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Spyware erzürnt Battlefield 3-Nutzer

Zur Kriegsspiel-Bewerbung von „Battlefield 3“ sind am Freitag in London echte Panzer durch die Stadt gerollt. Doch das Auftreten der Panzer in London ist nicht der Grund, warum zahlreiche „Battlefield“-Fans erzittern. Dafür verantwortlich ist die Online-Plattform Origin. Diese muss zwingend installiert werden, um das Spiel von Electronic Arts spielen zu können. Soweit ist das nichts Ungewöhnliches. Auch „Counterstrike“ läuft beispielsweise über Steam.

Doch Origin ist anders. Laut dem Rechtsexperten Thomas Schwenke, der für das PC-Magazin Gamestar die EULA (End User License Agreement) geprüft hat, sind darin "umfangreiche Verstöße gegen Verbraucher- und Datenschutzrechte" enthalten. Die Nutzungsbedingungen und der Endbenutzer-Lizenzvertrag von Origin kommen einer Spyware gleich.

Viele Gamer sind darüber schlichtweg entsetzt, so versuchen sich ihre Rechner mit Antivirenschutz und Antispyware frei von fremden Zugriffen zu halten. Um ihrem Ärger darüber Luft zu machen, haben übers Wochenende viele das Spiel auf Amazon mit nur einem Stern bewertet. Auch Boykott-Aufrufe wurden getätigt. Im Internet hat sich zudem unter "theorigin.de" bereits eine deutschsprachige Plattform gebildet. Auf dieser werden (betroffenen) Nutzern Ratschläge erteilt, was sie tun können.

Was alles drin stehtKonkret verlangt Origin mit der Installation von „Battlefield 3“ den Zugriff auf sensible Daten des PCs. "Du gestattest Electronic Arts und seinen Partnern das Sammeln, Nutzen, Speichern und Übertragen von technischen und verwandten Informationen, die deinen Computer (einschließlich IP-Adresse), dein Betriebssystem, deine Nutzung der Anwendung, Software, Software-Nutzung und deine Hardware-Peripherie identifizieren, um die Bereitstellung von Software-Updates zu erleichtern." Das alleine ist für viele Nutzer schlichtweg unakzeptabel.

Doch auch folgender Punkt dürfte für viele Nutzer nicht gerade erfreulich sein: Die Anwendung darf "automatisch Lizenzrechte für einige oder alle EA-Produkte prüfen, ohne dich separat darüber zu benachrichtigen". Außerdem sehen die Bedingungen vor, dass Electronic Arts per Software Informationen über "Computer, Hardware, Medien, Software" die "Nutzung der Anwendung" verwenden kann, um "Lizenzrechte zu prüfen und die Anwendung zu aktualisieren".

Erste ÄnderungenElectronic Arts hat als Reaktion auf die heftigen Proteste bereits erste Änderungen vorgenommen. So wurde der folgende Absatz zur Gänze gelöscht: "EA behält sich das Recht vor, die über die Anwendung stattfindende Kommunikation zu überwachen und jegliche Information zu veröffentlichen, die EA für nötig hält, um deine Einhaltung dieser Lizenz sicherzustellen; geltende Gesetze, Regelungen oder Bestimmungen rechtlicher Verfahren einzuhalten; die Rechte, Interessen und das Eigentum von EA, seinen Angestellten oder der Öffentlichkeit zu schützen. EA behält sich auch das Recht vor, nach eigenem Ermessen Informationen, Material oder Teile davon zu bearbeiten und/oder zu entfernen und einen Transfer abzulehnen."

Folgender Absatz wurde zudem nachträglich eingefügt: "EA weiß, dass Ihnen wichtig ist, wie Informationen über Sie gesammelt, verwendet und weitergegeben werden und weiß deshalb Ihr Vertrauen zu schätzen, dass wir gewissenhaft und zweckmäßig mit Ihren Daten umgehen. Informationen über unsere Kunden stellen einen wichtigen Teil unseres Geschäfts dar. EA wird niemals personenbezogene Daten weiterverkaufen, Spyware verwenden oder auf den Rechnern von Benutzern installieren. Wir geben keine Informationen, die Sie persönlich identifizieren, ohne Ihre Zustimmung weiter, außer in den seltenen Fällen, in denen eine Preisgabe gesetzlich oder zur Durchsetzung der Rechte von EA notwendig ist."

Künftig bei allen EA-SpielenElectronic Arts rät Nutzern, die damit nicht einverstanden sind: "Installiere oder nutze die Anwendung bitte nicht". Für Liebhaber von Shootern und Kriegsspielen, die bisher auf Electronic Arts-Spiele vertraut haben, die sich mit der EULA „nicht anfreunden“ können, dürfte es wohl in nächster Zeit kein Spiel mehr geben, das sie bedenkenlos kaufen können. Laut dem Gamestar-Bericht setzt jedes künftige Electronic Arts-Computerspiel die Installation von Origin zwingend voraus.

Juristen sehen in diesen Bestimmungen Verstöße gegen das Recht. So schreibt der Anwalt Thomas Schwenke: "Die Nutzungsbedingungen und der Endbenutzer-Lizenzvertrag von Origin sowie die Datenschutz-Richtlinien von Electronic Arts enthalten umfangreiche Verstöße gegen Verbraucher- und Datenschutzrechte."

Deutsche Datenschützer aktivIn Deutschland wurden bereits die ersten Datenschützer aktiv. So beschäftigt sich bereits der Landesbeauftragte für den Datenschutz in Nordrhein-Westfalen mit dem Fall. Der deutsche Sitz von Electronic Arts sei in Köln und deshalb fühle man sich dafür zuständig, hieß es. Geplant ist die Erstellung eines Fragenkatalogs, anhand dessen geklärt werden soll, welche Daten zu welchem Zweck wo verarbeitet werden.

„Battlefield 3“ hatte

durchwegs gute Kritiken bekommen und war für viele bereits das „Spiel des Jahres“. Viele Nutzer, die Wert auf Datenschutz und Privatsphäre legen, werden das Spiel unter diesen Bedingungen allerdings nicht kaufen.



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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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