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Ende von SETI@Home: Wie geht die Suche nach Aliens weiter?

"Sind wir allein im Universum?" - mit dieser Kernfrage beschäftigen sich zahlreiche SETI-Projekte seit den 1960er-Jahren. Seit 1999 konnten sich Privatpersonen mit wenig Aufwand an der Suche nach außerirdischer Intelligenz (Search for Extra-Terrestrial Intelligence) beteiligen. Damals wurde das Programm SETI@Home ins Leben gerufen.

Die Idee: Wenn der eigene Computer läuft, aber gerade nicht verwendet wird, kann er zwischendurch Signaldaten analysieren. Diese stammten von riesigen Teleskopen und wurden mit Hilfe eines kleinen Programms aus dem Internet bezogen. Vergangene Woche wurde bekannt gegeben, dass SETI@Home bis auf Weiteres eingestellt wird. Die Wissenschaftler dahinter, angesiedelt an der kalifornischen Universität Berkeley, wollen sich erst einmal selbst einen Überblick über die analysierten Daten der letzten 21 Jahre verschaffen. Ihre Erkenntnisse wollen sie dann in Forschungsarbeiten veröffentlichen.

Strategien zum Absuchen des Himmels

Die Suche nach Außerirdischen wird aber weiterhin intensiv vorangetrieben. Weltraumforscher rund um den Globus wenden dafür drei grundsätzliche Strategien an: Erstens durch die Suche nach Spuren außerirdischer Zivilisationen auf den Himmelskörpern im Sonnensystem. Zweitens, durch die Analyse der Atmosphäre von Exoplaneten und drittens, durch die Suche nach technologischen Spuren, z.B. Signalen.

"Die derzeit stärksten auf der Erde existenten Radiotransmitter könnten wir heute am anderen Ende der Milchstraße aufspüren", ist Andrew Siemion, der Direktor des Berkeley SETI Research Center, überzeugt. Um Signale von Außerirdischen zu entdecken, werden deswegen meist riesige Radioteleskope eingesetzt. Das derzeit wohl größte derartige SETI-Projekt nennt sich "Breakthrough Listen". Das 2015 gestartete Projekt wurde vom russischen Internetunternehmer Juri Milner mit 100 Millionen Dollar finanziert. Zwei Teleskope in den USA (Green Bank) und Australien (Parkes) werden dafür verwendet.

Das spektakuläre, 500 Meter breite FAST-Radioteleskop in einer Talschüssel im Süden Chinas wird seit 2016 ebenfalls für SETI-Projekte eingesetzt. Aber auch im optischen Bereich wird nach unnatürlichen Phänomenen am Himmel Ausschau gehalten. In den kommenden Jahren soll mit "Panoseti" ein System aufgebaut werden, das den gesamten Nachthimmel nach Hinweisen absucht.

Aufschwung durch Exoplaneten

Großen Aufschwung erlebte der gesamte SETI-Bereich in den vergangenen Jahren durch die Vielzahl neu entdeckter Exoplaneten. Wie Kristina Kislyakova vom Institut für Astrophysik der Uni Wien erklärt, weiß man nun, dass Planeten um die meisten Sterne kreisen. Das war bis vor Kurzem nicht bekannt.

Durch immer bessere Teleskope auf und über der Erde (z.B. das 2021 startende James Webb Weltraumteleskop) kann man die Atmosphäre von Exoplaneten genauer analysieren. Dabei könnte man Hinweise auf lebensfreundliche Bedingungen, wie wir sie kennen, entdecken. Das muss aber nichts bedeuten, meint Kislyakova. "Wir haben noch nicht mal ein ausreichendes Verständnis davon, wie Leben auf der Erde entstanden ist."

Grundlagen für Suche nach Aliens

Drake-Gleichung: 1961 vom US-Physiker Frank Drake vorgestellt. Dient der Einschätzung der Anzahl von intelligenten Zivilisationen in unserer Galaxie, abhängig von 7 Faktoren. Optimistisches Modell geht von 100 Zivilisationen in der Milchstraße (mehr als 150 Milliarden Sternensysteme) aus.

Fermi-Paradoxon: 1950 vom italienischen Physiker Enrico Fermi entworfen. Idee: Aufgrund des Alters des Universums müsste sich doch eine Zivilisation entwickelt haben, die die Galaxie kolonisieren kann. Aber warum merkt man nichts davon? Hypothesen dazu u.a.: Zu große Distanzen zwischen Sternensystemen, zeitliche Unterschiede in der Zivilisationsentwickung oder wir sind tatsächlich allein.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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