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Wenig überzeugend: Microsoft Surface im Test

Microsofts Entscheidung, selbst Hardware herzustellen ist nicht unumstritten. Langjährige Hardware-Partner wie Acer kritisierten den Schritt offen und

sogar teilweise die eigenen Produkte. Als das Surface dann im Oktober erstmals in Ländern wie den USA an den Start gingen,
sich Nutzer über Fehler in der Verarbeitung und über Probleme mit der Audio-Wiedergabe. Auch die anfänglichen Verkaufszahlen waren nicht zufriedenstellend, Microsoft-Chef Steve Ballmer
von „bescheidenen" Absätzen, genaue Zahlen wurden bislang nicht veröffentlicht. Mittlerweile hat sich der Trubel gelegt und Microsoft ist kurz davor, Surface auch in Österreich auf den Markt zu bringen.

Erster Eindruck und Anschlüsse
Äußerlich kann man kaum ein negatives Wort über das Windows-RT-Gerät verlieren. Die Verarbeitung ist ordentlich, das Design ist schlicht und macht einen professionellen Eindruck. Die matte Oberfläche erweist sich zwar als anziehend für Fingerabdrücke, was aber verschmerzbar ist. Um das Gerät auch vor sich auf den Tisch stellen zu können, ist an der Rückseite fix ein Ständer integriert, der nach hinten aufgeklappt werden kann.

Der Ständer ist genauso wie die restliche Rückseite aus Metall. Dabei handelt es sich aber nicht um gewöhnliches Aluminium, sondern um die Magnesiumlegierung VaporMg. Das Besondere daran ist, dass dieses Material beim Herstellungsprozess einfach in eine Form gegossen wird und dadurch ähnlich wie gewöhnlicher Kunststoff verarbeitet werden kann. So sind besonders dünne Formen möglich, wovon auch das Surface profitiert. Wirklich dünner als die Tablets der Konkurrenz ist das Surface aber dennoch nicht ausgefallen. Die Abmessungen betragen 27,5 x 17,2 x 9,4 mm, das Gewicht liegt bei 680 Gramm.

Die Rückseite des Surface offenbart keine Schwachstellen, so lässt es sich an keiner Stelle gefährlich eindrücken oder verbiegen. Auch die Kamera, die oben mittig an der Rück- sowie an der Vorderseite sitzt, macht einen angenehm unauffälligen Eindruck. Bei den Tasten ist das Surface, so wie andere Tablets, eher spartanisch ausgestattet. An der Oberseite befindet sich die Power-Taste, an der linken Seite liegen die Tasten zur Lautstärkeregelung. Auf eine Taste zum Sperren der automatischen Bildschirmausrichtung, wie sie bei anderen Windows-Tablets immer wieder zum Einsatz kommt, verzichtet Microsoft.

Anschlüsse
Auch in Sachen Anschlüssen gibt es nichts Außergewöhnliches zu berichten. Auf der rechten Seite ist ein voll ausgewachsener USB-Anschluss sowie ein Anschluss, den Microsoft „Micro HD" nennt und einen entsprechenden Adapter verkauft, mit dem hier ein externer Monitor angeschlossen werden kann. Obwohl Microsoft von einem proprietären Anschluss spricht, gibt es im Internet vereinzelt Berichte darüber, dass auch ein gewöhnliches Micro-HDMI-Kabel verwendet werden kann.

Außerdem sind noch der proprietäre Stromanschluss sowie ein Anschluss für ein Tastatur-Cover vorhanden. Neben dem USB- und Display-Anschluss liegt unter der Klappe für den Ständer noch ein Einschub für eine microSD-Karte, um den Speicherplatz zu erweitern. Das könnte, zumindest bei der 32-GB-Version auch dringend notwendig sein, da allein das Betriebssystem Windows RT in betriebsbereitem Zustand rund zwölf GB des Speicherplatzes einnimmt.

Das Display und das Innenleben
Die Auflösung des Displays ist eher enttäuschend, so setzt Microsoft bei 10,6 Zoll lediglich auf 1366 x 760 Pixel, was einer Pixeldichte von gerade einmal 148 ppi (Pixels per Inch) entspricht. Zum Vergleich: Das aktuelle iPad von Apple kommt mit dem Retina Display auf eine Pixeldichte von 264 ppi, also fast doppelt so viel.

In der Praxis sieht das Display zumindest besser aus, als man es sich vom Papier her erwartet. So überzeugt die Darstellung von Fotos und Text trotz der mittelmäßigen Auflösung, was in erster Linie an den kräftigen Farben und an den guten Kontrasten liegt. Völlig hinwegtäuschen kann das über die Auflösung natürlich dennoch nicht, sieht man genau hin, sind mit freiem Auge Pixel und dadurch auch ein Treppeneffekt erkennbar. Positiv fällt jedoch noch auf, dass die Spiegelungen für einen Touchscreen angenehm gering ausgefallen sind.

In Sachen Innenleben gleicht das Surface RT anderen aktuellen Tablets. So ist ein Tegra 3 von Nvidia mit einem ARM Cortex-A9 verbaut. Die Quad-Core-CPU ist mit 1,3 GHz getaktet, dazu sind 2 GB Arbeitsspeicher vorhanden. Die Hauptkamera fotografiert mit 1,2 Megapixel und kann Videos in maximal 720p aufnehmen, selbiges gilt für die Frontkamera.

Die Rechenleistung des Surface lässt sich derzeit mit keiner verfügbaren App voll ausreizen, was natürlich zu einem überwiegend flüssigem Bedienerlebnis führt. Der Akku hat im Test bei Dauerbetrieb knapp sieben Stunden durchgehalten. Dieser Wert geht zwar in Ordnung, andere Tablets kommen aber gleichzeitig schon auf rund zehn Stunden.

Windows RT
Als Betriebssystem kommt mit Windows RT die ARM-Version von Windows 8 zum Einsatz. Rein optisch lässt sich Windows RT kaum vom „richtigen" Windows 8 unterscheiden. Mittelpunkt ist die Oberfläche, die aus Kacheln basiert und wo auch die Standard-Windows-Apps vorinstalliert sind. Über den Store lassen sich natürlich weitere Apps nachinstallieren. Will man mehr als die Standard-Software auf seinem Surface RT haben, muss man sich erstmals auch an diesen Store halten, denn normale Windows-Programme laufen, bis auf wenige Ausnahmen, in der Regel nicht unter der RT-Version.

Positiv ist anzumerken: Microsoft hat eine Preview-Version von Office auf den Surface-Tablets vorinstalliert, die sich in Sachen Bedienung und Optik kaum von der regulären Variante unterscheidet. Aufpassen heißt es jedoch bei Excel, so werden etwa Makros nicht in der RT-Variante unterstützt.

Auch bei der Hardware heißt es aufpassen, zwar lassen sich Drucker und Co. über den USB-Port problemlos anschließen, automatisch kompatibel sind sie dadurch aber noch lange nicht. Während einfache Eingabegeräte wie Mäuse und Tastaturen im Test problemlos funktioniert haben, war es etwa nicht möglich, einen älteren Drucker (HP Laserjet 3200) zum Laufen zu bekommen.

Software aus dem offiziellen Windows-Store ist laut Microsoft aber voll kompatibel. Zwar wirft Microsoft gerne mit Zahlen um sich, wie viele Apps derzeit nicht schon verfügbar sein sollen, in der Praxis findet man einen Großteil der auf iOS und Android populären Applikationen aber noch nicht im Windows-Store wieder. So ist derzeit weder eine offizielle App für Facebook, noch für Twitter oder für Google Maps verfügbar. Nutzer von Gmail müssen Microsofts Standard-Mail-App verwenden, die zwar durchaus gelungen ist, aber nicht den vollen Funktionsumfang der Gmail-Apps für Android oder iOS aufweist.

Sucht man nach einer der populären Apps, findet man nicht die offiziellen Varianten, sondern eine Reihe von Apps von Drittanbietern, die nicht immer einen seriösen Eindruck machen. Durch das Zulassungssystem von Microsoft ist es zwar unwahrscheinlich, dass sich hinter einer der Apps tatsächlich gefährliche Malware verbirgt, ein unangenehmes Gefühl macht sich bei den Suchergebnissen dennoch breit.

Auch beim Webbrowser kann sich schnell Frust breit machen. So ist man unter Windows RT gezwungen, den Internet Explorer 10 zu verwenden, der nicht von allen Webseiten perfekt unterstützt wird. Gleichzeitig ist die Touch-Version des Internet Explorers aber sehr gut gelungen, hat man die Gesten zur korrekten Bedienung erstmal gelernt, macht es Spaß, damit herzumzusurfen. RT-Versionen für Chrome, Firefox oder andere Browser sind derzeit noch nicht erhältlich.

Diese Probleme sind natürlich nicht nur auf das Surface begrenzt, sondern gelten für alle Tablets auf Basis von Windows RT.

Das Touch-Cover: Gewöhnungssache
Sehr viel Potenzial hat das Touch Cover, das optional für die Surface-Geräte erhältlich ist. Es ist nahezu so dünn wie eine „dumme" Schutzabdeckung, hat aber gleichzeitig eine Tastatur integriert. Die Tasten lassen sich zwar erfühlen, haben aber keinen Druckpunkt. Im ersten Moment ist das Tippgefühl darum etwas eigenartig, hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt, kann man mit dem Touch-Cover wesentlich schneller Tippen, als auf einem Touchscreen.

Wie gut man mit dem Touch Cover am Ende tatsächlich zurechtkommt, ist aber nicht nur Gewöhnungs- sondern auch Geschmackssache. Ein Pluspunkt für das Cover ist auch das Design, die weiche Oberfläche sieht nicht nur schick aus, sondern wirkt auch durchwegs widerstandsfähig.

Das Fazit: Noch viele Mängel
Wer vor hat, sich das jetzt verfügbare Surface mit Windows RT zu kaufen, muss sich bewusst sein, dass es keinen Ersatz für ein vollwertiges Windows bietet. Das Surface RT ist zwar ein robuster und gut aussehender Begleiter, stößt in Sachen Bedienung aber softwarebedingt sehr schnell an seine Grenzen. Zwar gibt es natürlich den wachsenden Windows-8-App-Store, für einen Großteil an der gewohnten Windows-Desktop-Software kann dieser aber meist keinen Ersatz bieten.

Der Store wächst zwar stetig, hat aber mit gut 35.000 Apps bei weitem noch nicht solche Ausmaße wie der Google Play Store (über 700.000), oder iTunes Store (über eine Million). Alleine schon der Zwang zur Nutzung des Internet Explorers 10 kann zu Problemen führen.

Anders wird es beim Surface Pro sein , das mit einem vollwertigen Windows 8 ausgestattet ist und so auch alle gewohnten Windows-Programme unterstützt, sofern es die Rechenleistung zulässt. Wann und zu welchem Preis die Pro-Variante in Österreich veröffentlicht wird, ist aber weiterhin unklar.

Dennoch bleiben beim Surface RT auch in Sachen Hardware einige Versäumnisse, die ärgerlich sind. So hätte man etwa neben dem vollwertigen USB-Anschluss auch einen ausgewachsenen SD-Kartenslot einbauen können, was besonders Fotografen zu Gute gekommen wäre. Auch die mittelmäßige Auflösung sowie die im Vergleich zu anderen Tablets geringe Akkulaufzeit sorgen beim Surface RT für einen bitteren Beigeschmack. Außerdem ist die Kamera ist mit 1,2 Megapixel weit nicht so hochauflösend wie bei der Konkurrenz ausgefallen.

Positiv fällt die Geschwindigkeit auf. Was derzeit auf dem Surface läuft, läuft auch schnell. Weder Apps noch aufwändige Webseiten können das Gerät so schnell ins Ruckeln bringen.

Das Surface RT ist in Österreich ab 14. Februar erhältlich. Die 32-GB-Variante kostet 479 Euro, die 64-GB-Version kommt auf 579 Euro. Im Set mit dem Touch-Cover kommen jeweils 100 Euro dazu. Kauft man das Touch-Cover unabhängig vom Tablet kostet es 119,99 Euro, das Type-Cover mit "richtigen" Tasten kostet 129,99 (jeweils UVP).

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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