Tesla ist bereit für die breite Masse
Die Vorstellung des Tesla Model 3 war mit einer Spannung erwartet worden, wie man sie in der Technikwelt bisher nur von Apple-Events kannte. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag war es soweit. Tesla-Gründer Elon Musk enthüllte in Kalifornien einen schnittigen, fünftürigen Elektroflitzer, der künftig die breite Masse zur Elektromobilität bewegen soll.
Eckdaten
Die Eckdaten: Ein Motor, der das Fahrzeug in weniger als sechs Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigt, 350 Kilometer Reichweite mit einer Akkuladung, Höchstnoten in Sicherheitstests, fünf Sitze, Panoramadach, ein 15-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole und ein Autopilot, der vorübergehend das Steuer übernehmen kann. Das alles zu einem US-Preis von 35.000 Dollar.
Wie hoch genau der Österreich-Preis sein wird, ist noch nicht bekannt. An den 35.000 Dollar könne man sich aber "orientieren", meint die Tesla-Niederlassung für den deutschsprachigen Raum auf Anfrage.
Pionier-Image
Bisher machte sich Tesla als Hersteller weit kostspieligerer Fahrzeuge einen Namen. 2008 kam der Sportwagen Roadster auf den Markt, 2012 folgte die beliebte Limousine Model S, 2015 das SUV Model X. Allen gemein ist ein Preis von teilweise weit über 70.000 Dollar. Über mangelnde Verkäufe konnte sich Tesla bisher dennoch nicht beklagen.
Das Unternehmen verstand es, die Automobilbranche mit Innovationen und starkem Marketing gehörig aufzumischen. Updates, die drahtlos ausgeliefert werden und den Fahrzeugen neue Funktionen verleihen, wurden durch die enthusiastische Besitzerschaft schnell bekannt. YouTube-Spots von Kunden ersetzen pompöse Werbeclips.
Masterplan
Das alles sieht Tesla-Gründer und CEO Elon Musk als Teil seines „geheimen Masterplans“. Roadster, Model S und Model X sollen darin den Weg für den Eintritt in den Massenmarkt ebnen. Tatsächlich haben sie für die Einnahmen gesorgt, um Entwicklungen voranzutreiben und das Geschäftsfeld zu erweitern.
Model 3 soll nun die Verkaufszahlen ankurbeln. Bisher stellte Tesla rund 50.000 Fahrzeuge pro Jahr her. Bis 2020 sollen sich die Verkäufe verzehnfachen. Tesla will quasi eine Welle der Elektromobilität erzeugen und selbst ganz oben darauf surfen. Trotz zuletzt sinkenden Aktienkursen scheint das Wachstum programmiert.
Bereits bei der Model-3-Präsentation konnte Tesla 115.000 Vorbestellungen für sein neues Fahrzeug vorweisen. In der Wüste von Nevada entsteht unterdessen mit der "Gigafactory" ein riesiges Akkuproduktionszentrum. Das weltweite Netz der "Supercharger"-Schnellladestationen wird ständig erweitert.
Konkurrenz
Die Konkurrenz versucht unterdessen, mit dem neuen Schrittmacher mitzuhalten. General Motors stellte Anfang 2016 den Bolt vor. Mit 320 Kilometer Reichweite und 30.000 Dollar Kaufpreis ist man dem Model 3 eigentlich zuvorgekommen. Die Elektroautos anderer Hersteller weisen derzeit noch wesentlich geringere Reichweiten auf. Bolt und Model 3 müssen sich allerdings erst Praxistests unterziehen.
Elon Musk sieht die Anstrengungen der Konkurrenz positiv: "Für die Zukunft der Welt ist es wichtig, den Umstieg auf nachhaltigen Transport zu beschleunigen." Auf Österreichs Straßen fuhren 2015 rund 5.000 reine Elektroautos (ohne Hybrid), darunter 684 Teslas. Der Elektro-Anteil im gesamten Fahrzeugbestand beträgt 0,1 Prozent. Bei Neuzulassungen beträgt er derzeit 0,4 Prozent, steigt aber rasant an.