shadow-PC-Kompatibilitätsmodus für den verbundenen PS5-Controller aktiviert werden, weil die Games ihn sonst nicht erkennen. Mit einem Xbox-Controller auf dem Windows-PC klappte es auf Anhieb.

Der Kompatibilitätsmodus für PS5-Controller kann im Quick Menü aktiviert werden

Ein paar mal im Test gab es Darstellungs-Fehler durch das Quick Menu, die nur durch ein Neustarten des Shadow PCs weggingen.

Darstellung zerstört PC-Illusion

Die FullHD-Darstellung ist auf den ersten Blick unbefriedigend. Es ist der typische Cloud-Look. Es ist leicht unscharf, die Farben sind zu blass und die Darstellung ist zu dunkel. Bei Crysis 3 musste ich Ingame die Helligkeit maximal erhöhen und noch die Helligkeit des Monitors erhöhen, um im ersten Level etwas erkennen zu können.

Bei den meisten Games ist das Problem mit der Helligkeit weniger ausgeprägt, hier muss man nur etwas nachbessern. Die zu blasse, leicht unscharfe und kontrastarme Darstellung bleibt aber. Forza Horizon 5 zB. sieht auf Shadow PC deshalb ein wenig trauriger aus, als man es von dem bunten Rennspiel gewohnt ist. Die Option in den Einstellungen „Bessere Farben (4:4:4)“, die die CPU des eigenen Gerätes belastet, brachte keine merkbare Verbesserung bei der Darstellung.

Mit der 4K-Auflösung am Smart-TV sieht Shadow PC deutlich besser aus. Die Darstellung ist schärfer und kontrastreicher.

Leistung

Mit der FullHD-Auflösung schlägt sich der Shadow PC leistungsmäßig gut. Crysis 3 hält in den höchsten Einstellungen die 60fps und geht nur selten auf 55fps runter.

Bei Forza Horizon 5 werden die 60fps mit den Einstellungen „Extrem“ und „MSAA 8x“ gehalten.

Das leistungshungrige Warhammer 40.000 Darktide zeigt die Grenzen auf. Bei den Grafikeinstellungen „hoher Qualität“ mit TAA und Ray Tracing auch „Hoch“, gibt es deutliche Slowdowns, die fps hält knapp über 30.

Bei der Eingabe war keine Verzögerung bemerkbar, weder mit Maus und Tastatur, noch mit Controller. Auch der Sound war verzögerungsfrei (Klinkenanschluss, Shadow empfiehlt USB-Headsets zu vermeiden). Allerdings kam es etwa alle 10 Minuten mal zu einem kurzen Freeze, der etwa eine Sekunde dauerte. Meine eigene Internetverbindung war bei den Aussetzern stabil, hier dürfte es an Shadow selbst gelegen haben.

Online-Gaming ist mit dem Shadow PC ganz normal möglich. Allerdings muss man bedenken, dass man dabei die Latency zum Shadow PC hat und der von dort zum Spiele-Server. Wenn Ingame 30ms angezeigt werden, sind es also 50ms, weil noch die 20 zwischen eigenem Gerät und Shadow PC hinzukommen.

Um Probleme mit dem Spielen am Smart-TV zu vermeiden, sollte der Computer oder das Notebook direkt per HDMI verbunden sein, idealerweise ohne der Nutzung von Adapter oder Adatpterkabel

Probleme mit 4K

Mit der 4K-Auflösung schwächelt Shadow PC etwas. Bei Crysis 3 sind es nur noch 30 bis 35 fps, bei Forza Horizon 5 zwischen 35 und 40 fps.

Das wäre zwar immer noch ok fürs spielen, allerdings gab es bei mir im Test unerklärlich starke Ruckler und Verzögerungen bei der Eingabe bei 4K-Auflösung. Obwohl im Quick Menü die entsprechenden fps-Werte angezeigt wurden und die Latency mit normalen 22ms angegeben war (und 0 Prozent Packet Loss), war die Verzögerung und das Ruckeln so stark, dass das Spielen nicht mehr möglich war. Durch das Ändern der Auflösung in Shadow PC auf 1.920 x 1.080 Pixel verschwanden all diese Probleme.

Da das laut Internetforen kein häufiges Problem bei Shadow PC ist, dürfte es wohl ein unglückliches Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten sein. Leider habe ich nicht weitere Endgeräte zur Verfügung, um das Problem präzise eingrenzen zu können – und von Shadow gibt es keine native App für Samsung Smart-TVs.

Shadow PC als Arbeitsgerät

Während die Grafikleistung mit dem Power Upgrade von Shadow PC ganz gut ist, ist die CPU-Leistung nur mäßig. Man bekommt nur 4 Kerne und 8 Threads der Server-CPU zur Verfügung gestellt. Anwendungen, die also nicht die GPU nutzen, sondern primär CPU, sind eher langsam. Im Cinebench-R23-Test kommt der Shadow PC auf folgende Werte:

  • CPU Single Core: 1138 Punkte
  • CPU Multi Core: 5788 Punkte

Damit liegt die Leistung des Shadow PC mit Power Upgrade zwischen einer AMD Ryzen 3 3100 und Intel Core i7-6700k, was auf die mäßige Multi-Core-Score zurückzuführen ist. Ryzen 3 3100 ist ein Einsteiger-Desktop-CPU, die 2020 auf den Markt gekommen ist. Die i7-6700K ist eine Desktop-CPU aus dem Jahr 2015.

Ein weiteres Problem ist die Datenübertragung. Will man etwa das Rohmaterial für den Videoschnitt zum Shadow PC übertragen, muss man es entweder in einen Cloud-Speicherdienst hochladen und dann auf den Shadow PC runterladen, oder auf einen USB-Speicher kopieren und dann mit Shadow PC darauf zugreifen, um es auf dessen SSD hochzuladen. Da üblicherweise die Upload-Geschwindigkeit selbst bei teuren Internettarifen weit unter der Download-Geschwindigkeit ist, dauern diese Prozesse entsprechend lange.

Mit Shadow PC kann man auch Windows 10 am MacBook nutzen, ohne das Betriebssystem installieren zu müssen - die Cloud macht es möglich

Fazit

Es ist Segen und Fluch zugleich, dass Shadow PC ein kompletter Cloud-PC ist. Man ist damit überhaupt nicht eingeschränkt, was die verfügbaren Spiele und Software angeht. Dafür zahlt man aber viel mehr als bei anderen Diensten und muss sich mit den üblichen PC-Problemen herumschlagen: Updates und Treiber installieren, zu wenig Speicherplatz, Hardware zickt, usw.

Ein Jahr Shadow PC kostet 647,40 Euro, wenn man ihn mit 1 TB Speicher und Power Upgrade nimmt. Zum Vergleich: Eine Xbox Series X kostet einmalig 500 Euro. Ein Jahr Game Pass Ultimate dazu kostet 155,88 Euro. Schon im ersten Jahr bekommt man also für geringfügig mehr Geld eine Plug-and-Play-Lösung für 4K-Smart-TVs plus Zugriff auf über 400 Spiele für die Xbox Series X und den PC und die Möglichkeit, diese Games bei Bedarf auch auf Computern und Android-Smartphones zu streamen.

Shadow PC ist eine sehr spezifische Lösung: Ein Cloud-Gaming-PC für User*innen, die unbedingt Games in der Cloud spielen wollen, die nicht von Geforce Now unterstützt werden und nicht im Game Pass Ultimate enthalten sind. Und selbst dann sollte man sich gut überlegen, wie dringend man einen Cloud-PC haben will. Man könnte sich auch alle 3 Jahre ein neues Gaming-Notebook um 1.800 Euro kaufen und wäre damit billiger dran als mit Shadow PC und nicht von einer schnellen Internet-Leitung abhängig.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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