Science

Eine zweite Erde wird man noch lange nicht finden

Wer davon träumt, den problembehafteten Heimatplaneten zu verlassen und sich stattdessen auf einer idyllischen "Erde 2.0" mit unberührter Natur, klarer Luft und keinerlei Überbevölkerung anzusiedeln, der muss wohl noch lange auf die Entdeckung eines solchen Planeten warten. Unter allen knapp 2.000 bisher entdeckten Planeten außerhalb des Sonnensystems (Exoplaneten) kommt bisher kein einziger an den Komfort der Erde heran.

Mikroben

Wie dieser Tage an der Universität Wien bei einem internationalen Kongress zur Bewohnbarkeit von Planeten diskutiert wird, ist es einerseits aufgrund der Grenzen derzeitiger Sensortechnologie schwierig, die Eigenschaften von Exoplaneten genau zu bestimmen.

Andererseits bedarf es vieler unterschiedlicher Voraussetzungen, um Leben dauerhaft zu ermöglichen. Dabei ist nicht von der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt der Erde die Rede. Es geht alleine darum, ob Mikroben, Bakterien oder gar Einzeller dauerhaft woanders überleben könnten. Die Planetenentstehung spielt dafür bereits eine entscheidende Rolle.

Faktorenvielfalt

Wie Astrophysiker Yann Alibert am Kongress in Wien erklärt, ist die Entstehung von Planeten noch nicht eindeutig geklärt. Das wahrscheinlichste Modell geht davon aus, dass sich kleinste Partikel in der Materiescheibe um einen entstehenden Stern zu immer größeren Brocken zusammenschließen. Aus Staub werden kleine Steinchen, daraus größere Felsbrocken (Planetesimale) und schließlich Planeten.

Die Entfernung des Planeten von seinem Stern bestimmt, ob er aus schwereren Materialien – daraus werden Felsplaneten wie die Erde – oder leichteren besteht, wie bei Gas- oder Eisplaneten, etwa Jupiter oder Uranus. Je nachdem, wie schnell die Planeten eine kritische Masse überschreiten, können sie mehr oder weniger Gas aus ihrer Umgebung anziehen, etwa um eine Atmosphäre zu bilden. Zuviel Ausgangsmaterial oder zuviel Gas sind aber schlecht für die Bildung organischer Verbindungen. Außerdem kommt es auf die Menge an Licht, die Menge an Wasser und das Entstehen eines Kohlenstoff-Kreislaufes – etwa durch Plattentektonik – an, ob irgendetwas auf dem Planeten dauerhaft überlebt.

Hoffnung

Obwohl es bei der Entstehung von Planeten gewisse Regeln gibt, die durch die Analyse von Exoplaneten bestätigt werden, gibt es noch viele Bereiche, die noch ungenügend erforscht sind. So legen Astrophysiker bei der Suche nach Leben etwa große Hoffnungen auf die eisigen Monde von Jupiter und Saturn. Gezeitenkräfte durch die starke Anziehungskraft der Planeten könnten auf Monden wie Ganymed oder Titan tektonische Bewegungen wie auf der Erde ermöglichen, nur mit Wasser statt Magma als Untergrund. Raumsondenmissionen (etwa die ESA-Mission JUICE) sollen deshalb vor Ort nach Lebensspuren suchen.

Auch am Mars wird noch gesucht, auch wenn die Hoffnungen, am Nachbarplaneten Leben zu finden, nicht sehr groß sind. Unterdessen hilft der technologische Fortschritt dabei, das Leben ins All hinaus zu tragen. Erst kürzlich sorgte die Meldung, dass Astronauten erstmals Salat essen konnten, der auf der Internationalen Raumstation gezüchtet wurde, für großes Aufsehen. Am Kongress in Wien wird jedenfalls klar, dass nur eine Vielzahl glücklicher Umstände das Überleben auf der Erde möglich macht.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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