Apple, Google und Microsoft kämpfen ums Auto
Der Erfolg des iPhones und iPads nicht zuletzt im zahlungskräftigen Kundensegment hat Apple in den vergangenen Jahren auch die Tür in die Automobilbranche geöffnet. Bislang war dies in vielen Fällen jedoch auf die Integration von rudimentären Abspielfunktionen von Songs beschränkt. Mit dem auf der diesjährigen Entwicklerkonferenz WWDC vorgestellten „iOS in the Car“ will Apple bis 2014 sein mobiles Betriebssystem inklusive Telefonfunktionen, Navigation und Nachrichtenversand sowie seinen Sprachassistenten Siri auf die Displays von 16 namhaften Autoherstellern bringen.
Auch Microsoft und Google am Rad der Zeit
Microsoft arbeitet seit vielen Jahren mit der Automobilindustrie zusammen und bietet mit Windows Embedded Automotive (aktuell: Version 7) ein für das Auto maßgeschneidertes Betriebssystem an. In den vergangenen zwei Jahren standen Nachrichten diesbezüglich – nicht zuletzt durch die Einführung von Windows 8 – weniger im Fokus von Medien und Microsoft selbst. Autohersteller Fiat kündigte erst zuletzt ein neues Windows-gespeistes Auto, den 500L an.
Google wiederum machte in den vergangenen Jahren weniger mit einer Android-Portierung für Autohersteller Schlagzeilen als vielmehr mit dem ambitionierten Projekt seines selbst fahrenden Autos. Technologisch gesehen könnte die größere Offenheit von Android bzw. das darunter liegende Linux-Fundament auch Android und Google bei der Eroberung des Autos helfen. Sicherheitsbedenken und die Fragmentierung des Marktes gelten hier als größte Hindernisse.
Auch Telkos mit an Board
Denkbar ist auch, dass Autohersteller mit eigenen Betriebssystem-Derivaten - etwa auf Linux-Basis - mehrere Plattformen unterstützen. Daneben drängen auch Hardwarehersteller aus dem Netzinfrastruktur- und PC-Komponentenbereich mit entsprechenden Lösungen und cloudbasierten Services in den Markt. Selbst Telekommunikationsanbieter wie die Deutsche Telekom haben das Marktpotenzial
„Ob einer der Consumer-Konzerne wie Microsoft, Apple und Google das Rennen macht oder die Automotive-Hersteller die Nase mit eigenen Systemen vorne haben werden, ist ein spannendes Rennen, das wohl in den nächsten Jahren entschieden wird“, sagte Gerald Rüdiger, Head of Business Unit Automotive bei Fujitsu, im Gespräch mit der futurezone am Rande der IT Future in Wien.
IT-Konzerne stellen Infrastruktur und Cloud-Services
Fujitsu hat nicht zuletzt durch die japanischen Autohersteller Toyota, Honda und Nissan am Heimmarkt einen Fuß in der Tür und liefert neben Halbleitern und anderen Hightech-Hardwarekomponenten auch Info-Entertainment-Systeme inklusive der dazugehörigen (Cloud-)Services. 2011 etwa startete das japanische Unternehmen eine cloudbasierte Plattform namens SPATIOWL, die Kartendaten mit Sensordaten und Echtzeit-Informationen kombiniert und auf diese Weise Fahrzeuge besser durch die Gegend navigieren lässt.
Wie im Mobilfunkmarkt, wo Apple, Google und Co das Rennen um die Kundenbindung gegen die Provider mit eigenen App Stores im Prinzip gewonnen haben, wird es auch im Automobilmarkt zu einem ähnlichen Gerangel kommen. Das sieht Rüdiger ähnlich: „In den kommenden drei bis maximal fünf Jahren werden alle neuen Autos standardmäßig mit Standard-Netztechnologien, also 3G bzw. LTE und GPS ausgestattet, und somit online erreichbar sein.“ Diese Vernetzung schaffe völlig neue Möglichkeiten, die über entsprechende Interfaces und Services bedient werden müssten.
Individualisierbares User Interface
„Die Benutzeroberfläche ist natürlich eine Herausforderung. Man muss entsprechende Eingabemöglichkeiten finden, die man während des Fahrens auf vernünftige und vor allem sichere Art bedienen kann“, sagt Rüdiger. Neben der Sicherheit sei in Zukunft aber auch die Verfügbarkeit ein großes Thema. Wenn wesentliche Funktionen des Autos von einer Internetverbindung und von cloudbasierten Services abhängig seien, müssten die Autohersteller ihre Kundensupport-Modelle anpassen und natürlich auch Sorge tragen, dass Service-Ausfälle Infrastruktur-seitig vermieden werden.
Welche Betriebssysteme im Auto der Zukunft auch verwendet werden: Dass Autos bzw. dessen In-car-Systeme inkl. Displays in Zukunft individuell auf den jeweiligen Benutzer anpassen werden, gilt als sicher.
„Beim Autofahren wird es sicher nicht in erster Linie darum gehen, zu twittern oder pausenlos Facebook zu nutzen. Da geht es vielmehr darum, auf intelligente Art einen Parkplatz zu finden, sicher ans Ziel zu kommen oder völlig andere Services zu nutzen, die eben während dem Autofahren relevant sind“, sagt Fujitsu-Automotive-Chef Rüdiger. „Gleichzeitig werden die In-car-Systeme so konfigurierbar werden, wie bei einem klassischen Home-Arbeitsplatz. Über den Zugangschip erkennt das Auto, um welchen Fahrer es sich handelt, und ruft die gespeicherten Einstellungen ab.“ Erste Schritte und Experimente in diese Richtung sehe man bereits bei Carsharing-Plattformen.
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