Streit um Ultra HD: Fast alle Fragen offen
Größer, dünner, aber vor allem schärfer. Nach dem künstlich erzeugten 3D-Hype, der von den Konsumenten im Home-TV-Bereich nur mit mäßiger Begeisterung aufgenommen wurde, scheint die Marschrichtung für die nächste Geräte-Generation klar. Ultra HD (UHD) mit einer zumindest vier Mal so hohen Auflösung (3840x2160 Pixel) zum jetzigen Full-HD-Standard lautet die Devise.
Wie soll Ultra HD aussehen?
Doch spätestens jetzt wird’s kompliziert. Soll auch die Frame Rate, also die Bildrate, wie aktuell vom
Denn derzeit herrscht in der Branche nicht einmal Einigkeit darüber, ob die angestrebte höhere Auflösung oder eine Verdoppelung der Frame Rate der erste und wichtigste Schritt in die TV-Zukunft sind. Wie begrenzt die Möglichkeiten aktuell sind, selbst wenn man einen Ultra-HD-Fernseher ab 15.000 Euro sein Eigen nennt, verdeutlicht der Umstand, dass eine Darstellung des Hobbits in UHD und 50p (fps) allein schon am HDMI-Kabel scheitern würde. Der derzeitige 1.4-Standard schafft entweder die Ultra HD oder Frame-Raten bis zu 60p. Beides gleichzeitig wird erst mit dem Standard HDMI 2.0 möglich, der aber erst in der zweiten Jahreshälfte verabschiedet werden soll.
Bildrate vs. Auflösung
„Es scheiden sich tatsächlich die Geister, ob nun mehr Frames oder eine höhere Auflösung dem TV-Konsumenten mehr bringen“, meint auch Stephan Heimbecher, Head of Innovations & Standards beim Pay-TV-Anbieter Sky, im Gespräch mit der futurezone. „Klar ist jedoch: Wenn wir bei Ultra HD nur von einer höheren Auflösung reden, dann ist das weniger als die halbe Miete.“ Wie interne Tests mit Ultra HD und 50 Bildern pro Sekunde gezeigt hätten, würden gerade Sportübertragungen mit schnellen bewegten Bildabfolgen von einer höheren Bildrate profitieren.
Für ein besseres Bild fast wichtiger als Auflösung und Frame Rate wäre laut Ansicht von Heimbecher aber, wenn der Dynamik-Bereich bei der Farbübertragung erhöht werden könnte. „Wenn wir statt einem 8-Bit-Signal ein 10- oder 12-Bit-Signal hätten, könnte man den dynamischen Umfang der Farbdarstellung stark verbessern“, so der TV-Experte. Durch die differenzierten Darstellungsmöglichkeiten von Farbtönen – etwa bei dunklen Passagen – würde sich die Bildqualität automatisch und unabhängig vom verwendeten Endgerät verbessern. "Am Signal zu rütteln war bislang für die Industrie aber tabu, dafür packen die Hersteller dann viele verschiedene Bildverbesserungsverfahren auf ihre Geräte", merkt Heimbecher an.
Ab 65 Zoll werden Pixel wieder sichtbar
Auch für Danny Tack, der seit vielen Jahren mitverantwortlich für die nun an TP Vision ausgelagerte TV-Entwicklung bei Philips zeichnet, ist die Frage ungeklärt, ob Content-Hersteller und Fernsehstationen in einem ersten Schritt eher auf Ultra HD oder höhere Bildraten setzen sollen. Auf Nachfrage der futurezone entscheidet sich Tack allerdings für die höhere Auflösung: „Der Trend zu größeren Displays jenseits der 60 Zoll ist ungebrochen. Da man bei einer normalen Sehdistanz von drei bis vier Metern auf einen 65-Zoll-Fernseher die Pixel bei einer Full HD aber wieder erkennen kann, halte ich eine höhere Auflösung für den vordringlicheren Schritt“, so Tack gegenüber der futurezone.
Eine verbesserte native Bildrate von 50p helfe natürlich, dass bei der Interpolation auf die mittlerweile etablierten 100 und 200 Hertz weniger Artefakte entstehen und Bewegungen noch flüssiger und schärfer aussehen. Eine geringere Auflösung sei aber dauernd sichtbar, weshalb die Broadcaster in einem ersten Schritt wohl eher die Pixel in die Höhe schrauben werden, prophezeit Tack. Die geteilten Reaktionen auf die höhere Bildrate im Hobbit zeige zudem, dass die neue Bildästhetik gerade bei Filmen
In weiter Ferne
Dass der Umstieg auf Ultra HD schon bald den Massenmarkt erreicht, wird ungeachtet des
Die Strategie der Gerätehersteller deckt sich naturgemäß nur teilweise mit denjenigen, die das Signal oder die Inhalte bereitstellen sollen. „Das Interesse der Gerätehersteller ist natürlich groß, in hoher Frequenz neue Geräte zu verkaufen. Die Content-Industrie kann ihre Produktionsabläufe aber nicht so schnell updaten. Am Ende der Kette steht zudem der Konsument, der erfahrungsgemäß auch nicht alle zwei Jahre seine Geräte austauscht", so Sky-Innovationschef Heimbecher. Als Content-Anbieter sei man zudem von der Hardware-Industrie abhängig, die erst die entsprechenden Chips für den UHD-Empfang bereitstellen müsse.
Ein großer statt viele kleine Schritte
„Keiner der im Einsatz befindlichen Receiver kann derzeit auch nur mit 1080p/50, also 1920 x 1080 Pixel und 50p Bildrate, umgehen. Jede Verbesserung, die jetzt kommt, zieht zwangsläufig einen großflächigen Hardware-Austausch nach sich. Im Sinne der Konsumenten sollte man die nächsten Schritte genau abwägen“, so Heimbecher. Angesichts der Umrüstung auf Full HD und der Einführung von 3D-Fernsehen, die noch nicht abgeschlossen sei, hält es Heimbecher für besser, jetzt nicht in kurzen Abständen mehrere kleinere Schritte in Richtung Ultra HD zu tun. Vielmehr solle sich die gesamte Branche auf die Parameter der nächsten TV-Generation einigen und erst dann mit einem größeren Gesamtpaket auf den Markt kommen.
Weitgehend ungeklärt ist weiterhin, wie die riesigen Datenmengen mit der derzeitigen Infrastruktur bewältigt werden können. Eine Erleichterung wird der gerade
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