Xbox One: Die Rückkehr des Windows Media Center
Ein Gerät, um alle anderen zu beherrschen oder gar zu verdrängen. So stellt sich Microsoft die Zukunft der Xbox im Wohnzimmer vor. Der Konzern setzt damit jene Idee um, die erstmals vor zwölf Jahren, 2001, präsentiert wurde. Während damals das Konzept des Wohnzimmer-PCs, auch als Media Center PC bekannt, nicht aufging, soll es durch die Kombination mit Games klappen. Ziel ist es, dass durch Personalisierung und interaktive Elemente der Spieler mit seiner Konsole und seinem TV eine Beziehung aufbaut. Man wolle so die Unterhaltung im Wohnzimmer grundlegend verändern. Die Xbox One soll die Unterhaltungszentrale werden – und damit GoogleTV und dem möglichen Apple Flat-TV zuvorkommen.
Intelligente TV-Box
So ging es in der ersten Hälfte der Präsentation auch gar nicht um Spiele. Stattdessen wurden TV und Unterhaltungsangebote in den Vordergrund gerückt. Über einen HDMI Ein- bzw. Ausgang kann das TV-Signal eingespeist werden, über die Internet-Leitung werden Video-on-Demand und Online-Videotheken eingebunden. Ein elektronischer Programm-Guide ist ebenfalls inkludiert. Wie bei aktuellen SmartTVs protokolliert die Xbox One, was man sieht, und schlägt entsprechend neue Filme oder TV-Serien vor. Ob dieses Feature in Österreich, etwa mit A1TV oder UPC funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Auch die abzuklärenden Lizenzrechte könnten den Umfang des Entertainment-Dienstes schmälern.
Fernsehen mit Zwischenrufen
Da alles in der Box aufbereitet wird, soll das Seherlebnis interaktiver werden. So können Nachrichten von Facebook oder Twitter über das TV-Bild gelegt werden. Zudem ist es möglich, auf dem linken Bildschirmrand ein kleines Skype-Fenster für Videotelefonie einzublenden. So kann man parallel fernsehen und telefonieren.
PC im Videorekorder-Look
Nüchtern betrachtet ist die Xbox One eine Kombination aus Festplattenrekorder, Blu-ray-Player und PC. Sie hat 500 GB Festplatten-Speicher, 8 GB Arbeitsspeicher, USB 3.0, Bluetooth und WLAN. Die Technik im Inneren basiert auf gängiger PC-Architektur. Das alles wurde in ein Gehäuse gepackt, dessen Design mehr an einen Receiver oder einen Videorekorder erinnert als an das einer Spiele-Station. Die grau-schwarze Box wirkt geradlinig und schlicht. Microsoft betont zudem, dass sie extrem leise ist.
HAL 9000
Auch das neue Kinect-Modul wirkt in seiner Eckigkeit deutlich erwachsener. Die große Weitwinkel-Linse, die links im Gehäuse sitzt, weckt Assoziationen mit HAL aus Space Odyssey. Da Kinect den Spieler auf Wunsch überwacht und etwa erkennt, wenn er zum Controller greift, ist diese Design-Anspielung durchaus passend. Wie erwartet wurde die Technik im Inneren aufgebohrt: Die Kamera nimmt nun mit FullHD (1080p) Videos auf.
Die Datenerfassung wurde durch bessere Sensoren deutlich aufgebohrt, weshalb Bewegungen des Körpers genauer erfasst werden können. Laut Microsoft sei es auch möglich, dass der Herzschlag des Spielers protokolliert wird. Überhaupt kommt Kinect bei Xbox One eine größere Rolle zu. Es soll die Fernbedienung durch Sprach- und Gestensteuerung ersetzen. Sagt man beispielsweise „MTV" wird zum TV-Kanal gewechselt, sagt man „Game" springt das Bild zum Spiel, sagt man „Film" wird einer abgespielt.
Im Kern mit Windows
Das alles passiert ohne Verzögerung. Zwischen den einzelnen Fähigkeiten der Konsole kann schnell gewechselt werden, alle Anwendungen starten zügig. Möglich macht dies die zugrundeliegende Software, die auf Windows basiert. Wie erwartet, setzt die Xbox auf Microsofts Betriebssystem. Dies soll Spieleprogrammierern die Arbeit einfacher machen, da es zwischen PC und Xbox One kaum noch Unterschiede gibt. Umgekehrt wird Windows 8 davon profitieren, da dessen Online-Store mittelfristig anwachsen wird.
Mehrere Bildschirme
Neben Kinect kann die Xbox One auch via Smartphone oder Tablet gesteuert werden. Dabei wird auf die bereits existierende Smartglass-App gesetzt. Über diese kann man das Gerät nicht nur steuern, sondern Spiele können die Extra-Displays auch nutzen, um weitere Inhalte anzuzeigen. Natürlich funktioniert die Bedienung auch ganz normal über den Controller. Dieser wurde dezent, etwa in punkto Force Feedback, überarbeitet, ist von der Form aber dem bestehenden Controller sehr ähnlich.
Dichter Cloud-Himmel
Um die interaktiven Inhalte, die Video-Angebote und auch die Sprachsteuerung zu ermöglichen, hat Microsoft die Zahl seiner Server für Xbox Live drastisch erhöht. Waren bis dato 15.000 Server für die Xbox360 im Einsatz, wächst die Zahl auf 300.000 an. In dieser Cloud können Spielstände, Videomitschnitte und andere Daten gelagert werden. Auch sollen aufgrund der Infrastruktur größere Multiplayer-Spiele möglich werden.
Standard-Kost bei Spielen
Gegen Ende der Präsentation wurde schließlich auch über Spiele gesprochen. Im Vergleich zum ersten Teil bot dies jedoch kaum Überraschung. Wie zu erwarten, ist Electronic Arts mit diversen Sporttiteln vertreten. Das finnische Studio Remedy steuert ein Action-Adventure namens Quantum Break bei. Activison schickt das neue Call of Duty Ghosts ins Rennen. Microsoft selbst wird zum Start Forza Motorsport 5 anbieten.
Für einen Aha-Effekt sorgte lediglich Halo – allerdings nicht als Spiel. Steven Spielberg wird gemeinsam mit Microsoft aus der populären Game-Serie eine TV-Show machen. Die Spiele- und TV-Welt sollen verschmelzen. Ob es dabei Verschränkungen, wie aktuell bei dem Spiel und der TV-Serie Defiance geben wird, ist noch unklar.
Alte Spiele nicht nutzbar
Durch den Umstieg auf eine neue Architektur sind Xbox360-Spiele mit Xbox One nicht mehr kompatibel und damit unspielbar. Dies betrifft Disc-Spiele ebenso wie Arcade-Download-Titel. Es wird auch an keinem Service gearbeitet, das dies ermöglichen soll. Stattdessen betont man, dass die Xbox360 weiter unterstützt und gefördert wird und Spiele weiterhin für diese Plattform erscheinen werden.
Gebrauchte Spiele sind hingegen nutzbar. Allerdings hält man sich zum Wie noch bedeckt. Second-Hand-Titel werden definitiv funktionieren, ob dafür eine kleine Gebühr eingehoben wird, ist unklar. Europa-Chef Chris Lewis sagte gegenüber der futurezone, dass man das Prozedere noch evaluiere.
Schließlich wurde noch erklärt, dass Spiele auf der Festplatte installiert werden müssen, dafür dann aber keine Disc im Laufwerk sein muss. Eine permanente Internet-Verbindung ist nicht erforderlich - außer natürlich es ist fixer Bestandteil von Spielen, wie etwa Multiplayer-Titel.
Im Laufe des Jahres
Über weitere Spiele schwieg sich Microsoft aus. Man wolle erst bei der Spielemesse E3 in Los Angeles in drei Wochen darüber sprechen. Der Konzern gab jedoch an, innerhalb des ersten Jahres 15 Exklusiv-Titel für die Xbox One anzubieten. Bei acht davon handelt es sich um brandneue Spiele.
Auch beim Erscheindatum der Konsole hielt man sich vage: Die Xbox One soll im Laufe des Jahres weltweit auf den Markt kommen. Wann genau und zu welchem Preis wurde nicht verraten.
- Was man von der neuen Xbox erwarten darf
- Sony zeigt Playstation-4-Teaser
- Neue Details zu PlayStation 4
- EA will keine Spiele mehr für Wii U machen