Sony A1 im Test: Fulminanter OLED-Einstand
Obwohl der Name A1 vermuten lässt, dass es Sonys OLED-Erstlingswerk ist, hat der japanische Konzern schon vor allen anderen einen OLED-TV auf den Markt gebracht. Mit dem XEL-1 erschien 2008 der allererste kommerzielle OLED-Fernseher. Mit einer Bildschirmdiagonale von 11 Zoll, der Auflösung 960 x 540 Pixel und dem Preis von 2.499 US-Dollar, war es eher eine Machbarkeitsstudie als ein seriöser Versuch, den TV-Markt zu revolutionieren.
Nach neun Jahren und nachdem LG OLED-TVs salonfähig gemacht hat, will es Sony wieder wissen. Ich habe den A1 in der 65-Zoll-Variante KD-65A1 getestet, ihn bewundert, die Röte ausgetrieben und gelegentlich verflucht.
Kantensteher
Von vorne betrachtet sieht es deshalb so aus, als würde der A1 einen beeindruckenden Balanceakt auf dem TV-Tisch hinlegen. Kein Standfuß ragt unter ihm hervor, kein „Monolith“ in Betonblock-Optik muss ihn halten, keine billig-lackierten Stangen ragen wie Stützräder an den Seiten hervor.
Minimalistisch
Fast fiel sogar das Sony-Logo dieser gehobenen Schlichtheit zum Opfer. Dieses ist an den äußersten linken Rand gerückt, anstatt wie üblich über der Status-LED in der Mitte zu sitzen. Die Gesamtheit aus Design und dem nur von der Seite sichtbaren Standfuß, lässt den A1 im Wohnzimmer unglaublich elegant erscheinen. Es wirkt fast so, als wäre der A1 von einem Profi-Fotografen präpariert worden, um so perfekt, anscheinend der Schwerkraft trotzend, im Raum zu stehen, um geschönte Werbefotos davon zu machen - obwohl das eigene Wohnzimmer dafür absolut nicht als Kulisse geeignet ist.
Die Anschlüsse sind im Standfuß untergebracht. Um darauf zuzugreifen, muss die gesamte Rückabdeckung abgenommen werden. An der Seite Fußes gibt es einen USB-Anschluss, der ohne Kappenentfernung zugänglich ist. Einen solchen Schnellanschluss für HDMI gibt es leider nicht.
Nicht der Hellste
Ein kleines Manko an dem Winkel ist, dass sich die Zimmerbeleuchtung etwas mehr am Bildschirm spiegeln kann. Das wäre bei aktuellen Premium-LCD-TVs nicht tragisch, da diese genug Helligkeit rauspumpen, um selbst einfallendes Tageslicht zu kontern.
OLED-Panele erzielen derzeit noch nicht diese Helligkeit. Durch Tageslicht verursachte Spiegelung sind sehr störend, weshalb ich für die wochenendliche Nachmittagsunterhaltung die Vorhänge zuziehen musste.
OLED <3
Der Animationsfilm Rock Dog wirkte so, als wäre er als Promovideo für den A1 gemacht worden. Obwohl das Ausgangsmaterial „nur“ FullHD war, war die Darstellung sehr sauber und scharf, ohne unschöne, leuchtende Outlines, die die Algorithmen mancher TVs beim Hochrechnen fabrizieren.
In den vielen Nachtszenen mit den leuchtenden Farben konnte der A1 seine Stärken voll ausspielen. Auch aktuelle Science-Fiction-Filme, wie Star Wars: Das Erwachen der Macht, sehen extrem gut aus. Natürlich liefert das OLED-Panel in allen Genres eine sehr gute Performance ab – aber je höher der Kontrast, wie eben helle Raumschiffe im finsteren Weltall, und je kräftiger die Farben, desto beeindruckender ist das Ergebnis.
Er läuft schon wieder Rot an
Rot ist zu intensiv. Am A1 sieht es wenigstens nicht grauslich verfärbt, sondern einfach nur zu gesättigt aus. In den Bildprofilen lässt sich das Problem leicht beheben, indem der Rot-Gain reduziert wird. Bei HDR-Inhalten tritt das Phänomen des Rot-Anlaufens nicht auf.
Beim Bildprofil „Spiele“ ist der Farbmodus wieder standardmäßig auf „Warm“ gestellt, was sehr unpassend aussieht. Einige Games leiden etwas durch die geringere Helligkeit des OLED-Panels. Dies lässt sich aber leicht lösen, da ohnehin so gut wie jedes aktuelle Spiel eine Gamma-Einstellung zum Anpassen des Inhalts an die Helligkeit des TVs hat.
Schöneres Bild für schlechten Content
Die Darstellung ist scharf, ohne überschärft zu sein, die Bilder sind flüssig. Auch beim Fernsehen ist das echte Schwarz angenehmer, als ein „LCD-Dunkelgrau“. Eine kleine Schwäche die bleibt, die bereits vom ZD9 bekannt ist: Bei Schriften, die vor einem sich bewegenden Hintergrund sind, sind Bildartefakte sichtbar.
Geduldsspiel
Die Menüs gehen, im Vergleich zu 2016er TV-Modellen von Samsung und LG, sehr langsam auf. Beim Durchschalten der Bildmodi dauert der Wechsel von einem zum anderen mehrere Sekunden, bevor die nächste Eingabe über die Fernbedienung gemacht werden kann. Wechselt man vom Standard-Profil auf Spiele, wird das ein frustrierendes Geduldsspiel. Ein Neusortieren oder eine Shortcut-Funktion gibt es nicht.
Bei der Komfortabilität, wie das Steuern von angeschlossenen Geräten, automatisches Umschalten zur Quelle und ähnliches, hinkt der A1 den Premium-TVs von Samsung weit hinterher.
Leider ist auch die Fernbedienung dieselbe wie beim ZD9. Sie ist vollgepackt mit Gummitasten und passt nicht zum edlen Design des A1.
Ton aus der Scheibe
Der Ton ist sehr laut und hat mehr Volumen als beim ZD9. Beim Standard-Tonprofil sind die Tiefen fast schon zu stark für die Wiedergabe von Sprache. Wer hauptsächlich Nachrichten und Dokus mit der Tonausgabe des A1 sieht, kann auf den Nachtmodus umschalten. Der Klang ist hier weicher und Sprache besser zu verstehen.
In den höheren Lautstärken macht sich der Hang des Klangs zu den Tiefen negativ bemerkbar, der Ton scheppert ein wenig. Die Höhen könnten ruhig etwas pointierter sein. Für einen eingebauten TV-Lautsprecher ist der Klang aber durchaus gut und eine klare Verbesserung zum ZD9.
Fazit
Der A1 mit 55-Zoll hat einen UVP von 3.999 Euro, das 65-Zoll-Modell 5.499 Euro.