Science

Forschungsrat: Österreich zählt nicht zu den Innovationsführern

2011 hat die damalige Bundesregierung die Strategie für Forschung, Technologie und Innovation mit der Absicht verabschiedet, Österreich bis 2020 zum Innovationsführer zu machen. Dieses Ziel werde man verfehlen, wie der Rat für Forschung und Technologieentwicklung unter Vorsitz von Hannes Androsch am Montag erklärte. Der Rat berät die Bundesregierung in Forschung und Technologiefragen und gab seine Bewertung der wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs ab.

In den meisten internationalen Rankings zu Leistungen bei Innovation, Wissenschaft und Technologie nimmt Österreich laut dem Forschungsrat immer noch lediglich einen Platz im vorderen Mittelfeld ein. Zwar gibt es in einigen Bereichen positive Entwicklungen, jene reichen aber nicht aus, um Österreich jeweils in die Spitzengruppe zu führen. Im European Innovation Scoreboard liegt Österreich etwa an zehnter Stelle.

Das liege nicht in erster Linie an zu wenig finanziellen Mittel. Mit einer Forschungsquote von 3,19 Prozent liegt Österreich immerhin an zweiter Stelle in der Europäischen Union, nur Schweden gibt mehr Geld für Forschung aus.

Innovationsdynamik

„Die Innovationsdynamik ist zurückgegangen“, konstatiert Androsch als einen der Gründe. Zwar sei die 2011 festgelegte Strategie zur Forschung und Technologieentwicklung gut gewesen, sie wurde aber nicht konsequent genug umgesetzt. Dass Österreich nicht zu den Innovation Leaders zählt, liegt auch nicht an seiner Größe, wie Androsch festhält. So liegen Länder wie Schweden, Dänemark oder Finnland im Spitzenfeld.

Andere haben nicht geschlafen

Das solle nicht heißen, dass in Österreich in den vergangenen Jahren Stillstand geherrscht hat. „Wir haben vieles erreicht. Das Problem, warum sich der Abstand zu den Innovation Leader nicht verschmälert hat, liegt daran, dass die anderen mehr weitergebracht haben“, so der stellvertretende Vorsitzende Markus Hengstschläger.

Laut Hengstschläger gilt es, Effizienzbarrieren und Schieflagen in der Mittelverteilung zu adressieren. „Wir müssen uns fragen, ob das viele Geld, das in die Forschung fließt, richtig ankommt und richtig eingesetzt wird“, so Hengstschläger. „Man muss nicht mehr Geld in die Forschung stecken, man muss es anders strukturieren.“

Empfehlungen des Rates

Auf Basis einer detaillierten Analyse des österreichischen Forschungs- und Entwicklungssystems gibt der Rat der Bundesregierung einige Empfehlungen für die Zukunft. So solle man einen eindeutigen politischen Fokus auf die relevanten Bereiche Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Innovation legen.

Außerdem empfiehlt der Rat, Forschung, Technologie und Innovation als Beitrag zur Erreichung übergeordneter Ziele auf gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Ebene zu verstehen. Darüber hinaus werde ein Ausbau entsprechender Instrumente als Missionsorientierung empfohlen. Stärker als bisher solle die Bedeutung sozialer Innovation berücksichtigt werden.

Bildung

Um die Effizienz des Bildungssystems zu steigern, solle man bei dem Problem der Bildungsvererbung ansetzen. Dabei müsse vor allem die zu hohe soziale Selektivität in den betroffenen Bildungsbereichen konsequent adressiert werden.

In der FTI-Strategie 2030 empfiehlt der Rat Fokus auf die Bereiche tertiäre Bildung, Hochschulen und Grundlagenforschung zu legen. Die im Regierungsprogramm verankerten Maßnahmen zur strukturellen Weiterentwicklung des Hochschulraumes sollen rasch umgesetzt werden. Außerdem gilt es die Governance-Strukturen der Universitäten zu verbessern und die kompetitiv vergebenen Mittel zur Förderung der Grundlagenforschung dem Niveau der führenden Länder anzupassen.  

Forschungsförderung

Das Gründen von Unternehmen solle außerdem einfacher werden Bürokratische und finanzielle Hürden sollen abgebaut werden. Gleichzeitig sollen die Rahmenbedingungen verbessert werden, auch in den Bereichen Risikokapitalfinanzierung und Crowdfunding.

Größeres Augenmerk solle man auf die Effizienz der Forschungsförderung legen. Dabei gilt es, bestehende Abläufe und Strukturen zu hinterfragen und Anreize mit gezielten Förderungen zu steigern. Das Forschungsfinanzierungsgesetz, das aktuell von der Bundesregierung ausgearbeitet wird, begrüße man.

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

mehr lesen