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Digitale und reale Welt verschmelzen am Handy

Augmented Reality, also das Erweitern der realen physischen Welt mit digitalen Informationen, gilt spätestens seit dem Siegeszug leistungsstarker Smartphones als nächster logischer Schritt in die Technologiezukunft. Die Software-Architektur ist bislang fest in europäischer Hand. Mit Wikitude, Layar, Junaio und den weniger bekannten Acrossair und Bionic Eye rittern gleich fünf mobile Browser aus Europa um die Krone der erweiterten Realität.

"Nur lokal basierte Services falscher Weg"

Aktuell werden über die genannten Browser in erster Linie Informationen im nahen Umkreis des Smartphone-Users angezeigt. Wird der Browser aufgerufen, kann die reale Welt durch die Handykamera verfolgt werden. Je nach integrierter Informationsebene wird das Bild auf dem Display mit entsprechenden Icons oder Tags überblendet, die weiterführende Informationen oder auch Links zu Webseiten bieten.

Für Martin Adam, Geschäftsführer des Augmented-Reality-Anbieters mCrumbs , ist der derzeit vorherrschende Ansatz mit rein lokal basierten Services mittelfristig allerdings der falsche Weg. "Natürlich ist es praktisch, die in der Nähe befindlichen Hotels und Restaurants angezeigt zu bekommen. Darüber hinaus will man aber auch wissen, wo es am nächsten Tag an einem anderen Ort was zu essen gibt", meint Adam.

"User wollen auf möglichst viele Informationen zugreifen und technische Möglichkeiten wie GPS, Kompass, Kamera und Senoren nutzen, ohne fünf Applikationen öffnen zu müssen", sagt Adam. Aber nicht alle ortsbezogenen Services sind unnütz. Für die Wohnungssuche etwa sei eine lokal basierte Augmented-Reality-Anwendung optimal. "Die meisten Leute wissen recht genau, wo und wie sie wohnen wollen. Wenn man vor der Terminvereinbarung schon die Gegend erkunden kann, lässt sich viel Zeit sparen", so Adam.

Jahr 2011 wird spannend

Das Jahr 2011 wird aus der Sicht des mCrumbs-Geschäftsführers in mehrerer Hinsicht spannend. Mittels Bilderkennung erschließen sich völlig neue Anwendungsmöglichkeiten. So kann theoretisch jeder beliebige physische Gegenstand mit digitalen Zusatzinformationen hinterlegt werden. Geht ein Handyuser etwa an einem Kinoplakat vorbei, kann mittels aktivierter Handykamera und Augmented-Reality-Browser Zusatzinformation aus dem Web abgerufen oder Tickets in nahe liegenden Kinos gekauft werden.

Digitale Zusatzinfos auch am TV

Theoretisch können aber auch CDs und Bücher oder Zeitungsartikel und Inserate um digitale Zusatzinfos erweitert werden. Der deutsche Privatsender ProSieben plant im Jänner seine TV-Sendung Galileo mit Augmented-Reality-Elementen zu verbinden. Zuschauer, die Galileo am TV verfolgen, können sich per Junaio-App an der Sendung beteiligen, indem sie das Smartphone auf den TV-Screen richten und gestellte Antworten per Touch direkt auf ihrem Smartphone beantworten. Die eigene Leistung kann schließlich sofort mit der übrigen Galileo-Zuseherschaft verglichen werden.

Damit Bilder oder Logos erkannt werden, müssen sie in der Datenbank des jeweiligen Browser-Anbieters hinterlegt sein, wie überhaupt das Aufbereiten von Informationen ein mühseliger Prozess darstellt. "Für Entwickler rechnet sich die Arbeit derzeit kaum, denn im Vergleich zu Applikationen muss der bereitgestellte Content durch die sich ständig verändernden Browser-Eigenschaften betreut und adaptiert werden. Dazu kommen die verschiedenen Schnittstellen bei den unterschiedlichen Browsern", meint Adam im FUTUREZONE-Gespräch.

Nachfrage groß

Die Nachfrage von Unternehmen nach Augmented-Reality-Services sei aber sowohl in Europa als auch in den USA groß, so Adam. Die Entwicklung eines Standardprojektes ist bereits ab 5000 Euro möglich, bietet sich also auch für kleinere und mittlere Unternehmen an. Wenn mehr Informationen in den Pool eingespeist werden, Userzahlen steigen und Technologien wie Bilderkennung implementiert sind, werden sich auch neue Business Cases ergeben, ist sich Adam sicher.

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(Martin Stepanek)


mCrumbs
Das von Martin Adam gegründete deutsche Start-up zeichnet für rund 40 Augmented-Reality-Services verantwortlich. Neben einigen Vodafone-Projekten wie ein Festival-Leitsystem in Ungarn hat Adam unter anderem die deutsche Immobilienseite immonet.de sowie hotel.de für Layar, Wikitude und Co. aufbereitet. Bei der Umsetzung der Projekte wird Adam von fünf Freelancern unterstützt.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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