Biometrie: Venen-Scanner schlägt Iris-Messung
Bereits seit einigen Jahren in Ländern wie Japan, Brasilien, aber auch der Türkei, USA und der Schweiz im Einsatz, könnte die auf den Namen PalmSecure getaufte Lösung auch in Österreich und Deutschland in Zukunft verstärkt zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um einen Sensor, der die Handfläche mittels Nahinfrarot und Kamera scannt. Indem das sauerstoffreduzierte Blut der Venen die Infrarotstrahlung absorbiert, kann ein detailliertes Muster aus mehr als fünf Millionen Punkten der Venenstruktur erstellt werden. Die Chance für einen nicht berechtigten Zugang liegt bei eins zu zehn Millionen.
Sicherste Biometrie-Lösung
„Ein aus der Handfläche erzeugtes Venenmuster ist im Vergleich zur Iris, dem bisher sichersten Merkmal in der Biometrie, noch einmal um den Faktor zehn genauer, Fingerprint-Technologien sind sogar 100 mal ungenauer“, erklärt Heinz Bosshard von Fujitsu im Gespräch mit der futurezone am Rande der Konferenz IT Future 2013 in Wien. Ist das Venen-Muster einmal (verschlüsselt) hinterlegt, kann es altersunabhängig verwendet werden. Nur bei Kindern bis zum Jugendlichen-Alter verändert sich das Muster im Laufe des Lebens noch.
Die Genauigkeit bei einem Iris-Scan ist mit einer Fehlerquote (False Acceptance Rate) von eins zu einer Million ebenfalls sehr hoch. Anders als bei der Venen-Methode lassen sich über Iris-Scans aber Rückschlüsse auf gewisse Krankheiten ziehen. Beim Fingerprint – eine mittlerweile recht kostengünstig umsetzbare Alternative – liegt die Fehlerquote bei eins zu Einhunderttausend. Für Hochsicherheits-Szenarien kommt man mittlerweile aber von der Technologie ab, da ein Abdruck mittels Klebstreifen und anderen Hilfsmitteln tatsächlich kopiert werden kann. Einige Menschen, deren Hautoberfläche etwa durch schwere körperliche Arbeit, beschädigt ist, sind von der Technologie zudem ausgenommen.
Psychologische Hürden
Das größte Hindernis bei beiden Technologien sei aber immer noch psychologischer Natur, erklärt Bosshard. „Das Scannen-Lassen der eigenen Augen ist für viele eine natürliche Hürde. Beim Fingerabdruck ist es ebenfalls so, dass man diesen eigentlich nicht hergeben will, da dieser Vorgang jahrzehntelang immer wieder mit kriminellen Vorgängen in Verbindung gebracht wurde“, sagt Bosshard. Bei der PalmSecure-Lösung sei die Hemmschwelle hingegen viel geringer, da diese berührungslos funktioniere. Im Vergleich zu Fingerprint-Lösungen sei der Venenscan dadurch auch hygienischer, was gerade in Umgebungen wie Krankenhäusern, Kantinen oder Restaurant-Ketten eine Rolle spiele.
Durch die Art, wie das Muster verschlüsselt gespeichert wird, sind laut Fujitsu keinerlei Rückschlüsse auf die Identität des Users möglich. Da jede Scan-Lösung mit einem anderen Schlüssel, den nicht einmal Fujitsu kennt, betrieben wird, können so auch keine Daten zusammengeführt werden, etwa wenn eine Person an verschiedenen Stellen ihr Venenmuster hinterlässt. „In den vergangenen sieben Jahren, seit die Technologie auf dem Markt ist, konnte sie in keinem Fall geknackt werden. Zum Vergleich: Bei manchen Fingerprint-Lösungen schaffen das Studenten innerhalb von drei Stunden“, so Bosshard.
Vielfältiges Anwendungsgebiet
Durch die einfache und unkomplizierte Anwendung ist PalmSecure laut Fujitsu keineswegs nur auf Hochsicherheits-Szenarien beschränkt. Bereits jetzt kommt die Lösung etwa zur Zeiterfassung in McDonalds-Filialen in Malaysia, in einer Schulkantine in den USA und als Bankomaten-Lösung in Brasilien und Japan zum Einsatz. Aber auch auf Flughäfen oder für das kontaktlose Bezahlen ist die Lösung bereits im Einsatz. Fujitsu zufolge greifen bereits 30 Millionen Nutzer weltweit auf die Lösung zurück.
Ob die biometrische Lösung in Zukunft auch in den Consumer-Markt – etwa auf Tablets und Smartphones – Einzug hält, traut sich Bosshard im Gespräch mit der futurezone nicht vorherzusagen. Als großes Manko gilt neben den Herausforderungen bei der noch stärker notwendigen Miniaturisierung auch der Preis. So fallen für den Kauf einer entsprechenden Lösung zwischen 180 bis 250 Euro an. „Auf unter 150 Euro wird man für den Sensor nicht so schnell kommen“, meint Bosshard. Smartphone-Hersteller hätten aber bereits großes Interesse für die Lösung bekundigt, so der Sicherheitsexperte.
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